Facebook, wo bleibt der Spinnenfilter?

Automatische Bilderkennung kann uns vor unerwünschten Anblicken im Internet bewahren. Aber die Online-Platzhirsche bieten diese Filtermöglichkeit bislang kaum an.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anton Weste

In meinem News Feed bei Facebook spielen sich hin und wieder Dramen wegen achtbeiniger Gliedertiere ab. Ein Freund postet ein Foto von einer Spinne. Vielleicht eine besonders spannende Art aus fernen Tropen, ein überdurchschnittliches großes Exemplar aus dem Wintergarten oder als Teil eines lustigen Memes.

Regelmäßig äußern sich dazu dann in den Kommentaren Bekannte mit leichter oder größerer Spinnenangst: "Bäh." - "Ich würde sofort ausziehen." - "EY! Mach das weg!" - "Muss das sein? Da öffne ich zum Frühstück facebook und das springt mich gleich an."

Arachnophobie gilt als weltweit verbreitetste spezifische Phobie. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa vier Millionen Menschen von der Angst vor Spinnen betroffen sind. Wird ein Arachnophobiker dem Angstreiz ausgesetzt – und dazu kann schon ein Bild von einer Spinne zählen – kann das Zittern und Schweißausbrüche auslösen, sogar Atemnot, Herzrasen und Panikattacken.

Wer unbeschwert auf sozialen Netzwerken unterwegs sein will, ohne plötzlich auf Spinnenbilder zu stoßen, hat da bislang nur ungelenke Möglichkeiten. Die Kontakte bitten, keine Achtbeiner zu posten? Ziemlich unsicher, ob alle das mitbekommen und sich daran halten. Mögliche Spinnenfreunde blocken? Etwas radikal. Sich nur noch vorsichtig durch den News Feed tasten? Sehr unbefriedigend.

Dabei ist eigentlich die Technologie da, um Bilder nach ihrem Inhalt zu filtern. Facebook und Google verfügen über Künstliche Intelligenz zur Objekterkennung in Bildern – auch wenn das derzeit nur lückenhaft funktioniert. Die Frameworks und Bibliotheken haben sie teils als Open Source freigegeben.

Ein Angebot zur unkomplizierten Nutzung bleibt bei den Internetriesen aus. Facebook bietet keine Möglichkeit an, um Bilder mit unerwünschtem Inhalt zu verbergen, ebensowenig präsentiert Googles Browser Chrome einen Bilderfilter.

Stattdessen findet man solche Möglichkeiten tief in den Menüs von Drittanbietern. Beispielsweise ermöglicht die Browser-Erweiterung F.B. Purity den Facebook-Feed umfangreich nach eigenem Gusto anzupassen. Weg mit gesponstern Posts, Spielebenachrichtigungen und nervigen Meldungen, dass einem Freund etwas auf einer obskuren Seite gefällt. Darunter sind auch Bildfilter. Es lassen sich etwa Fotos mit Katzen, Hunden, Autos und selbst "happy couples" verbergen - in letzterem Fall Bilder, auf denen zwei Menschen zu sehen sind, die lächeln. Über selbst angelegte Schlagworte kann man Bildinhalte festlegen, die nicht angezeigt werden sollen, etwa "spider".

Also endlich Schluss mit Spinnenfotos. Dass Google und Facebook dem Nutzer nur auf Umwegen die Hoheit über die Scihtbarkeit von Inhalten gibt, hängt wohl mit dem Geschäftsmodell zusammen: Wer Bilder mit bestimmten Inhalten blockt, kann auch ebenso einfach Werbung blocken.

(anwe)