Geoengineering: Forscher wollen Weg zur Abkühlung der Erde testen

Partikel in der Stratosphäre könnten der Erderwärmung entgegenwirken. Ein Experiment soll bald beginnen. Die Aufmerksamkeit ist immens.

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Geoengineering: Forscher wollen Weg zur Abkühlung der Erde bald testen

(Bild: AdinaVoicu)

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Schon kommendes Frühjahr könnte der Klimawissenschaftler David Keith mit einem bescheidenen Tests seiner Geoengineering-Pläne beginnen. Gemeinsam mit seinen Kollegen will der Harvard-Forscher im Rahmen des Stratospheric Controlled Perturbation Experiments (SCoPEx) herausfinden, ob sich Partikel in der Stratosphäre eignen, Wärme ins All abzustrahlen und die Erderwärmung zu begrenzen. Für drei Millionen US-Dollar will er dazu zuerst zwei Ballons in 20 Kilometern Höhe über den USA fliegen und zusammen weniger als ein Kilogramm Calciumcarbonat ausstoßen lassen, schreibt Nature.

Auch wenn es sich um einen sehr begrenzten Test handle, wird er extrem genau beobachtet werden, wissen die Forscher. Vor allem Umweltschützer sehen das Projekt kritisch. Sie fürchten, derartige Versuche könnten von permanenten Maßnahmen gegen den Klimawandel ablenken und Projekten zur Reduzierung von Treibhausgasen die Legitimierung entziehen. Die Forscher sind sich dieser Aufmerksamkeit bewusst und wollen deshalb nichts überstürzen und eine externe Aufsicht einrichten, sagten sie dem Wissenschaftsmagazin. Die dadurch angestoßene Debatte sei wichtig, stimmen andere Klimawissenschaftler zu.

Keith und seine Kollegen weisen vor allem auf die Gefahr hin, dass Regierungen eines Tages in Panik geraten könnten, sollten die Folgen der Erderwärmung noch katastrophaler werden. Geoengineering zur Abkühlung der Erde mit in die Atmosphäre eingebrachten Partikeln könnte dann als Gegenmaßnahme in den Fokus rücken, da sie vergleichsweise günstig sei – Schätzungen gehen demnach von jährlichen Kosten zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar aus. Das könnten einzelne Staaten oder sogar Individuen finanzieren. Unüberlegte und mangelhaft vorbereitete Versuche müssten aber verhindert werden.

So war bislang Schwefeldioxid als Stoff favorisiert worden, der in hohen Schichten Atmosphäre Sonnenlicht reflektieren könnte. Doch die könnten dazu beitragen, dass die Ozonschicht geschwächt wird, erklären die Harvard-Forscher. Deswegen experimentiere man nun mit Calciumcarbonat. Die Ballons sollen das in die Stratosphäre einbringen und dann die Ausbreitung beobachten. Die vorgesehene Menge sei viel geringer als bei anderen Materialien, die etwa durch Raketenstarts in die Atmosphäre gelangen. Ausgefeiltere Tests seien aber möglich, meint der Atmosphärenforscher David Fahey und ergänzt: "Nicht über Geoengineering zu reden, ist der größte Fehler, den wir jetzt machen könnten." (mho)