Spiegellose Systemkamera Olympus OM-D E-M1X: ein erster Eindruck.

Die OM-D E-M1X ist die Antwort von Olympus auf den Vollformat-Trend. Wir haben die Kamera und ihre neuen Features ausprobiert.

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Erster Eindruck: Olympus OM-D E-M1X

Olympus OM-D E-M1X

(Bild: Olympus)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christine Bruns

Olympus wird nicht ins Vollformat einsteigen, der Hersteller bleibt dem Micro-Four-Thirds-Sensor treu. Um in der Profiliga mitzuspielen, präsentiert er die OM-D E-M1X. Sie ist ein Parallelmodell zur OM-D E-M1 Mark II. Wir konnten das neue Olympus-Spitzenmodell ausprobieren.

Die Kamera benötigt schon beide Hände um sie zu halten. Allgemein liegt sie gut in den Händen, unabhängig von deren Größe.

(Bild: Christine Bruns)

Die Kamera ist für Micro-Four-Thirds-Verhältnisse recht groß. Besonders markant sind die beiden Handgriffe. Im Gegensatz zu anderen Profimodellen hat Olympus den unteren Handgriff mit doppeltem Akkufach direkt in die Kamera eingebaut und bietet ihn nicht als optionales Zubehör an. Damit ist sie zwar nicht gerade ein Leichtgewicht und auch vom Aussehen her etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus handlich. Die Bedieneinheit ist gut durchdacht. Nach Angabe von Olympus wurde das Äußere der Kamera von einem japanischen Medizintechnik-Designer entwickelt, der sonst für Endoskope zuständig ist.

Alle wichtigen Knöpfe und Rädchen sind doppelt vorhanden, damit sie sowohl im Hoch- als auch im Querformat an den gleichen Positionen liegen. Das hilft Fotografen, intuitiver zu fotografieren, da man sich keine Gedanken darüber machen muss, wo denn beispielsweise die Belichtungskorrektur liegt. Das Konzept geht nur auf, wenn man die Kamera richtig herum ins Hochformat dreht, sonst steht das Bedienfeld auf dem Kopf. Die Knöpfe sind hochwertig durch Gravuren beschriftet. Die Bedienelemente sind unterschiedlich groß, damit ein Fotograf blind arbeiten kann, also alle Knöpfe ertasten kann. Hinter einigen davon verbergen sich Schnell-Menüs, beispielsweise für den Aufnahme-Modi. Das Design der Kamera und die Anordnung der Bedienelemente hat Olympus nach eigenen Angaben patentiert. Das Display misst drei Zoll.

Den Bildstabilisator und auch den Autofokus will Olympus vollständig überarbeitet haben. So sollen Aufnahmen mit bis zu vier Sekunden aus der Hand möglich sein.

(Bild: Olympus)

Ein Vorteil von MFT-Kameras liegt in ihrer Kompaktheit. Sie sind meist leichter, günstiger und besser zu transportieren. Nachteilig sind dagegen die geringere Bilddynamik und Detailwiedergabe. Der Sensor ist der begrenzende Teil für eine höhere Auflösung bei guter Bildqualität. Das haben bereits mehrere Kamerahersteller durch optionale High-Resolution-Aufnahmen kompensiert. Normalerweise wird dafür ein Stativ genutzt und die Technik funktioniert nur für unbewegte Motive, den es werden mehrere Aufnahmen zu einem größeren Bild zusammengerechnet. Die E-M1X ermöglicht diese Aufnahmen wahlweise auch aus der Hand. Für welche Brennweiten und Belichtungszeiten das sinnvoll funktioniert, muss man wohl ausprobieren. Wir haben ein brauchbares Ergebnis bei 1/160 Sekunde erzielt. Das Bild befindet sich in der Bilderstrecke. Für die High-Resolution-Aufnahme soll sich die Kamera die Eigenbewegung der Hand zunutze machen. Was sonst durch eine geringfügige Verschiebung des Sensor erzeugt wird, macht nun unbewusst der Fotograf. Die Kamera nimmt dabei bis zu 16 Bilder auf, die zusammengerechnet werden.

Erste Bilder OM-D E-M1X (6 Bilder)

ISO-Werte Bildausschnitt

Der Hamburger Hafen mit seinen Details bot sich ideal für einen kurzen Test der Olympus OM-D E-M1X an. Der gelbe Rahmen markiert den vergrößerten Bildausschnitt.
(Bild: Christine Bruns)

Der neue Bildstabilisator soll zudem auch das Stativ für viele Aufnahmesituationen überflüssig machen. Laut Olympus ist es möglich, lange Belichtungszeiten aus der Hand zu fotografieren (bis hin zu Nachtaufnahmen). Wir haben es für eine halbe Sekunde Belichtungszeit ausprobiert. Das Ergebnis sehen Sie in unserer Bilderstrecke. Nach Angabe von Olympus sind bis zu vier Sekunden drin.

Olympus hat in die Kamera zwei Prozessoren und neue Autofokus-Algorithmen
eingebaut. Der Gesichtserkennungs-Modus funktionierte bei den ersten Versuchen sehr gut. Die Geschwindigkeit soll sogar für Motorsport ausreichen. Auch der Sucher wurde überarbeitet. Eine hohe Vergrößerung und ruckelfreies Durchblicken auch bei schnellen Bewegungen verspricht der Hersteller. Letzteres war in der Praxis jedoch nicht wie erwartet zu sehen, bei schnellen Wechsel der Blickrichtung mit Schwenk der Kamera verschmierten einzelne Objekte im Bild, nicht tragisch, aber sichtbar.

Ein weiteres Feature der OM-D E-M1X sind eingebaute ND-Filter. Diese reinen Software-Filter reichen bis zu ND-32. Sie werden im Menü konfiguriert. Bei ersten Versuchen konnten wir zwar ein verwischtes Schiff im Hafen erzeugen, leider wurde die Wasseroberfläche aber nur teilweise weich gezeichnet.

Praktisch finden wir die zwei UHS-II-Kartenslots, die man per Knopfdruck programmieren kann. Hier dürfen sich andere Hersteller durchaus eine Scheibe abschneiden. Um sich in die Feinheiten der Kamera einzuarbeiten, benötigt es Zeit: das Handbuch ist fast 600 Seiten stark. (cbr)