Welche Chance hat "KI made in Germany"?

Eine Chance für die europäische Industrie und für eine ethische KI sehen Wirtschaftsvertreter und Forscher auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung.

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Welche Chance hat "KI made in Germany"?

(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Heiße Diskussionen regt die Initiative der Bundesregierung an, Deutschland solle Technologieführer für Künstliche Intelligenz werden. Immerhin sind Fördermittel von drei Milliarden Euro bis 2025 ausgelobt und 100 neue Professuren sollen eingerichtet werden. Wirtschaftsvertreter und Forscher besprechen auf dem Digitalgipfel in Nürnberg Stärken und Chancen des europäischen Standorts.

Auch wenn USA und China beim Einsatz von KI-Technologien weit vorne liegen, sieht acatech-Präsident Karl-Heinz Streibich in seiner Opening Keynote eine starke Ausgangsposition für den deutschen Standort. Ja, US-Firmen haben einen Vorsprung bei bisher gesammelten Konsumentendaten. Deutschland habe dagegen Weltmarktführer in allen Branchen und Domainwissen in den Industriedaten. "Hier haben wir industrielle globale Powerhäuser, die wir zu digitalen globalen Powerhäusern weiterentwickeln können und müssen." So lassen sich neue Dienste und neue Extras für deutsche Exporterfolge entwickeln.

Beispielsweise sei Deutschland im Bereich autonomen Fahrens vorne mit dabei. Mit 23,4 Prozent der internationalen Patente in diesem Bereich liegen deutsche Forscher gleichauf mit Japan noch vor den USA. Entscheidend sei aber auch, dass Deutschland als europäischer Teamplayer antritt, Kompetenzen und Daten mit denen europäischer Partner ergänzt und vernetzt.

Ein weiteres entscheidendes Thema ist das internationale Vertrauen in deutsche Technik und in das deutsche Rechtssystem, beispielsweise in den Datenschutz. Nur durch Vertrauen entstehe aber Akzeptanz für KI-basierte Assistenzsysteme. Anbieter sollten daher mit "KI made in Germany" um Vertrauen werben.

Vertrauen in KI bezeichnete auch Ministerialdirigent Dr. Herbert Zeisel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als entscheidend für den Erfolg der deutschen KI-Initiative. Er warf die Idee eines "hippokratischen Eids für Data Scientists" in den Raum. Das BMBF fördere seit geraumer Zeit Projekte, die KI-Entscheidungen erklärbar machen.

"Unser Wertesystem in Europa kann der Grund sein, die besten Data Scientists anzulocken", betonte Claudia Nemat, Vorständin der Deutschen Telekom AG mit Blick auf chinesische Verhältnisse. Wenn in China ein Citizen-Score bestimme, wer wohin reisen dürfe oder welche Schule seine Kinder besuchen können, sollte Europa selbstbewusst verteidigen, wofür es steht.

Um an die Daten von Partnern und Kunden zu kommen, ist der vertrauenswürdige Umgang mit diesen eine Grundvoraussetzung, betont Prof. Wolfgang Wahlster, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz.

Er sieht aber auch auf die Schaffung von 100 neuen Lehrstühlen als eine Herkulesaufgabe an. Derzeit gebe es in Deutschland 155 Professoren und 130 Lehrstühle für KI. Allerdings nutze das neue Engagement, um Kräfte aus dem Ausland zurückzugewinnen. Am DFKI sei es bislang gelungen, die meisten Mitarbeiter, die ins Ausland gingen, später wieder zurückzuholen. Und schon heute stamme die Mehrzahl der DFKI-Mitarbeiter aus dem Ausland, ganz stark aus Osteuropa. (agr)