Reingeschaut: McDonald's-Wartenummern mit Bluetooth-Beacon

Bei McDonald's gibt es neuerdings Wartenummern mit integrierter Elektronik. Wir haben reingeschaut, um zu sehen, wie sie funktionieren.

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McDonald's BT-LE Beacon
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Schäffer

Früher bekam man sein Essen bei McDonald's mehr oder weniger "fast", heute gibt es erst einmal einen großen Plastikaufsteller mit Wartenummer und das Menü wird an den Tisch gebracht. Was also macht der hungrige Schreiberling, wenn er in der Mittagspause zur Burgerbude fährt und auf seine Bestellung wartet? Genau: Er spielt mit dem Aufsteller und fragt sich, was da für ein klobiges Teil im Dach sitzt.

"Tent" nennen sich die neuen Warteschilder im Werbesprech der Presseabteilung der Fast-Food-Kette, die im Rahmen des deutschlandweiten Umbaus bereits in den modernisierten "Restaurants der Zukunft" zu finden sind. Der Kunde wird als Hilfskraft eingeplant und soll seine Bestellung am digitalen Terminal aufgeben, bargeldlos bezahlen, sich eine Wartenummer mitnehmen und warten – wie auf dem Amt. Der Redakteur nutzt die Zeit, geht zum Auto, holt den Schraubendreher und öffnet das Teil.

Zur Berufskrankheit von Make-Redakteuren gehört zweifelsohne die Neugier.

Zwei Gummistöpsel verdecken Kreuzschlitzschrauben, die den Plastikkasten mit der Elektronik, Batteriefach und zwei eingeklebten Magneten fixieren. Auf der Platine ist ein Modul aufgelötet, das auf den ersten Blick an einen ESP8266 erinnert. Tatsächlich handelt es sich um einen RN4020 von Microchip, der so etwas wie die Bluetooth-LE-Variante des ESP ist, der nur Bluetooth, aber kein WLAN beherrscht. Allerdings liegt der Straßenpreis des RN4020 mit um die 10 Euro deutlich über dem des ESP8266.

Ausgebauter BT-LE Beacon: Auf einer Metallplatte sind zwei Magnete mit Heißkleber aufgeklebt. Die Schaltung wird mit zwei Micro-Batterien (=3V) versorgt.

Laut McDonald's besteht die Aufgabe der Elektronik darin, dem Personal anzuzeigen, in welchem Bereich der hungrige Kunde sitzt und auf die Lieferung der Kalorien wartet. Es handelt sich bei den Tents also um Bluetooth-Beacons (siehe auch "Ein blaues Funkeln" in Make IoT Special 2016, S. 82). Diese Erkenntnis lässt Rückschlüsse auf die zwei eingeklebten Neodymmagnete zu, die mit etwas Abstand zur merkwürdig konturgefrästen Platine sitzen.

Auffällig ist die ungewöhnliche Form der Platine mit der Nase, die unter die Metallplatte mit den Magneten reicht.

Im eingebauten Zustand sitzen die Magnete ganz oben im Dach der Wartenummer. Sobald die Schilder übereinandergestapelt sind, kommen die Magnete des unteren Aufstellers in die Nähe der Platine des darüber befindlichen Aufstellers. Auf der Platine sitzt genau dort ein Bauteil, bei dem es sich um einen Hall-Sensor handeln könnte. Dieser reagiert auf die Veränderung des Magnetfeldes und der RN4020 kann dies auswerten. Somit wird vermutlich sichergestellt, dass die Beacons in einem Stapel aus Wartenummern deaktiviert sind, Strom sparen und auf dem Monitor des Küchenpersonals gar nicht auftauchen.

Links vom RN4020 sitzt in der Mitte der Platine ein Bauteil U2, bei dem es sich um einen Hall-Sensor handeln dürfte. Die zahlreichen Kontaktstellen links und unten dürften zur Programmierung der Firmware und zu Prüfzwecken dienen. Dem Bestückungsaufdruck nach zu urteilen, handelt es sich hier bereits um die vierte Version des "Tent".

Gleichzeitig könnte der Betreiber so auch einen Diebstahlschutz realisieren: Befindet sich ein Beacon außerhalb der Geschäftsräume, kann ein Alarm ausgelöst werden. Immerhin erfreuten sich schon die alten Wartenummern ohne integrierte Technik vor allem bei Jugendlichen aus unerfindlichen Gründen einer großen Beliebtheit als (illegales) Souvenir und Bastler ohne Unrechtsbewusstsein könnten auf die Idee verfallen, nicht nur mit einem Burger im Magen zu verschwinden, sondern sich auch ein Bastelprojekt fürs Wochenende mit nach Hause zu nehmen – wovon wir natürlich nachdrücklich abraten! (fls)