Test: Lüfterloser Einplatinenrechner ODROID-H2 für Windows 10 und Linux
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Performance des Odroid-H2
Der Celeron J4105 hat abgespeckte "Atom"-Kerne, ist also nicht mit einem Core i oder davon abgeleiteten Celeron G zu vergleichen. Die Gemini Lakes sind aber deutlich schneller als ihre Vorfahren. Der Celeron J4105 liefert jedenfalls die erwartete Rechenleistung im Cinebench R15, nämlich magere 73 Punkte bei SInglethreading und akzeptable 268 Punkte bei Multithreading. Das entspricht ungefähr dem, was ein AMD A10-5700 im Jahr 2012 schaffte (80/273 Punkte). Ein aktueller Celeron G4900 wiederum ist bei Singlethreading viel schneller, hat aber nur zwei Kerne (123/239 Punkte).
Bei der Datenverschlüsselung punkten die AES-NI-Einheiten des Celeron J4105. In VeraCrypt 1.23 schafft er AES-Verschlüsselung mit 1,6 GByte/s. In OpenSSL unter Ubuntu sind mit AES-NI (Option -evp) rund 678 MByte/s bei 1-KByte-Blöcken drin, wohlgemerkt auf einem Kern. Ohne AES-NI sind es knapp 108 MByte/s.
Datentransfers via Gigabit Ethernet lieferten die üblichen Werte von bis zu 102 MByte/s. Bei SATA 6G, USB 3.0 und der NVMe-SSD war das Lesen jeweils etwas schneller als das Schreiben. Die NVMe-SSD ist nur mit PCIe 2.0 x4 angebunden, die Leserate von 1,8 GByte/s passt dazu.
Sparsamer Vertreter im Leerlauf
Unter Windows 10 begnügt sich der Odroid-H2 im Leerlauf mit 4,7 Watt; für diese Standardmessung schalten wir Ethernet ab, weil die Messungen dann besser reproduzierbar sind. Mit einem aktiven Gigabit-Ethernet-Chip, der aber nichts überträgt, sind es 5,7 Watt. Schaltet sich der Bildschirm ab und dann auch die GPU in den Schlafmodus, sinkt die Leistungsaufnahme mit aktivem LAN auf 4,9 Watt.
Mit einem 4K-Display steigt der Stromdurst um 0,4 Watt, mit zwei 4K-Diplays (an HDMI 2.0 und DP 1.2) um 1,6 Watt. Mit einer NVMe-SSD – wir haben die ältere Samsung PM951 verwendet – liegt die Leistungsaufnahme um rund 1 Watt höher als mit einer SATA-SSD.
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Unter Ubuntu 18.10 ebenfalls auf einer SATA-SSD lag die Leistungsaufnahme im Leerlauf zunächst bei 6,4 Watt bei aktivem LAN, also um 0,7 Watt höher als unter Windows 10. Aktiviert man via Powertop das SATA Link Power Management (LPM), ist das System unter Ubuntu hingegen sparsamer als unter Windows: 4,5 Watt. Weitere Powertop-Optionen können die Leistungsaufnahme im Leerlauf unter 4 Watt drücken. Uns fehlte die Zeit, um zu prüfen, ob das unerwünschte Nebenwirkungen hat, etwa geringere Datentransferraten.
Der Kühlkörper des Odroid-H2 erwärmt sich unter extremer Volllast mit Prime95 auf über 60 Grad Celsius.
(Bild: c't)
Heiße Zinken unter Extrembelastung
Beim Decodieren eines 4K-Videos von YouTube (VP9) an einem 4K-Display benötigte das System aus Odroid-H2 und Netzteil rund 11 Watt. Unter extremer Volllast mit Prime95 stehen aber 21 Watt an, der lüfterlose Kühler gerät dann nach rund 10 Minuten an seine Grenzen: Er erwärmt sich auf über 60 Grad Celsius, der Prozessor drosselt sich dann, weil er über 100 Grad erreicht. Für extreme Dauervolllast braucht man also einen Lüfter. Hardkernel verkauft passende Gehäuse mit Lüfterplätzen.
Startet man parallel zum Prime95 "Torture Test" noch den FurMark, der die GPU belastet, fließen ganz kurz 36 Watt, dann sind es wieder 22. Das Netzteil sollte also mindestens 40, besser 50 Watt liefern können, damit Lastspitzen nicht zu Abstürzen wegen Spannungseinbrüchen führen.
Attraktives x86-Board für eigene Projekte
Der Odroid-H2 eignet sich gut als Rechenbaustein für eigene Projekte, vor allem als Mini-Server, NAS oder Firewall. Man sollte allerdings mit spitzer Feder kalkulieren: Zu den 111 US-Dollar kommen außer Versandkosten noch Kosten für Zubehör wie das SATA-Stromkabel sowie ein Netzteil, eine SSD und RAM hinzu. In unserem Fall wurde keine Einfuhrumsatzsteuer fällig, sonst kommen noch rund 23 Euro obendrauf.
Wenn es etwas größer sein darf, bekommt man für 80 Euro auch ein Mini-ITX-Board wie das Asrock J4105B-ITX, bei dem sich ein zweiter Ethernet-Adapter dank PCIe-Slot für wenige Euro nachrüsten lässt. Soll es kompakt sein, sollte man mit der Zotac ZBox CI329 nano vergleichen: Da sind für 180 Euro Gehäuse und Netzteil dabei, allerdings passt nur eine 2,5-Zoll-SSD hinein. Ansonsten gibt es nur wenige Mini-Rechner mit zwei Gigabit-Ethernet-Ports – und jene mit älteren Atom-Celerons wie dem Celeron N3450 (Apollo Lake) sind deutlich langsamer als der Odroid-H2 und eignen sich außerdem weniger gut für 4K-Displays.
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