5G-Frequenzen: United Internet bietet mit und will vierter Netzbetreiber werden

Der Internet-Riese aus Montabaur macht ernst: 1&1 Drillisch will ein eigenes Mobilfunknetz aufbauen und bietet bei der kommenden Frequenzauktion mit.

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Ralph Dommermuth

United-Internet-CEO Ralph Dommermuth geht unter die Netzbetreiber

(Bild: dpa, Boris Roessler/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
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United Internet will sich an der Versteigerung von Frequenzen für den kommenden Mobilfunkstandard 5G beteiligen und mit der Tochtermarke 1&1 ein eigenes Mobilfunknetz aufbauen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit und bestätigte damit Spekulationen, die es in der Branche schon länger gegeben hat. Die Entscheidung, die Vorstand und Aufsichtsrat der 1&1 Drillisch AG am Donnerstag getroffen haben, markiere "ein neues Kapitel" in der Unternehmensgeschichte, hieß es in einer Mitteilung. Sie sei der "Grundstein für mehr Wettbewerb und eine bessere Mobilfunkversorgung in Deutschland".

United will sich "erfolgreich und dauerhaft" als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland positionieren. Dafür haben Banken zusätzlich 2,8 Milliarden Euro als Kreditlinie zur Verfügung gestellt. "Wir haben in den vergangenen Monaten für mehr Wettbewerb und die daraus entstehenden Impulse für einen schnellen 5G-Ausbau in Deutschland geworben", erklärt United-CEO Ralph Dommermuth. "Nun wollen wir die Grundlage schaffen, um als vierter Netzbetreiber im Mobilfunkmarkt dazu beizutragen, dass es Deutschland gelingt, 5G-Leitmarkt zu werden."

Am Freitagnachmittag läuft die Antragsfrist für die 5G-Versteigerung ab. Die Bundesnetzagentur will das Spektrum in den Bereichen um 2 und 3,6 GHz noch im Frühjahr 2019 versteigern. Mit den Frequenzen sollen die Netzbetreiber ihre 5G-Netze aufbauen können. Dabei sind nur die zur Versteigerung anstehenden Frequenzen im 3,6-GHz-Band sofort nutzbar. Auf den Frequenzen um 2 GHz laufen zum Teil noch UMTS-Lizenzen, die bis 2020 gültig sind, zum Teil auch bis 2025. Die zur Versteigerung stehenden Nutzungsrechte für diese Frequenzen gelten dann erst ab 2021 beziehungsweise 2026.

Über die Vergabebedingungen, welche die Regulierungsbehörde bereits festgezurrt hat, war eine Debatte entbrannt. Während die etablierten Netzbetreiber einerseits über zu harte Auflagen stöhnen und Klage gegen die Vergabebedingungen eingereicht haben, waren mögliche Neueinsteiger – darunter United Internet – zunächst skeptisch, ob die Regeln für einen Newcomer genug Planungssicherheit bieten. Denn eine Pflicht, Neulingen mit Roaming-Vereinbarungen unter die Arme zu greifen, wollte die Bundesnetzagentur den Netzbetreibern nicht auferlegen. Geblieben ist ein Verhandlungsgebot mit dem Regulierer als Schiedsrichter.

Inzwischen ist die anfängliche Skepsis bei United Internet offenbar verflogen. Das Unternehmen bietet seine Mobilfunkprodukte bisher als MVNO auf fremden Netzen – vorwiegend der Telefónica – an. Die Kosten dafür könnten durch den Aufbau eines eigenen Netzes künftig schrittweise reduziert und internalisiert werden, erklärt das Unternehmen. Das schaffe Spielraum für Investitionen. Zudem kann United Internet auf das Glasfasernetz seiner Tochter 1&1 Versatel zurückgreifen.

Über den möglichen Markteintritt von United Internet war bereits mehrfach spekuliert worden. Ein Pappenstiel ist das auch für einen Internet-Riesen wie United nicht: Die Auflagen der Bundesnetzagentur sehen auch für Neueinsteiger Ausbaupflichten vor. United Internet müsste bis Ende 2023 ein Viertel der deutschen Haushalte versorgen, zwei Jahre später dann die Hälfte.

Medienberichten zufolge hat das Unternehmen bereits mit möglichen Kooperationspartnern gesprochen und Vorverträge geschlossen. Unter anderem hieß es im Handelsblatt, der chinesische Ausrüster ZTE solle Aufbau und Betrieb des Mobilfunknetzes übernehmen, das United Internet dann leasen könne. (vbr)