Apple geht gegen Kindersicherungs-Apps vor

Das Kontrollieren von Bildschirmzeit und App-Nutzung ist für iPhone-Apps nur mit Workarounds möglich. Dies will Apple offenbar nicht länger dulden.

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iOS 12 zeigt, wie viel Zeit man mit dem Gerät und Apps verbringt.

(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand)

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Apple nimmt Kindersicherungs-Apps für das iPhone genauer unter die Lupe und hat damit begonnen, Updates abzulehnen sowie erste Apps aus dem App Store zu werfen. Seit der Vorstellung von iOS 12 und der von Apple selbst integrierten Bildschirmzeit-Funktion haben App-Prüfer des Konzerns "systematisch nach Gründen und Wegen gesucht, um andere Apps aus der Digital-Wellness-Branche auszuschließen", schreibt der Anbieter einer der betroffenen Apps, deren eingereichte Updates angeblich seit Monaten von Apple abgelehnt werden.

Man habe eine Bestätigung erhalten, dass Apple keine Apps zur Zugriffsverwaltung und Inhaltekontrolle außerhalb der iOS-Funktion Bildschirmzeit mehr zulassen will, erklärte ein weiterer App-Anbieter gegenüber Techcrunch. Andere Apps, die sich eine Reduzierung der mit dem iPhone verbrachten Zeit auf die Fahnen geschrieben haben, wurden mitunter rausgeworfen – nach Gesprächen mit Apples App-Prüfern über die Art der Datenerfassung sowie Datenschutz aber wieder in den App Store gestellt.

Bedingt durch die Sicherheitsarchitektur von iOS sind Apps gewöhnlich nicht in der Lage, die Gerätenutzung systemübergreifend zu erfassen und Apps einzuschränken. Entwickler greifen deshalb zu verschiedenen Workarounds und verwenden unter anderem mobile Geräteverwaltung (MDM), VPN-Verbindungen und Standortdienste, um solche Funktionen anzubieten – eine offizielle API zur Begrenzung von Bildschirmzeit und App-Nutzung gibt es bislang nicht. Warum Apple diese Methoden über Jahre zugelassen hat und erst jetzt dagegen einschreitet, bleibt unklar.

iOS-Konfigurationsprofile sehen harmlos aus, können aber das Gerät manipulieren.

Die Zweckentfremdung von iPhone-Konfigurationsprofilen mit deren Hilfe Apps – darunter auch VPN-Anbieter und MDM-Funktionen – Systemeinstellungen von iOS ändern können, scheint Apple seit mehreren Monaten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf diesem Wege können Dritte nämlich weitreichende Zugriffsmöglichkeiten auf ein iPhone erhalten, entsprechend besteht erhebliches Missbrauchspotential.

Im Sommer wurde bekannt, dass Apple systemübergreifende Werbeblocker nicht mehr für zulässig erachtet, die diese sonst nicht umsetzbare Funktion über ein VPN-Profil bereitstellen. Facebook zog seine VPN-App Onavo Protect jüngst angeblich auf Druck von Apple aus dem App Store zurück – deren Daten nutzte das Netzwerk offensichtlich, um ausführlichen Einblick in App- und Nutzungsgewohnheiten zu erlangen. (lbe)