Nächstes Red Hat Enterprise Linux wird flexibler

Die Beta des überfälligen Red Hat Enterprise Linux 8 zeigt die Application Streams, die mehr Flexibilität bei der Versionswahl von Software versprechen.

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Nächstes Red Hat Enterprise Linux wird flexibler
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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Red Hat hat eine Beta des seit einer Weile erwarteten Betriebssystems Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 8 veröffentlicht. Sie modernisiert die auf Unternehmens-Kunden ausgerichtete Linux-Distribution deutlich. Das ist auch nicht weiter schwer, schließlich ist die aktuelle RHEL-Generation mittlerweile viereinhalb Jahre alt – zumindest an der Basis, denn mit Überarbeitungen wie dem Ende Oktober erschienene RHEL 7.6 hat der Distributor viele Bestandteile aufgefrischt oder um modernere Funktionen erweitert.

Neben der deutlich frischeren Ausstattung zählen die "Application Streams" zu den Highlights von RHEL8: Durch Sie sollen Nutzern leichter zwischen alten und neuen Versionen von Datenbanken oder Laufzeitumgebungen wechseln können, was unter anderem zum flexiblen Bau von Container-Images gedacht ist. Neu dabei sind auch TLS-1.3-Support, eine weitere Technik zum Vernetzen von Containern, ein effizienterer Mechanismus zur Stauvermeidung bei TCP/IP-Übertragungen, ein neuer Paketmanager und einiges mehr.

Viele dieser und anderer Verbesserungen sind Nutzern von Fedora bereits vertraut, denn wie gewohnt entsteht das neue RHEL aus Kernbestandteilen der maßgeblich von Red Hat gesponserten Community-Distribution. Red Hat vertreibt einige Funktionen aber untere anderen Namen. Der neue Paketmanager nennt sich etwa "Yum 4", was augenscheinlich die Verwandtschaft zur bislang von RHEL genutzten Yum 3 aufzeigen soll – letztlich ist Yum 4 aber nichts anders als DNF, das als Nachfolger von Yum von Grund auf neu entwickelt wurde. Er ist weitgehend kompatibel und bei Fedora schon eine Weile im Einsatz, wo er schneller und zuverlässiger arbeitet als sein indirekter Vorgänger.

Zu den "Application Streams" gehört unter anderem das Modul-Konzept, das beim Ende Oktober veröffentlichten Fedora 29 größere Bedeutung erhalten hat und damit nach jahrelanger Vorarbeit durchstartet. Durch die Module kann man beim neuesten Fedora leicht auf das bei Fedora 28 standardmäßig verwendete Node.js 8 zurückwechseln – beispielsweise, wenn die eigenen Programme noch nicht mit Version 10 zurechtkommen, die Fedora 29 normalerweise nutzt. Bei dieser Distribution wird man über Module vermutlich auch auf Version 11 (kürzlich erschienen) und 12 (in einigen Monaten erwartet) wechseln können, sodass Anwender nicht auf Fedora 30 warten müssen, falls sie ein möglichst aktuelles Node.js brauchen.

Node.js, PHP, PostgreSQL und einige anderen Software liegen in unterschiedlichen Versionen bei.

Ähnlich soll es auch bei RHEL funktionieren, wo man das Konzept etwa nutzen kann, um zwischen PostgreSQL 9.6 und 10.0 zu wechseln. Offenbar soll der Ansatz die Software Collections (SCL) ersetzen, mit den man RHEL bislang mit moderneren Komponenten ausstatten konnte. Weitere Details finden sich in einem Artikel zu Fedora 29, der im aktuellen c't Magazin 24/2018 enthalten ist, aber auch komplett auf ct.de erschienen ist. Den von Fedora verwendeten Begriff "Module" vermeidet Red Hat an prominenten Stellen, weil bereits Suse Enterprise Linux einen "Modul"-Ansatz verwendet, der allerdings etwas anders funktioniert.

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Zu den größeren Neuerungen von RHEL8 zählen ferner der Einsatz der Datenträger-Management-Lösung Stratis Storage. Bei der Datenträgerverschlüsselung kommt jetzt die zweite Generation von LUKS ("LUKS2") zum Einsatz, die einige Probleme des alten Formats ausräumt, Integritätschecks ermöglicht und die Performance verbessern soll. Zum Container-Betrieb liegt der auch in RHEL 7.6 enthalten Podman bei, der alles erledigt, was man typischerweise mit dem Kommandozeilentool docker macht; der "Pod Manager" versteht sogar dieselben Aufrufparameter.

Die vom KDE-Projekts entwickelte Bedienoberfläche Plasma ist wie kürzlich angekündigt nicht mehr dabei. RHEL ist damit das letzte kommerzielle Linux-Distribution, die Plasma den Laufpass gibt: Canonical hat KDE Plasma bei Version 12.04 aus "main" entfernt, Suse hat die Bedienoberfläche bei Suse Linux Enterprise 12 rausgeworfen.

Der Kernel von RHEL8 basiert auf Linux 4.18. Ferner liegen Glibc 2.28, GCC 8, Python 3.6, Perl 5.26 und Systemd 239 bei. Damit scheint das nächste RHEL auf einem Mix der Kernbestandteile von Fedora 28 und Fedora 29 zu basieren. Die Beta erscheint rund zweieinhalb Wochen, nachdem IBM angekündigt hat, Red Hat übernehmen zu wollen.

Detail zu diesen und zahlreichen weiteren Neuerungen zur RHEL-8-Beta finden sich in einer Webseitenbereich zu RHEL8, einem Blog-Beitrag zur Beta, den Freigabehinweisen und weiterer Dokumentation. Download-Quellen und weitere Hinweise zur kostenlos erhältlichen Beta finden sich in einer Readme und auf beim Red Hat Developer Programm. Das Unternehmen hat sich nicht geäußert, wie lange die Beta-Phase dauern soll. Selbst bei Minor-Updates wie dem jüngst freigegeben RHEL 7.6 vergehen zwischen Beta und Final meist zirka drei Monate; bei neuen Major Release war die Beta-Phase typischerweise länger; manchmal gab es auch noch eine zweite Beta.

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(thl)