Voller Mond

50 Jahre nach der ersten Mondlandung brechen wieder Länder zum Erdtrabanten auf. Das größte Ziel hat China: Es will eine permanente Mondstation errichten.

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Voller Mond

(Bild: Foto: NASA/GSFC/Arizona State University)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Rauch

Im Jahr 1969 setzten die ersten, 1972 die letzten amerikanischen Astronauten ihren Fuß auf den Mond. Seither schickte die Nasa nur einzelne unbemannte Sonden zum Erdtrabanten, die aber nie landeten. Nun bevölkert sich der Mond wieder. Indien will mit Chandrayaan-2 im Januar starten und einen Lander sowie einen kleinen Rover absetzen. Sie und der Orbiter sollen das Gelände kartieren, die Bodenbeschaffenheit und extrem dünne Gashülle des Mondes untersuchen – vor allem aber will Indien Erfahrungen für künftige Missionen sammeln. Das israelische Unternehmen SpaceIL, hervorgegangen aus dem Google Lunar X-Prize, will ebenfalls am Jahresbeginn 2019 einen Lander zum Mond schicken – als erste private Initiative.

Das größte Augenmerk aber dürfte China gelten. Denn das Land der Mitte wendet sich der bisher unberührten Rückseite des Mondes zu. Welche Phänomene dort warten, zeigte nicht zuletzt das Bild des bizarren Pierazzo-Kraters, das ein Nasa-Mondorbiter 2017 aufnahm. Am 7. Dezember brach China mit der Mission Chang’e 4 dorthin auf. Voraussichtlich im Januar soll der Lander aufsetzen und einen Rover losschicken. Bereits seit Juni kreist der Relaissatellit Queqiao in einer Umlaufbahn um den Lagrange-Punkt L2 hinter dem Mond. Von dort, 60000 Kilometer vom Erdtrabanten entfernt, ermöglicht er die Funkverbindung zur Erde.

Für China ist es zwar bereits die zweite unbemannte Mondlandung nach der Mission Chang’e 3 vor fünf Jahren. Doch nie zuvor ist eine Nation auf der erdabgewandten Seite gelandet. Angetan hat es den Chinesen das Südpol-Aitken-Becken, mit über 2000 Kilometern Durchmesser und bis zu 13 Kilometern Tiefe der größte Krater auf dem Mond. Der 140 Kilogramm schwere Rover soll dort bis zu drei Monate lang herumfahren und die Struktur und Zusammensetzung der Oberfläche untersuchen.

Dass es auf dem Mond generell noch Forschungsbedarf gibt, bestätigt Thomas Reiter, ehemaliger Astronaut und Koordinator internationale Agenturen bei der Esa. Von Interesse sei etwa „die genaue Entwicklung des Mondes, die auch umfassende Rückschlüsse auf die Entwicklung unserer Erde und der anderen Planeten des Sonnensystems ermöglicht“. Gern wissen würden Experten auch, wie viel Wasser wo auf dem Mond existiert. Die europäisch-russische Mission Luna-Resurs soll daher 2023 Bodenproben am Mondsüdpol aus zwei Metern Tiefe entnehmen und analysieren. Dahinter könnte das Ziel eines „Moon Village“ stehen. Denn seit Jahren wirbt der Esa-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner für dieses Konzept. Richtig konkret ist die Idee allerdings noch nicht geworden.

Und so könnten die Chinesen die Ersten sein, die mit einer Mondstation aufwarten – so rudimentär sie auch sein mag. Denn die Pläne sind weiter gediehen als jene der anderen Raumfahrtagenturen. An Bord der Chang’e-4-Mission ist beispielsweise ein Instrument, das die kosmische Strahlung auf der Mondoberfläche messen und Daten über Neutronen sammeln wird. Denn ihr Verhalten erlaubt Rückschlüsse über die Zusammensetzung des Gesteins, unter anderem seinen Wassergehalt. „Neutronen entstehen, wenn die kosmische Strahlung auf die Mondoberfläche trifft“, erklärt der chinesische Physiker Jia Yu, der seit sechs Jahren an der Universität Kiel arbeitet und das Instrument mitentwickelt hat. „Das Instrument erkennt thermische, also langsamere Neutronen“, so Yu. „Und es ist hauptsächlich Wasser, was sie abbremsen kann.“ An Bord des Landers wird auch ein biologisches Experiment mit Raupeneiern und Gemüsesamen sein, dessen Wachstum eine Kamera überwachen wird.

(rot)