Huaweis Finanzchefin bleibt vorerst in Haft

Die beim Umsteigen in Kanada festgenommene Huawei-Managerin bleibt vorerst im Gefängnis. Sie hofft auf Freilassung auf Kaution und verspricht, nicht zu fliehen.

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Huaweis Finanzchefin bleibt vorerst in Haft

(Bild: dpa, Robert Schlesinger)

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Meng Wanzhou, Finanzchefin des chinesischen Telecom-Ausrüsters Huawei, muss zumindest auch das Wochenende in einem kanadischen Gefängnis verbringen. Die Managerin war am 1. Dezember beim Umsteigen auf dem Flughafen Vancouvers aufgrund eines US-Haftbefehls festgenommen worden. Bei einer gerichtlichen Anhörung am Freitag beantragte sie Freilassung auf Kaution, das kanadische Justizministerium war dagegen. Am Montag geht die Anhörung weiter.

Wanzhou ist die älteste Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei. US-Staatsanwälte in New York zeihen sie des Betrugs. Die Managerin soll bewusst irreführende Angaben über Iran-Geschäfte Huaweis gemacht haben. Huawei stellt die Vorwürfe in Abrede.

Die Vereinten Nationen, die USA und die EU haben jeweils ähnliche Handelsembargos über den Iran verhängt. Die USA werfen Huawei vor, das Embargo von 2009 bis 2014 umgangen und dabei aus den USA stammende Computer an iranische Telecom-Firmen verkauft zu haben. Das wurde bei der Anhörung am Freitag bekannt.

Huawei bediente sich dabei einer in Hongkong registrierten Firma namens Skycom Tech. Offiziell ist das eine ehemalige Tochterfirma Huaweis. Offiziellen Angaben zu Folge wurden alle Anteile bereits 2007 an eine andere Firma namens Hua Ying Management verkauft. Kurz darauf wurde Wanzhou Managerin Hua Yings. Außerdem war sie von 2008 bis 2009 Mitglied des Verwaltungsrates Skycoms, wie die New York Times (NYT) meldet.

2013 hatte Reuters über Huawei-Lieferungen in den Iran berichtet, woraufhin Geldinstitute bei Huawei vorstellig wurden. Die Banken fürchteten, in illegale Finanztransaktionen mit dem Iran verwickelt zu sein. Diese Bedenken suchte Wanzhou zu zerstreuen, in dem sie auf den 2007 erfolgten Verkauf Skycoms verwies. Darin sehen die US-Behörden den Betrug, weil der Verkauf der Firma ein Scheingeschäft gewesen sein soll. Tatsächlich würde Skycom weiterhin als Teil Huaweis betrieben; die Mitarbeiter würden sogar weiterhin Huawei-Briefkopf und Huawei-E-Mail-Adressen verwenden.

Die USA möchten Wanzhou in New York vor Gericht stellen. Dazu müssen US-Vertreter ihr Auslieferungsbegehren vor einem kanadischen Gericht untermauern, was spätestens 60 Tage nach der Festnahme erfolgen muss. Die Frau möchte diese Zeit lieber nicht im Gefängnis verbringen, weshalb sie Freilassung auf Kaution beantragt hat. Als Sicherheit hat sie laut NYT zwei Liegenschaften in Vancouver sowie Geld angeboten. Außerdem versprach ihr Anwalt, Wanzhou werde sich nicht absetzen. Denn durch eine Flucht würde sie ihr Land sowie ihren Vater bloßstellen.

Das kanadische Justizministerium ist gegen eine Freilassung der Chinesin. Sie habe enorme finanzielle Ressourcen und keine starke Bindung an Kanada. Außerdem unterhalte die Volksrepublik China weder ein Auslieferungsabkommen mit Kanada noch mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Richter hat vorerst keine Entscheidung getroffen und die Anhörung auf Montag vertagt. (ds)