Post aus Japan: Nützliches aus dem Labor

Ob man nun seine Solaranlage pflegen oder per elektrischem Rollstuhl reisen will – in Nippon hat man stets kleine Lösungen für Nischenprobleme parat.

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Post aus Japan: Nützliches aus dem Labor

(Bild: Curio)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Auf der amerikanischen Elektronikmesse CES standen gerade die großen technischen Trends der Welt im Mittelpunkt. Auch japanische Großkonzerne waren vertreten, um ihre neuesten Errungenschaften und Ideen zu zeigen, von Unterhaltungselektronik bis Anwendungen künstlicher Intelligenz. Doch fern der IT-Messe in Japan weit jenseits des Mainstreams entwickeln kleine Firmen immer wieder Ideen zur Marktreife, die durchaus globale Alltagsprobleme lösen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Ein Problem für Flugreisende im elektrischen Rollstuhl scheint zu sein, ihr Fortbewegungsmittel mit ins Flugzeug zu kriegen. Der kleine Hersteller von Kinderwagen Curio in der Präfektur Gifu hat sich ein besonderes System ausgedacht: einen leichten faltbaren Rollstuhl mit portabler Lithium-Ionen-Batterie.

Der Name der Firma ist Programm: Curio steht für Curiosity, Neugier. Denn die Ingenieure haben sich das Ziel gesetzt, mit einfach zusammensetzbarer und wartungsfreundlicher modularer Technik Eltern und Kind die Welt zu erschließen. Die gefederten Kinderwagen werden aus einem Alurahmen gefertigt, in und an den diverse Bauteile wie Kindersitze gehängt werden.

2018 hat sich die Firma nun vorgenommen, den Aktionsradius von Rollstuhlfahrern zu erweitern. Deren Problem ist, dass elektrische Rollstühle oft nicht mit ins Flugzeug genommen werden können, da Lithium-Ionen-Akkus nicht gemeinsam mit dem Gerät im Laderaum verstaut werden dürfen. Gemeinsam mit der lokalen Daido Universität hat das Unternehmen daher ein Gefährt entwickelt, das diesen Hindernissen ausweicht, den 30 Kilogramm schweren faltbaren elektrischen Rollstuhl Scoo.

Er besteht aus einem Chassis, in dem die Technik und die vier kleinen Räder untergebracht sind. Darauf thront ein Sitz, der sich auf das Chassis geklappt werden kann. Diese Leichtbauweise hat neben besserer Staubarkeit den Vorteil, dass die Entwickler die Kapazität der Batterie auf unter 300 kWh senken konnten. Damit darf sie in Japan mit in die Flugzeugkabine genommen werden. Der Nutzer kann also mit einer Spitzengeschwindigkeit von 5,5 km/h zum Flugzeug rollen, wo er mit dem Akku an Bord geht, während der batterielose Rollstuhl leicht im Gepäckraum verstaut werden kann.

Das Unternehmen Wado Sangyo rückt derweil Unkraut mit einem Robotermäher zu Leibe. Die Firma ist nicht die einzige, die an dieser Technik arbeitet. In Japan gibt es ein amtliches Projekt zur Entwicklung von kommerziellen Mähern, um Solaranlagenbetreibern beim Sparen von Personalkosten für Mäherfahrer zu helfen. Aber laut den Journalisten des Verlags Nikkei ist Wado Sangyo, ein Hersteller von Mähern und kleinen Schneeräumern, einer der Pioniere.

Das kleine, stromlinienförmige Gerät namens MR-300 verwendet zur Fahrtenplanung eine ähnliche Technik wie Roboterstaubsauger. So kann es selbstständig auf einem Areal von etwa 3000 Quadratmetern das Gras kurzhalten. Doch nicht nur Robotertechnik wird verbaut, um die Betriebskosten zu senken. Die Schneideblätter können wahlweise mit oder gegen den Uhrzeigersinn rotieren. Damit müssen die Schneiden weniger oft getauscht werden.

Eine andere Firma hat eine Alternative für all diejenigen entwickelt, denen das Köpfen von Gras zu brutal erscheint. Das Unternehmen Fieldkaihatsu hat einen Roboter vorgestellt, der wiederholt auf Kraut und Gräser tritt, um sie kleinzuhalten. Kleine Solarzellen auf seiner Oberfläche versorgen den Trampler dabei mit Energie. Das Gerät soll im Frühjahr auf den Markt kommen. Die Ideen werden sicherlich keine globalen Killerapplikationen werden. Aber sind ein Beispiel für Japans Stärke, mit technischen Tüfteleien Nischenprobleme zu lösen.

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