Amazon kündigt Zugriff auf Satellitendaten über Cloud-Service AWS an

Im Rahmen seiner re:Invent stellte Amazon einen ungewöhnlichen Dienst vor: AWS Ground Station bietet ein Gateway zu den Daten von Weltraumsatelliten.

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AWS re:Invent Amazon kündigt Satelliten als Service an
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Harald Weiss

Passend zur Landung des neuen Mars-Roboters Insight am vergangenen Montag hat Amazon auf seiner alljährlichen Kundenveranstaltung AWS re:Invent einen neuen Dienst vorgestellt: Satelliten-as-a-Service. Hinter dem Namen AWS Ground Station verbirgt sich eine Art globales Gateway zu den großen Datenmengen, die Weltraumsatelliten produzieren.

"Wir haben eine neue Infrastruktur geschaffen, zu der nicht nur unsere IT- und Netzwerkeinrichtungen gehören, sondern auch Antennenfelder und spezielle satellitenorientierte Analytik", sagte AWS-CEO Andy Jassy auf einer Pressekonferenz am Vorabend der re:Invent in Las Vegas.

AWS-CEO Andy Jassy stellte auf eine Pressekonferenz die neuen Satellitendienste vor.

(Bild: Harald Weiss)

AWS nutzt ein Netz an Satellitenbasisstationen, die mit den AWS-Regionen verbunden sind. Zunächst schließt der Konzern zwei Regionen an, darunter US West – Amazons Heimatregion im Nordwesten der USA. Bis Mitte nächsten Jahres sollen insgesamt 12 der bestehenden 19 AWS-Regionen folgen. Seitens AWS gehören zu dem neuen Angebot die Dienste Kinesis Data Stream, Rekognition, SageMaker, Redshift, Athena, QuickSight, S3 sowie Glacier.

Ein Nutzer des Dienstes ist DigitalGlobe, Anbieter hochauflösender, aktueller Bilder der Erdoberfläche. Diese verwenden Nichtregierungsorganisationen, um Rettungsschiffe im Mittelmeer schnell und präzise über neue Schlauchbootbewegungen zu informieren. "Dank unserer Informationen und der guten Zusammenarbeit konnte die Zahl der Flüchtlingstoten seit 2016 um 54 Prozent gesenkt werden", meinte Gründer Walter Scott.

Weitere Anwendungsfälle der DigitalGlobe-Bilder sind die Auswertung von Naturkatastrophen, beispielsweise genaue Informationen über Waldbrände oder Tsunami-Schäden. Über 80 Petabyte würden bei DigitalGlobe täglich entstehen, die AWS erfasst, aufbereitet und auswertet.

Kurzvorstellung von AWS Ground Station

(Bild: Harald Weiss)

Ein anderer Pilotpartner von AWS Ground Station ist der Rüstungskonzern Lockheed Martin. Dessen Vice President Rick Ambrose sieht Vorteile vor allem bei Low-Earth-Orbit-Satelliten (LEO), die bald die Erde mit einem globalen Netz für den Internetzugang überziehen sollen. Seiner Ansicht nach werden in Kürze 16.000 Satelliten die Erde umkreisen. Hierzu hat das Unternehmen unter dem Namen Verge günstige Antennen entwickelt, die als Bindeglied zwischen den Satelliten und der AWS Cloud fungieren sollen.

Die neuen LEO-Flugkörper haben zwar eine kürzere Signallaufzeit als die bisherigen geostationären Satelliten, doch sie kommen und gehen, das heißt, die Verbindungen zu ihnen müssen ständig hin und her geschaltet werden. Das ist ähnlich zum Mobilfunk, bei dem sich die Verbindung zwischen Handy und den Basisstationen in Abhängigkeit der Verfügbarkeit ebenfalls laufend ändert. Neben Lockheed Martin und DigitalGlobe sind BlackSky Spire Global, Open Cosmos und HawkEye360 Partner der AWS Ground Station.

Der Dienst ist zwar ab sofort verfügbar, doch konkrete Preise nannte Amazon nicht. Einziger Hinweis war, dass der Anbieter die Nutzung auf Minutenbasis abrechnet. "Wir übertragen das Prinzip des Cloud-Computing auf die Nutzung von Satelliten-Daten", schreibt AWS Chief Evangelist Jeff Barr in seinem zugehörigen Blog. Mit diesem Preismodell sollen die Betreiber laut AWS bis zu 80 Prozent der Kosten einsparen können. (rme)