Alles voller Keime bei McDonald's

Auf Touchscreens der Restaurant-Kette soll es Mikroben geben, die sich auch im Verdauungstrakt finden lassen. Wir sind so gar nicht schockiert.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anton Weste

McDonald's setzt verstärkt Touchscreens ein, über die Kunden der Restaurantkette ihre Bestellung aufgeben können. Nun hat die britische Newsseite Metro in acht McDonald's-Restaurants Oberflächenproben von Touchscreens genommen und die Keimbelastung untersucht. Was da gefunden wurde, klingt nicht appetitlich: "Wir waren alle überrascht, wieviele Darm- und Fäkalbakterien auf den Touchscreens waren", kommentierte Mikrobiologe Dr. Paul Matewele von der London Metropolitan University. "Sie können Infektionen hervorrufen, mit denen man sich sonst in Krankenhäusern ansteckt."

Anfassen, Essen, Krankenhaus-Bakterien – wunderbarer Wortcocktail, um die Aufmerksamkeit der Leser zu bekommen. Dazu noch die weltweit bekannteste Marke einer Restaurantkette. Entsprechend titelte Metro ganz plakativ: Poo found on every McDonald’s touchscreen tested . Weitere Medien griffen das Thema auf.

Aber sind die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung so gravierend und überraschend? Viele genannte Keime kommen fast überall vor. Beispiel: Listerien. Ja, sie können die schwerwiegende und für immungeschwächte Menschen sogar tödliche Listeriose auslösen. Aber gleichzeitig sind wir ständig Listerien ausgesetzt, sie sind in der Natur allgegenwärtig verbreitet. Es ist eher überraschend, dass Listerien nur auf zweien von acht getesteten Touchscreens bei McDonald's vorgefunden wurden.

Entscheidend ist die Konzentration pathogener Keime und ihre Möglichkeit, in den menschlichen Körper zu gelangen. Die Meldung schweigt sich dazu aus und überlässt es der Phantasie der Leser, wie stark belastet die Touchscreens sind. Und ob sie darin wirklich einen Unterschied zu Türklinken, Geldmünzen, Geländern und U-Bahn-Haltegriffen darstellen. Dass eine Berührung potenziell mehr Keime überträgt als ein kontaktloser Bestellvorgang – sprich: mündliche Order beim Personal – ist Binse.

Eine ähnlich sinnvolle Meldung wäre: "Radioaktivität in allen McDonald's-Restaurants gemessen". Das will ich hoffen, denn allein die Atemluft ist radioaktiv. (Exkurs: Unsere jährliche Strahlenbelastung aus natürlichen Quellen wie Luft und Boden beträgt 2,1 Millisievert, dazu kommen durchschnittlich 1,8 Millisievert aus künstlichen radioaktiven Quellen). Es ist ein Spiel mit Reizworten und Ängsten. Und im Fall der McDonald's-Meldung: mit einer Portion Ekel.

Die Fast-Food-Kette ist von ihren Touchscreens überzeugt. Gäste tendieren dazu, per Touchscreen mehr zu bestellen als bei einer verbalen Bestellung. Ein Sprecher von McDonald's sagte zu den Ergebnissen von Metro: "Unsere Bestellscreens werden regelmäßig im Lauf des Tages gereinigt. Alle unsere Restaurants bieten den Gästen Möglichkeiten, um ihre Hände vor dem Essen zu reinigen."

Hände waschen vor dem Essen. Ein ebenso vertrauter wie guter Tipp, egal ob man zuvor Türklinken, Geld oder Touchscreens angefasst hat.

(anwe)