Historischer Vorbeiflug: NASA-Sonde New Horizons erreicht Ultima Thule

Zum Jahreswechsel wird die NASA-Sonde New Horizons als erste an einem Objekt im Kuipergürtel vorbeifliegen. Derweil ist die NASA weitgehend stillgelegt.

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Historischer Vorbeiflug: NASA-Sonde New Horizons bald bei Ultima Thule

(Bild: NASA/JHUAPL)

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Während die US-Weltraumagentur NASA wegen der Stilllegung der US-Regierung (im Government Shutdown) die Arbeit weitgehend eingestellt hat, ist die Sonde New Horizons nicht mehr weit von ihrem nächsten historischen Meilenstein entfernt: Wenige Stunden nach dem Jahreswechsel (gegen 06:30 Uhr MEZ am Dienstag) wird die NASA-Sonde an dem Himmelskörper 2014 MU69 alias "Ultima Thule" vorbeifliegen. Als erste Sonde überhaupt kann sie dann ein Objekt im sogenannten Kuipergürtel aus der Nähe erkunden. Die dabei gesammelten Daten und die aufgenommenen Fotos brauchen dann jedoch noch eine ganze Weile, bis sie zur Erde gesendet wurden.

Weil auch die NASA durch den Shutdown der US-Regierung weitgehend lahmgelegt wurde, ist auch deren Pressearbeit betroffen. Wie die Planetary Society zusammengetragen hat, wurden mehr als 14.000 Mitarbeiter der US-Weltraumagentur ohne Bezahlung nach Hause geschickt, rund 1000 arbeiten ohne Bezahlung und 2000 stehen auf Abruf bereit – in der Vergangenheit wurden Mitarbeiter nach Beendigung einer Regierungskrise rückwirkend bezahlt. Trotzdem haben die Beteiligten der Mission von New Horizons dafür gesorgt, dass Interessierte in aller Welt an dem historischen Unterfangen teilhaben können.

Weil die NASA-Accounts in den sozialen Netzwerken vorfinanziert wurden, können Mitarbeiter etwa auf dem Twitterkonto @NewHorizons2015 weiterhin über die Mission informieren. Anders als zuerst befürchtet wird auch NASA TV die Aktivitäten auf der Erde wohl doch übertragen. Größtenteils springen Mitarbeiter des Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University ein, das die Mission leitet. Am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag soll es jeweils um 18 Uhr MEZ eine Pressekonferenz geben, die live gestreamt wird. Am 1. Januar um 15:45 Uhr MEZ soll im Livestream gezeigt werden, wie im Kontrollzentrum das erste Signal von New Horizons nach dem Vorbeiflug empfangen wird.

Selbst wenige Stunden vor dem Vorbeiflug ist immer noch nur sehr wenig über Ultima Thule bekannt, die Forscher erwarten einen unförmigen Himmelskörper, der eventuell sogar aus mehreren Teilen besteht. Die Forscher haben in den vergangenen Wochen nach möglichen Gefahrenquellen für die Sonde Ausschau gehalten und konnten schließlich Entwarnung geben. Deswegen kann New Horizons nun in lediglich 3500 Kilometern Entfernung an dem Objekt vorbeifliegen – mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50.000 Kilometern pro Stunde. Dann soll sie auch das erste große Rätsel lösen, das Ultima Thule bereits aufgeworfen hat.

Kurz vor dem historischen ersten Vorbeiflug an einem Himmelskörper im Kuipergürtel hat Missionsleiter Alan Stern nun noch erklärt, dass sein Team unter anderem vorhat, ein hochaufgelöstes Foto mit einer Oberflächenaufösung von 35 Metern pro Pixel aufzunehmen. Das wäre mehr als doppelt so gut wie beim Pluto, wo New Horizons eine Aufnahme mit 70 bis 80 Metern pro Pixel gelang. Ultima Thule ist jedoch deutlich kleiner als der Zwergplanet und misst rund 30 Kilometer. Über einen Zeitraum von gerade einmal drei Tagen wird aus den wenigen Bildpunkten, die wir bislang von dem Himmelskörper haben, eine komplett erkundete Welt, erklärt Alan Stern die Bedeutung der kommenden Stunden.

"Der Vorbeiflug an Ultima Thule wird schnell, herausfordernd und er wird neues Wissen bringen. Weil es die am weitesten entfernte Erforschung von etwas in der Geschichte der Menschheit ist, wird es auch historisch", sagt Missionschef Stern. "Was Ultima Thule enthüllen wird? Niemand weiß es. Das ist das aufregendste für mich – pure Erforschung und fundamentale Wissenschaft!"

Pluto-Sonde New Horizons (67 Bilder)

Plutos Oberfläche
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

(mho)