Thüringens Polizei wird digital – Test mit Smartphones

Polizisten in Thüringen sollen Smartphones für eine Testphase bekommen. Und das wird nicht die einzige technische Änderung sein, die den Beamten bevorsteht.

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(Bild: pixabay.com)

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  • dpa
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Die erste Testphase für die Nutzung von Polizei-Smartphones in Thüringen soll im Frühjahr starten. Das teilte ein Sprecher der Landespolizeidirektion (LPD) der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Pläne sehen vor, dass zunächst nur die Polizisten der Landespolizeiinspektion Saalfeld die Geräte testen. Dabei soll unter anderem geprüft werden, welche Datenlast durch die Nutzung der mobilen Geräte im Landesrechenzentrum entsteht.

Zu den Anwendungen, die Polizisten auf den Geräten später nutzen können, sollen unter anderem eine Fahndungsabfrage und ein Messenger-Dienst zum Verschicken und Empfangen von Nachrichten gehören. In anderen Bundesländern gibt es solche Testphasen bereits, weil viele Polizeibehörden bei dem Thema eigene Wege gehen.

"Mit dem Digitalfunk erreichen wir unsere Kollegen teilweise nicht, weil die Netzabdeckung das nicht zulässt", sagte Kai Christ, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). In herkömmlichen Apps könnten jedoch personenbezogene Daten nicht übermittelt werden – aus Gründen des Datenschutzes. Später könnte eine spezielle Polizei-Foto-App den Beamten dabei helfen, direkt mit dem Smartphone Beweisfotos zu machen, die vor Gericht auch als solche taugen. Wie Christ erklärt, stellt die App dafür Anforderungen an das Foto und bewertet das Resultat. Auch die Abfrage von Autokennzeichen per Foto-App ist in Zukunft denkbar. Wann Polizisten im Freistaat flächendeckend mit Smartphones versorgt werden, ist noch unklar.

Bereits ab Januar will die Thüringer Polizei einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung gehen. Während einer Übergangsphase Anfang Januar soll flächendeckend ein neues System eingeführt werden, das unter anderem der digitalen Erfassung von Anzeigen dient.

Der Vorteil: Die Daten können dann automatisch mit anderen Anwendungen verknüpft werden – zum Beispiel mit Datenbanken für Fingerabdrücke, Spurenberichten oder der Lichtbildmappe. Diese Verknüpfungen sollen allerdings schrittweise eingeführt werden und nicht sofort im Januar nutzbar sein, wie ein Sprecher sagte. Das neue System wird bereits von anderen Ländern genutzt – unter anderem von Hessen.

Der Gewerkschafter Christ erhofft sich von der Einführung des Systems auch eine Zeitersparnis für die Polizisten. Ein Beispiel: Wenn in der Landeseinsatzzentrale ein Notruf eingeht, werden zunächst die Daten erfasst und dann an die jeweilige Dienststelle übermittelt. Dort müssen Polizisten dann aber erneut die Daten händisch in ein weiteres System zur Vorgangsbearbeitung schreiben. In Zukunft soll dieser Schritt wegfallen.

Außerdem erlaubt das System, dass Polizisten in Zukunft Anzeigen direkt im Streifenwagen digital eingeben. "Ziel ist es, dass wir so viele Funkwagen wie möglich mit Arbeitsplätzen ausstatten, damit die Kollegen direkt vor Ort Anzeigen digital aufnehmen können", sagte der Polizei-Sprecher.

Allerdings wird eine Synchronisierung der Daten per Internet zunächst nicht möglich sein – aus Sicherheitsgründen. Die Daten können erst in der jeweiligen Dienststelle in das System eingespeist werden. "Es wird in Zukunft auch möglich sein, Daten digital an die Staatsanwaltschaften zu übermitteln", sagte der Sprecher der LPD. Bislang werden noch Akten in Papierform weitergereicht.

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(bme)