Test: Lüfterloser Einplatinenrechner ODROID-H2 für Windows 10 und Linux

Der koreanische Hersteller Hardkernel lieferte am 27. November die erste Charge des ODROID-H2 mit Celeron J4105 und zweimal Gigabit-Ethernet – c't hat einen ergattert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 87 Kommentare lesen
Einplatinenrechner ODROID-H2 im Test

(Bild: c't)

Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Kleine Bastelcomputer mit x86-Prozessoren sind deutlich teurer und schlucken mehr Strom als solche mit ARM-SOCs wie der Raspberry Pi. Doch x86-SoCs wie Intels Celeron J4105 aus der Familie Gemini Lake haben nicht nur leistungsstärkere Rechenwerke, sondern auch PCI Express 2.0, SATA 6G und USB 3.0 – also schnelle Schnittstellen. Das nutzt die für ARM-Bastelboards bekannte Firma Hardkernel aus Korea für ihr erstes x86-Board, den Odroid-H2. Er ist besonders für den Netzwerk-Einsatz interessant, weil er ab Werk mit zwei Gigabit-Ethernet-Chips von Realtek bestückt ist.

Am 20. November konnte man die erste Charge des Odroid-H2 für 111 US-Dollar plus 15 US-Dollar Versandkosten vorbestellen; Hardkernel versprach, die Geräte am 27. November zu verschicken. Das klappte: Am 29.11. traf das Testgerät in der c't-Redaktion ein.

Es ist nur eine knappe Dokumentation mitgeliefert, Details stellt Hardkernel in einem Wiki bereit. Das hätten wir früher lesen sollen: Wer eine SATA-SSD anschließen will, sollte man ein spezielles Stromkabel mitbestellen. Also mussten wir eine etwas abenteuerliche Kabelkonstruktion selbst basteln, um den Test durchführen zu können.

Hardkernel Odroid-H2 (6 Bilder)

Hardkernel Odroid-H2 (vorne rechts) im Vergleich zu Intel NUC (flache Ausführung) und Zotac ZBox CI329 nano (hinten links)
(Bild: c't)

Zusätzlich oder alternativ kann man an der Unterseite des Odroid-H2 eine M.2-NVMe-SSD einstecken. Es muss eine mit PCIe-NVMe-Controller sein, M.2 SATA funktioniert dort nicht: Die beiden SATA-6G-Ports des Celeron J4105 sind nur an Buchsen oben auf dem Board nutzbar. Achtung: Hardkernel liefert auch die winzige Schraube zur Befestigung der M.2-SSD nicht mit. Die M.2-SSD muss genau 8 Zentimeter lang sein (M.2 2280), kürzere oder längere passen nicht.

Die Pufferbatterie für die Echtzeituhr und die Einstellungen des BIOS-Setup liefert Hardkernel lose mit, man muss ihr Anschlusskabel noch aufstecken. Um den Odroid-H2 zu betreiben, braucht man ein nicht mitgeliefertes Netzteil, das 14 bis 20 Volt liefert; Hardkernel empfiehlt 15 Volt und 60 Watt Belastbarkeit (15 V/4 A). Wir haben ein Leicke-Netzteil mit 19 Volt und 60 Watt verwendet, was problemlos funktionierte.

Auch RAM muss man selbst beschaffen und einstecken, und zwar ein oder zwei DDR4-SO-DIMMs. Laut Intel steuert der Celeron J4105 maximal 8 GByte an, aber es funktionierten auch 2 × 8 GByte, also 16 GByte. Die Messungen haben wir mit 2 × 4 GByte durchgeführt sowie mit der SATA-SSD Samsung 830. Sofern nicht anders angegeben, hing dabei ein Full-HD-Display am HDMI und die Eingabegeräte waren per USB-Funkadapter angeschlossen.

Der Odroid-H2 kann nicht nur von einer SATA- oder NVMe-SSD booten, sondern auch von einem USB-Stick oder von einem kleinen Modul mit eMMC-Flash, das man bei Hardkernel kaufen kann. Dafür ist ein Steckplatz auf dem Board vorhanden.

Wie Hardkernel in einem Blog-Beitrag erklärt, ist der Odroid-H2 das erste x86-Produkt der Firma; vorherige Anläufe hatte man aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Dem Odroid-H2 merkt man aber nicht an, dass er ein Erstlingswerk ist: Fast alles läuft wie bei jedem anderen x86-PC. Er hat ein normales UEFI-BIOS (Version vom 30. Oktober 2018). Im BIOS-Setup fällt auf, dass er Secure Boot nicht unterstützt – kein großer Nachteil.

Wir haben Windows 10 64-Bit 1809 installiert und alternativ von einer SSD mit Ubuntu 18.10 gebootet. Mit keinem der Betriebssysteme gab es Probleme. Windows 10 erkannte alle Komponenten automatisch. Wer höhere Anforderungen an die analoge Tonqualität hat, sollte einen Realtek-Treiber für den Soundchip ALC662 installieren, den Hardkernel (bisher) nicht bereitstellt.