Wie wird man Trainer für milliardenschwere Weltraumtouristen?

Der kommende Aufschwung der privaten Raumfahrt bringt Unternehmen hervor, die den Astronauten das Know-how zum Abheben vermitteln.

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Wie wird man Trainer für milliardenschwere Weltraumtouristen?

(Bild: Courtesy of Vladimir Pletser)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Erin Winick
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Eine Reise in den Weltraum ist kein Urlaub. Um dorthin zu gelangen, bedarf es einiger Vorbereitungen – auch für Menschen, deren Scheckbücher das goldene Startticket bezahlt haben. SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic versprechen alle, Bürger innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Weltraum zu schicken. Im September kündigte SpaceX an, dass sein erster zahlender Privatkunde im Jahr 2023 um den Mond reisen wird. Jeff Bezos, Gründer von Blue Origin, hat angekündigt, Touristen im nächsten Jahr ins All zu schicken.

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Derweil hat die russische Weltraumorganisation bereits mehrere zahlende Kunden in den Weltraum gebracht. Es scheint immer wahrscheinlicher, dass bald noch mehr Privatpersonen dorthin reisen werden. Kein Wunder also, dass so viele Firmen eine potenziell lukrative Marktlücke ausgemacht haben: Dienstleistungen, die Astronauten bei der Vorbereitung des Starts unterstützen.

Vladimir Pletser ist einer der Profiteure des Wachstum der Weltraumtourismusbranche. Vor kurzem übernahm er die Leitung des Weltraumtrainings beim Startup Blue Abyss in Großbritannien. Das Unternehmen sammelt derzeit noch Geld, um die Weltraumtraining-Anlagen sowohl für professionelle Astronauten als auch für „Bürger-Astronauten“ – wie Pletser sie gerne nennt – zu bauen. „Weltraumtourist ist ein bisschen abwertend“, sagt er. „Sogar eine Person, die privat im Weltraum fliegen würde, würde trainiert und zu einem echten Astronauten werden und im Flug etwas zu tun haben. Sie würden also an der Operation teilnehmen. "

Er wird Astronauten beispielsweise darin trainieren, wie sie sich in der Schwerelosigkeit bewegen sollten, wie sie einfache Experimente durchführen und wie sie auf längeren Weltraumreisen fit bleiben. Pletsers Bürger-Astronauten simulieren – ähnliche wie professionelle Astronauten in der Ausbildung – in Wasserbecken, wie sich die Schwerelosigkeit und die geringe Mondgravitation anfühlen. Sie setzen sich in Zentrifugen, um sich an die Beschleunigungskräfte zu gewöhnen, und in Flieger, um Mikrogravitation zu erleben.

Pletser glaubt, dass ein Teil von Blue Abyss‘ Geschäft von Kunden stammen wird, die mehrere Millionen Dollar schwere Rechnungen bezahlen können und ein fortgeschrittenes „Trainingserlebnis“ wollen. Astronautentrainer werden jedoch tatsächlich benötigt, um auch einen suborbitalen Reisenden für Notfallmaßnahmen, sicheres Fortbewegen und Experimente in der Mikrogravitation auszubilden. Blue Abyss ist dabei nicht die einzige Organisation, die Astronautentrainer beschäftigt. Das „National Aerospace Training and Research Center“ bietet ebenfalls von der US-Bundesluftfahrtbehörde FAA genehmigte Suborbital- und Advanced Space-Trainingsprogramme an.

Welche Qualifikationen braucht man also, um Menschen für den Weltraum zu trainieren? Pletser hat selbst einmal das Astronautentraining durchlaufen. 1991 wurde er in Belgien als Astronautenkandidat ausgewählt, um später allerdings am Ende des Auswahlverfahrens der Europäischen Weltraumorganisation übergangen zu werden. 1992 bewarb er sich als NASA-Nutzlastspezialist, hatte jedoch erneut kein Glück. 1995 schaffte er es bei einem zweiten Versuch als belgischer Kandidat weiter als zuvor in der Auswahl für eine Spacelab-Shuttle-Mission. Er hatte bereits die ärztliche Untersuchung bestanden, als er nach zwei Monaten Training die dritte Absage erhielt.

Kurz nach dieser Enttäuschung entschloss er sich, seine Ausbildungserfahrungen dafür zu nutzen, andere auf den Weltraum vorzubereiten. „Ich verstehe, wie man mit Astronauten – ob sie nun NASA-, ESA- oder russische oder Kosmonauten sind – spricht und antizipiere, was nötig ist.“ Obwohl er nie den Weltraum erreicht hat, hat er mehr als 39 Stunden in Schwerelosigkeit verbracht. Bevor er zu Blue Abyss kam, führte er mehr als 30 Jahre lang Experimente auf Parabelflügen der Europäischen Weltraumorganisation durch. Er hat mehr als 7.300 Parabeln in zwölf Flugzeugen hinter sich, was ihm einen Guinness-Weltrekord einbrachte. All diese Erfahrungen fließen nun in den Entwurf des Flugschulungsprogramm von Blue Abyss ein.

Doch ähnlich wie es nicht nur einen Weg gibt, Astronaut zu werden, wird es laut Pletser in Zukunft auch mehrere Wege zur Trainerkarriere geben. „[Astronautentrainer zu sein] ist vielleicht nicht einmal eine Vollzeitkarriere“, sagt er. „Die Menschen tun dies möglicherweise eine gewisse Zeit land und kehren dann zu einem früheren Job zurück, möglicherweise in der Weltraumforschung." Auch Pletser möchte nicht den Rest seiner Karriere damit verbringen, andere auf die Reise ihres Lebens vorzubereiten. „Die Leute fragen mich oft: Warst du im Weltraum? Ich antworte immer: Nein – noch nicht.“

(vsz)