Snapdragon 855: Schrittweise ins 5G-Zeitalter

Qualcomms neuer Spitzen-Chipsatz für Smartphones ist ‘5G ready’, kommt selbst aber nur mit einem integrierten 4G-Modem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Snapdragon 855: Schrittweise ins 5G-Zeitalter

Dank KI kann der Snapdragon 855 tolle Tiefenschärfeeffekte auch bei 4K-Video zaubern.

(Bild: Qualcomm)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Qualcomm hat im Rahmen seiner Hauskonferenz auf Hawaii wie erwartet seinen neuen System-on-Chip (SoC) für Spitzen-Smartphones vorgestellt. Der neue Snapdragon 855 ist Herstellerangaben zufolge noch einmal deutlich leistungsfähiger als die vor einem Jahr eingeführte Vorgängerplattform 845. Es ist davon auszugehen, dass der Snapdragon 855 ab dem kommenden Frühjahr in zahlreichen Spitzen-Smartphones auftauchen wird.

Der Snapdragon 855 wird wie Huaweis Kirin 980 und Apples A12 Bionic bei TSMC im 7nm-Verfahren gefertigt. Zum Einsatz kommen acht Kryo-485-Kerne in “Gold” und “Silver” Clustern, wie Qualcomm seine auf ARM Cortex-A76 und -A55 aufbauenden Derivate nennt. Der Hersteller weicht beim neuem Snapdragon von der klassischen Big/Little-Architektur mit je vier Kernen in einem leistungsfähigeren und einem ressourcenschonenden Cluster ab.

Statt mit 4/4-Kernen ist der Snapdragon 855 mit 1/3/4 ausgelegt: Einer der Kryos im Gold-Cluster ist der “Prime Core”, der mit 512 KByte doppelt soviel L2-Cache hat als die anderen Kerne und mit bis zu 2,84 GHz getaktet werden kann. Die drei anderen Kerne im Gold-Cluster des Snapdragon 855 takten mit bis zu 2,42 GHz, der Silver-Cluster liegt bei maximal 1,8 Ghz.

Die neue GPU Adreno 640 ist laut Qualcomm 20 Prozent leistungsfähiger als ihr Vorgänger. Die Plattform enthält darüber hinaus den neuen Signalprozessor Hexagon 690. Für KI-Berechnungen können CPU, GPU und Signalprozessor zusammenarbeiten, was der KI-Engine des Snapdragon 855 einen deutlichen Leistungsschub geben soll.

Der Snapdragon 855

(Bild: Qualcomm)

Der Snapdragon 855 “unterstützt” den nächsten Mobilfunkstandard 5G, heißt es bei Qualcomm. Das im Chipsatz integrierte X24-Modem kann allerdings “nur” 4G alias LTE, wenn auch mit hohen Bandbreiten: Mit Trägerbündelung und 4×4 MIMO schafft der Snapdragon 855 bis zu 2 Gbit/s im Download und 300 Mbit/s im Upload.

Hersteller von 5G-tauglichen Smartphones müssen weitere Komponenten einbauen, die an den Snapdragon angebunden werden. Das X50-Modem und passende Antennenmodule sorgen für schnelle Verbindungen sowohl im 6-GHz-Band als auch im Millimeterwellenbereich. OnePlus wird einer der ersten Hersteller sein, die ein 5G-Smartphone mit Snapdragon 855 auf den europäischen Markt bringen, kündigte der Hersteller auf dem Summit an – zunächst allerdings exklusiv beim britischen Netzbetreiber EE.

Die WLAN-Einheit des neuen SoCs unterstützt unter anderem den noch nicht ganz fertigen IEEE-Standard 802.11ax mit bis zu 10 Gbit/s im Downstream. Mit einem Zusatzchip funkt der Snapdragon auch im Millimeterwellenbereich von 60 Ghz.

Auch am Bildverarbeitungsprozessor des Snapdragon hat Qualcomm geschraubt. Der Spectra 380 soll deutliche Verbesserungen bei der KI-gestützten Bildoptimierung mitbringen. Das soll sich zum Beispiel in Tiefenschärfe-Effekten auch bei 4K-Videoaufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde niederschlagen. Der Chip unterstützt darüber hinaus HDR10+ für Videoaufnahmen. (vbr)