HDR10+: Samsung kündigt Hard- und Software-Offensive an

Laut Samsung sind zwei weitere TV-Hersteller der HDR10+-Allianz beigetreten. Zudem ist nun von 100 passenden Titeln eines Studios die Rede.

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HDR10+: Samsung kündigt Hard- und Software-Offensive an

In der 2. Fassung der HDR10+-Pressemitteilung von Samsung (rechts) waren die Logos von IMAX und Ars Technica plötzlich verschwunden.

(Bild: Samsung Pressemitteilungen)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Rund zwei Wochen vor dem Start der Unterhaltungselektronikmesse CES hat Samsung in seiner Heimat eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der zum Jahresbeginn eine große Hard- und Software-Offensive für das von dem Unternehmen ins Leben gerufene dynamische HDR-Formate HDR10+ angekündigt wird.

HDR10+ will in direkter Konkurrenz zum ebenfalls dynamischen Verfahren Dolby Vision treten. Auf Seiten der Fernsehgerätehersteller unterstützen demnach neben Samsung, Panasonic und Philips Europa (TP Vision) nun auch auch die chinesischen Unternehmen Hisense, TCL und Konka HDR10+. Um die Zertifizierung zu erleichtern, wird in der Volksrepublik ein eigenes Zentrum eingerichtet. Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass die Chiphersteller Qualcomm und ARM die HDR10+-Unterstützung in ihre Mobilgeräte-Chips implementieren.

Noch interessanter ist jedoch, was Samsung zur Auswahl an HDR10+-Titeln sagt. Demnach soll Warner aktuell bereits mehr als 70 passende Titel vorproduziert haben und zum Jahresbeginn 2019 mehr als 100 Titel auf Ultra HD Blu-ray und über Videostreaming-Dienste anbieten. Aktuell sind in den USA nur drei Discs mit Dokumentationen von kleinen US-Studios erschienen.

Beim Videostreaming will Samsung sein Angebot an HDR10+-Titeln auf rund 1000 erhöhen. Neu hinzu kommt zudem in Europe in der ersten Hälfte des kommenden Jahres Rakuten TV. Der Dienst bietet bereits Titel in Dolby-Vision für LG-Fernseher an

Zwei interessante Details gibts es am Rande: Zum einen hatte ein Warner-Vertreter gegenüber heise online mitgeteilt, dass man HDR10+ zusammen mit Dolby Vision auf Ultra HD Blu-ray speichern wolle; zum anderen wird 20th Century Fox in der Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt.

Mittlerweile hat Samsung eine überarbeitete Fassung der Pressemitteilung veröffentlicht. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass nun zwei Firmen auf dem der Pressemitteilung beigefügten Bild mit den Logos der Unterstützer fehlen: Der Technologie-Blog Ars Technica und IMAX, das zusammen mit DTS gerade das Zertifizierungsprogramme "IMAX Enhanced" aus der Taufe gehoben hat.

Bei Ars Technica dürfte es sich schlicht um eine Panne bei der Übersetzung gehandelt haben. So ist in der Mitteilung vom Moskauer Produktionsstudio ARSPRO die Rede, das HDR10+ im Einsatz hat. Beim Googeln von „ARSPRO“ ist ein Samsung-Mitarbeiter aber wohl aus „Ars Pro“ gestoßen, dem Abo-Programm von Ars Technica – und hat dann offenbar einfach das Ars-Technica-Logo verwendet.

Hinter der ursprünglichen Nennung von IMAX könnte indes etwas mehr Substanz stecken: Ein Brancheninsider hat gegenüber heise online angegeben, dass die "IMAX Enhanced"-Spezifikation in der Version 0.9 tatsächlich noch den Einsatz von HDR10+ als HDR-Format (neben dem obligatorischen HDR10) forderte. Diese Voraussetzung für die Erteilung des Logos sei mit der Version 1.0 verschwunden. Tatsächlich wäre die ersten beiden IMAX-Enhanced-Titel, die in den USA erschienen, aber auch zugleich die ersten HDR10+-Titel.

Und der Ansatz ist durchaus nachvollziehbar: Immerhin werben IMAX und DTS damit, mit "IMAX Enhanced" die beste Bild- und Tonqualität von Ultra HD Blu-ray zu bieten. Dazu müsste eigentlich ein erhöhter Kontrastumfang (High Dynamic Range) in einem dynamischen Format gehören, bei dem sich die Bildeinstellungen nicht nur einmal für den gesamten Film, sondern Szene für Szene oder gar Bild für Bild festlegen lassen.

Nun dürfte DTS aber kein Interesse daran haben, dass neben seinem Audio-Codec (IMAX Enhanced nutzt eine Variante von DTS:X) das dynamische HDR-Format Dolby Vision seines Konkurrenten Dolby auf den Discs landet. Mangels eigenem HDR-Format wäre hier tatsächlich HDR10+ die erste Wahl.

Doch eine solche Vorgabe dürfte wiederum den IMAX-Enhanced-Unterstützern Sony Pictures und Paramount Pictures nicht schmecken, die auf Ihren Discs bislang als dynamisches HDR-Format Dolby Vision nutzen und ihrerseits (noch) nicht im HDR10+-Lager stehen. Insofern sitzt IMAX momentan tatsächlich zwischen den Stühlen. (nij)