Weltwirtschaftsforum: Auf Handelskrieg folgt Tech-Nationalismus

Das Auftreten Chinas und der USA illustriert den Riss zwischen den Riesen, der über Zolldebatten weit hinausgeht und auf technologische Souveränität zielt

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Weltwirtschaftsforum: Auf Handelskrieg folgt Tech-Nationalismus

(Bild: sdecoret / shutterstock.com)

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Von
  • Monika Ermert
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Auf dem nun beendeten Weltwirtschaftsforum in Davos zog sich das Rennen zwischen China und USA wie ein roter Faden durch die zahlreichen Technologie-Debatten. Unter anderem stellte der ehemalige US-General John Allen eine Phase des Tech-Nationalismus beziehungsweise des Strebens von Staaten auf technologische Souveränität in Aussicht.

Chinas Vizepräsident Wang Qishan gab den Anspruch seines Landes in Davos unverhohlen zu Protokoll und verbat sich eine Einmischung in politische Entscheidungen, gerade auch im Bereich der Technologiepolitik. Ansprüche einzelner Nationen auf eine technologische Vormachtstellung sind laut Wang inakzeptabel.

Chinas Vizepräsident Wang Qishan verbat sich in Davos Einmischung in die nationale Technologiepolitik: Es sei nicht einzusehen, warum die ganze Welt ausschließlich Standards der Industrienationen akzeptieren sollte.

(Bild: weforum.org)

Auf die aktuelle Auseinandersetzung zwischen Huawei und den USA ging er dabei nicht ein, ein Huawei-Manager räumte allerdings am Rande einer Sitzung ein, dass sein Unternehmen klar "negative Effekte des Handelskriegs" zu spüren bekomme. Wang erklärte, es sei "nicht einzusehen, warum die ganze Welt ausschließlich auf die Sicherheitsbedenken der Industrienationen oder gar einzelner Länder eingehen und allein deren Standards akzeptieren sollte".

Klare Worte gab es dazu auch vom Vizechef des Wertpapier-Regulierers China Securities Regulatory Commission, Fang Xinghai. Beim Schutz von geistigen Eigentum werde in China gerne nachgebessert, denn Chinas Innovatoren seien selbst auf diesen Schutz angewiesen. Sollten die USA die entsprechenden Klagen nur erheben, um Chinas Entwicklung zu behindern, könnte sich das sehr negativ für die USA auswirken. China werde dann eben noch stärker auf eigene Innovationen setzen, betonte Fang.

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Die Ökonomin Jin Keyu von der London School of Economics hielt ein zweigeteiltes Netz angesichts der Auseinandersetzung zwischen den USA und China für denkbar. Allen meinte, im Ergebnis könnten Entwicklungsländer vor der Wahl stehen, sich entweder das eine oder das andere Politik/Technik-Paket einkaufen zu müssen.

Zwar rechneten in Davos viele Unternehmer damit, dass sich Trump und Xi bis zum Sommer doch noch im Handelsstreit einigen. Der entbrannte Technikwettbewerb sei dann aber noch lange nicht beendet, sagte Jin.

Welche Rolle Europa bei dem Zwist spielt, muss sich zeigen. In Davos mussten sich europäische Unternehmensvertreter und Politiker von chinesischen Moderatoren schon mal fragen lassen, ob sie angesichts ihres strengeren Datenschutzes Innovation aushebelten. Alibaba-Gründer Jack Ma kritisierte das europäische "Bedenkenträgertum" scharf.

Auch der deutsche Wirtschaftsminister meint, dass bei der DSGVO noch viele Sachen nicht endgültig geklärt sind. Peter Altmaier gab sich zwar optimistisch, wiederholte aber sein Credo, dass Europa seine Start-Ups, gerade im KI-Bereich, finanziell viel besser ausstatten müsse. Trotz viel Applaus für die Rede der deutschen Bundeskanzlerin in Davos bleibt Europa beim Wettstreit der Tech-Riesen anscheinend erst einmal in der Zuschauerrolle. (anw)