Deutsche Bahn: Viele Regionalzugstrecken noch jahrelang ohne WLAN

In vielen europäischen Ländern ist WLAN in Regionalzügen bereits Standard, in DB-Regionalzügen nicht – und das wird sich absehbar kaum ändern.

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Deutsche Bahn: Viele Regionalzugstrecken noch jahrelang ohne WLAN
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Auch nach 2020 werden Bahnfahrer auf den meisten Regionalbahnstrecken noch kein WLAN nutzen können. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Fahrgäste dann rund jeden dritten Kilometer in Regionalzügen und S-Bahnen mit entsprechenden Hotspots zurücklegen werden. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Derzeit ist es weniger als jeder siebte Kilometer.

Die Bahn misst die Ausstattung ihrer Fahrzeuge mit WLAN in sogenannten Personenkilometern, also Streckenkilometern multipliziert mit der Zahl der beförderten Personen. Man kann daher nicht sagen, wie viele Züge mit WLAN ausgestattet sind. Derzeit legen Fahrgäste den Angaben zufolge aber 13 Prozent der Regionalzug-Strecken mit entsprechendem Internetempfang zurück.

Die Ausstattung mit WLAN oder zumindest Vorrüstungen dafür werden derzeit auch nur bei der Hälfte der Neuausschreibungen überhaupt gefordert. Eine Ausstattung aller Netze würde nach Schätzungen der Bahn zwischen 160 und 200 Millionen Euro kosten.

In vielen europäischen Ländern gehöre WLAN in Nahverkehrszügen längst zum Standard, kritisierte der FDP-Abgeordnete Torsten Herbst. Deutsche Bahnkunden dagegen könnten nur "darauf hoffen, dass ihr Mobiltelefon trotz der vielen Funklöcher wenigstens etwas Empfang hat". Die Vergabepraxis der Länder müsse sich ändern, kostenlose Hotspots gehörten zu einem attraktiven Nahverkehrsangebot dazu.

Eine Linderung des Problems könnte das zukünftige 5G-Mobilfunknetz bringen, deren Frequenzen Anfang 2019 vergeben werden sollen. Zurzeit arbeitet die Bundesnetzagentur an den Vergaberegeln, die Ende November festgezurrt sein sollen. Nach derzeitigem Stand müssen Netzbetreiber, die ein 5G-Netz aufbauen wollen, eine weitgehend flächendeckende Abdeckung garantieren. Dies sieht vor, dass nicht nur an schnellen ICE-Strecken mobiles Internet zur Verfügung steht, sondern auch die übrigen Zugstrecken an das schnelle 5G-Internet angeschlossen sind.

Ein erster Entwurf der Vergaberegeln sah noch keinen flächendeckenden Ausbau vor. Er war in der Politik deshalb auf breite Kritik gestoßen. Viele Politiker aus Regierung und Opposition forderten eine komplette Abdeckung der Fläche mit 5G-Netzen. Provider wie die Deutsche Telekom verweisen darauf, dass eine hundertprozentige Abdeckung der Fläche in Deutschland wirtschaftlich unsinnig und technisch nicht notwendig sei.

Deshalb soll besonders im ländlichen Raum ein regionales Roaming angeordnet werden können. Das betrifft beispielsweise Bundes- und Landstraßen sowie Wasserwege, an denen wegen hoher Kosten nur ein Telekommunikationsunternehmen ein Netz ausbaut. Dann soll das Unternehmen die Infrastruktur anderen Anbieter gegen ein reguliertes Entgelt überlassen. Ein nationales Roaming für die gesamte Fläche Deutschlands ist allerdings nicht vorgesehen. (mit Material der dpa) / (olb)