Saturn verliert seine Ringe schneller als gedacht

Das Ringsystem ist wohl das charakteristischste Kennzeichen des Planeten Saturn. Bald – in kosmischen Maßstäben gedacht – könnten es verschwunden sein.

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Saturn verliert seine Ringe schneller als gedacht

Cassinis letzter Blick auf den Saturn.

(Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)

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Von
  • dpa

Der Planet Saturn verliert seine majestätischen Ringe, und zwar in höherem Tempo als gedacht. Das schließen Astronomen um James O'Donoghue von der US-Weltraumbehörde Nasa aus einer Analyse der Saturn-Atmosphäre. Die Eisteilchen der Ringe werden demnach in vergleichsweise großer Menge von der Schwerkraft des Gasriesen abgesaugt. In 100 Millionen Jahren könnten die Ringe verschwunden sein, erläuterte O'Donoghue in einer Mitteilung der Universität Leicester.

Bereits die beiden Voyager-Sonden der Nasa hatten bei ihrem Vorbeiflug in den frühen 1980er-Jahren Belege dafür gefunden, dass die Eisteilchen der Saturnringe auf den Planeten herabregnen und dabei dunkle Bänder in der Atmosphäre des Gasriesen bilden. "Wir schätzen, dass dieser 'Ring-Regen' den Saturnringen in einer halben Stunde die Entsprechung eines Olympia-Schwimmbeckens entzieht", berichtete O'Donoghue. In diesem Tempo werde das Ringsystem spätestens in 300 Millionen Jahren komplett verschwunden sein.

Es könnte allerdings noch wesentlich schneller gehen, denn hinzu kommt ein weiterer Verlust: Die europäisch-amerikanische Saturnsonde Cassini, die 2004 bei dem Ringplaneten eingetroffen war, hatte zudem beobachtet, das der Ring-Regen auch auf den Saturn-Äquator prasselt. "Addiert man das von der Raumsonde Cassini nachgewiesene Ringmaterial, das auf den Saturn-Äquator fällt, haben die Saturnringe weniger als 100 Millionen Jahre zu leben", erläuterte O'Donoghue. Verglichen mit dem Alter des Planeten von mehr als 4.000 Millionen Jahren sei das eine vergleichsweise kurze Zeit.

Cassini: Letzte Aufnahmen am Saturn (18 Bilder)

Saturns Atmosphäre und die Ringe
(Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)

Weil sie so schnell verschwinden, gehen Forscher davon aus, dass die Ringe – in kosmischen Maßstäben – noch nicht sehr lange existieren. "Das geringe Alter der Ringe hat einige wirklich erstaunliche Konsequenzen", ergänzte Co-Autor Tom Stallard von der Universität Leicester. "Es ist möglich, dass die Saturnringe zur Zeit der Dinosaurier sogar noch größer und heller waren als wir sie heute sehen. Irgendetwas Dramatisches muss sich bei Saturn ereignet haben, lange nachdem der Planet selbst sich gebildet hat."

Die Forscher wollen das Phänomen nun weiter beobachten und dabei unter anderem untersuchen, wie sich die Ringe mit den Jahreszeiten auf Saturn verändern. Die Forscher stellen ihre Analyse im US-Fachblatt Icarus vor.

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(bbo)