Samsung 8K-TV im Kurztest: was bringen 32 Millionen Pixel

Samsung ist Ende des Jahres mit 8K-Fernseher vorgesprescht. Der 65Q900 beeindruckte in einem ersten Test mit enormer Leuchtdichte, zeigte aber auch einige Schwächen.

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Samsung 8K-TV im Kurztest: was bringen 32 Millionen Pixel
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Samsungs 8K-Fernseher aus der Q900-Serie nutzten 7680 × 4320 Pixel zur Darstellung extrem fein aufgelöster Bilder. Die erstmals im Herbst auf der IFA gezeigten Displays holte der Marktführer noch vor Jahreswechsel in die Läden. Zwar hat uns Samsung bis heute kein Modell für einen Test mit ausführlichen Messungen zur Verfügung gestellt. Doch wir konnten uns die Geräte vor kurzem in Frankfurt genauer anschauen.

Die LCD-TVs nutzen Quantenpunkte im LED-Backlight, um satte Farben und kontraststarke HDR-Bilder anzuzeigen. Wer die knapp 33 Millionen Bildpunkte in voller Schönheit erleben will, muss derzeit knapp 5000 Euro für das 65-Zoll-Modell (1,65 m Diagonale), 7000 Euro für den 75-Zöller (1,90 m Diagonale) und 15.000 Euro für den riesigen 85-Zoll-Fernseher (2,16 m Diagonale) auf den Tisch legen.

Die Q900-Modelle nutzen vier Mal so viele Pixel wie Geräte mit 4K-Auflösung. Allerdings nehmen sie derzeit maximal 4K-Signale entgegen und rechnen diese auf ihre 8K-Auflösung hoch. Grund: Transmitter für HDMI 2.1, die 8K-Signale mit 10 Bit und voller Farbauflösung übergeben können, sind noch nicht erhältlich. Chiphersteller Socionext will erst ab März 2019 erste Videoprozessoren ausliefern, die der HDMI-Spezifikation 2.1 entsprechen und eine Bandbreite bis 48 GBit/s zur Datenübertragung ermöglichen. Die vier HDMI-Ports der TVs unterstützen nur Version 2.0.

Deshalb hängt bei Samsungs 8K-TV aktuell alles von den Skalierungsfähigkeiten des hauseigenen Quantum-Prozessor ab. Die dafür genutzten Algorithmen werden laut Samsung regelmäßig aktualisiert. Das geschieht nicht in Echtzeit – der Algorithmus wird also nicht bei jedem Einsatz des TV angepasst. Stattdessen will das koreanische Unternehmen regelmäßig Verbesserungen per Firmware-Update eingespielt werden.

Für die Optimierung kommen je nach Inhalt unterschiedliche Klassifizierungsfilter zum Zuge. Vereinfacht gesagt wird innerhalb des Bildes auf eckige Formen ein anderer Filter angewendet als auf runde und Wellen- oder Sand-Muster benötigt einen anderen als Haare oder Wolle. Die Filterergebnisse bei niedriger aufgelösten Inhalten werden mit den Ergebnissen der angestrebten Qualität in 8K verglichen und dann weiter optimiert. Das Ganze erfolgt im Labor, von dort geht es schrittweise per online-Update ins TV. Auf diese Weise sollen alle Q900-Modelle kontinuierlich besser werden, erklärte Samsung.

Man kann auf bis zu 65 cm an das 65-Zoll-Modell heranrücken, (beim 75-Zöller sind es 75 cm, beim 85-Zöller 85 cm), ohne einzelne Pixel zu sehen – das ist in der Tat beeindruckend. Allerdings bemerkt man den Unterschied zum 4K-TV dementsprechend auch erst, wenn man aus weniger als 1,30 m auf das 65-zöllige TV schaut (beim 75-Zöller aus 1,50 m und beim großen 85-Zoll-Display aus 1,70 m). Deshalb bleibt die Frage, wofür die 33 Millionen Pixel eigentlich gut sind – im Wohnzimmer sitzt man üblicherweise mindestens zwei Meter vom TV entfernt.

In Kinoproduktionen könnten Naturaufnahmen von der höheren Displayauflösung profitieren. Gesichter will man in derartig hoher Auflösung eigentlich nicht von Nahem sehen und bei schnellen Bewegungen stören Bewegungsunschärfen die pixelgenaue Darstellung. Damit eignet sich 8K eher für Standbilder sowie am PC gerenderte Szenen und weniger für Videoaufnahmen und Filme.

Nutzt man die feinere Pixelauflösung dafür, Details einer ruhigen Szenerie herauszuarbeiten, wirken die Bilder immerhin sichtbar plastischer. In Kombination mit HDR kann sich dabei sogar eine 3D-ähnliche Bildtiefe einstellen. Als in einem 8K-Trailer große schwarze Waldameisen über das Display krabbelten, richteten sich jedenfalls die Nackenhaare einiger Zuschauer auf.

Samsungs Q900 im HDR-Betrieb: starke Leuchtkraft, satte Farben.

Samsung Q900: Von der Seite verliert die HDR-Darstellung ein wenig Kraft.

Die ungemeine Bildtiefe stellt sich vor allem bei HDR-Bildern ein, aus denen das 8K-TV dank satter Farben und einer Spitzenleuchtdichte von 3700 cd/m2 einiges rausholen kann. Die Spitzenleuchtdichte haben wir gemäß HDR-10-Spezifikation in einem weißen Fenster auf einem ansonsten schwarzen Bildinhalt gemessen, das 10 Prozent der Gesamtfläche einnimmt.

Der Q900 hält diese beeindruckende Leuchtdichte zwar nur zwei Sekunden aufrecht, mehr ist bei Spitzlichtern in Videos aber oft nicht nötig. Zumal die kleine weiße Fläche im Filmmodus anschließend zwar langsam dunkler wird, aber dann dauerhaft 1160 cd/m2 hell leuchtet – das reicht für ausdrucksstarke HDR-Bilder locker aus.

Die Q900-Serie beherrscht außer HDR10 und HLG auch HDR10+. Die dynamische Variante von HDR10 hat Samsung zusammen mit Panasonic, Amazon und 20th Century Fox entwickelt. Leider wird beim Streamen von Amazon Prime Video nicht signalisiert, ob HDR10+ übertragen wird. Netflix unterstützt das dynamische HDR10+-Format (noch) nicht, das dort gestreamte Dolby Vision beherrscht dagegen der Samsung-Fernseher nicht.

Spitzlichter sind nur ein Kriterium für gute HDR-Bilder. Mindestens ebenso wichtig ist ein satter Schwarzwert – und hier patzt der 8K-Fernseher: Er kann helle und dunkle Bilderteile nicht fein genug unterscheiden, da sein flächiges Direct-LED-Backlight in nur 480 separat dimmbare Zonen unterteilt ist.

In unserem Kurztest hatte das einen verblüffenden Effekt beim Anzeigen eines schwarzen Testbilds mit nur zwei dünnen weißen Linien am Rand: Der mittlere Bildbereich erschien satt schwarz – hier wurden die LEDs komplett ausgeschaltet –, drumherum war das Bild dagegen milchig grau – die vergleichsweise grobe Segmentierung des Backlight schafft es nicht, nur die beiden Linie aufzuhellen; stattdessen wurde auch der eigentlich schwarze Bereich um die beiden Linien aufgehellt.

In dieser extremen Form wird man den Effekt im realen Videobetrieb zwar nicht sehen, aber gerade kontraststarke Kanten können durch das zu grobe Backlight ausbluten. Hinzu kommt die ungleichmäßige Ausleuchtung des Schirms: Die Mitte ist bis zu 30 Prozent heller als der Rand. Das sollte bei einem 5000-Euro-Gerät nicht sein.

Ebenfalls auffällig: Das Display wurde im Laufe des Tests sehr warm. Das verwundert nicht weiter, denn durch die vierfache Auflösung geraten die 33 Millionen Pixel zwangsläufig sehr klein und die (intransparenten) Zuleitungen zu den Pixeltransistoren belegen eine Menge Fläche pro Pixel. Sie schirmen das Licht des Backlight ab, wodurch weniger Licht an die Schirmoberfläche gelangt. Eine Leistungsmessung haben wir nicht durchgeführt, angesichts der Wärmeentwicklung und der immens hellen Darstellung kann man aber davon ausgehen, dass der Energiebedarf eher hoch ist. Davon zeugt auch die für das Gerät spezifizierte Energieeffizienzklasse D – für herkömmliche TVs wäre das ein No-Go.

Das rahmenlose Display zeigt die für Samsungs QLED-TVs typische Pixelstruktur mit geteilten Subpixeln – die für größere Einblickwinkel sorgen soll und aus der Nähe ein unschönes Raster produziert. Aus angemessener Sofa-Entfernung sieht man das Raster aber nicht mehr. Von der Seite betrachtet bleichen die Farben etwas aus, was ebenfalls typisch für die von Samsung verwendete VA-Paneltechnik ist. Sehr angenehm ist die gute Entspiegelung der Displayoberfläche – Lichtquellen in der Umgebung werden nur wenig reflektiert.

Sämtliche Anschlüsse sind in die One-Connect-Box ausgelagert, die über ein dünnes, transparentes Kabel mit dem 8K-Display verbunden wird. Das fast unsichtbar verlegbare Kabel transportiert Video-, Audio-, USB- und LAN-Signale sowie Strom zum TV; nur die Box muss an die Steckdose. Analoge Eingänge findet man keine mehr, auch keine Klinkenbuchse für Kopfhörer. Diese schließt man per Bluetooth an das TV.

Das Gerät bringt die bei Samsung übliche Smart-TV-Ausstattung inklusive Streaming-Diensten, Vorschlagssystem und Spracherkennung mit. Bedient wird das Ganze über Samsungs elegante minimalistische Fernbedienung, die auch das Mikrofon zur Sprachsteuerung enthält.

Auf der IFA hat Samsung mit der 8K-Modellen eine Menge Aufmerksamkeit erregt. Angesichts der unzureichenden Backlight-Dimmung, der merklichen Wärmeentwicklung und der zwar nicht übermäßigen, aber doch sichtbaren Blickwinkelabhängigkeit der Darstellung stellt sich jedoch die Frage, ob der Hersteller die Q900-Serie nicht etwas voreilig auf den Markt gebracht hat.

Zumal es derzeit keine zwingende Notwendigkeit für ein 8K-TV gibt. Im Gegenteil spricht derzeit eine Menge gegen 8K: Es existieren weder passende Videoeingänge im TV noch gibt es 8K-Filme, die Produktion der Inhalte ist extrem teuer, Discs gibt es auch nicht. Und der Unterschied zum 4K-TVs ist nur aus kurzer Distanz überhaupt sichtbar. Einzig für die Fotowiedergabe kann man die 33 Millionen Pixel des 8K-TVs wirklich gebrauchen. Damit wird die Zielgruppe für das ultrahochauflösende TV allerdings ziemlich klein.

(uk)