Ist U-Bahn-Fahren gesund?

Wer mit den Öffis in Großstädten unterwegs ist, begibt sich oft in Tunnel. Forscher haben untersucht, wie die Luftqualität dort unten ist.

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Ist U-Bahn-Fahren gesund?

(Bild: "1992 stock Tube train" / Tom Page / Wikipedia / cc-by-sa-2.0)

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Das Angebot an Nahverkehrssystemen im Tunnel wächst weltweit: Egal ob in Europa, Asien oder Amerika, U- und S-Bahnen, Trams und sogar Trolleybusse werden zunehmend unter die Erde verlegt. Das hat viele Vorteile für den oberirdischen Verkehr: Der ÖPNV fährt unter dem Stau vorbei und attraktive "Öffis" sorgen für weniger Fahrten mit dem CO2 und Feinstaub ausstoßenden Privat-PKW. In der U-Bahn Berlin sind zum Beispiel Jahr für Jahr mittlerweile über eine Milliarde Fahrgäste (kumuliert) unterwegs. Man will sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn die alle in ein Auto steigen würden.

Dass selbige in Diesel- wie Benzinform für eine steigende Umweltbelastung verantwortlich sind, weiß jedes Kind. Sie können, zusammen mit dem Liefer- und Speditionsverkehr, Stadtbewohnern buchstäblich den Atem nehmen, da muss nicht erst die Diskussion über Fahrverbote her.

Doch wie gesund ist eigentlich die ÖPNV-Verwendung? Diese Frage wurde, wie sich zeigt, bislang erstaunlich wenig beleuchtet – obwohl gerade in U-Bahn-Tunneln nicht immer die allerbeste Luft herrscht, wie Nutzer ja oft sogar direkt und ohne Umwege riechen können. Der Forschungsfonds des Versicherungsgiganten Axa hat daher Untersuchungen finanziert, die hier Aufklärung bringen sollen; zudem sind verschiedene staatliche Stellen involviert.

Eine Arbeit der Forscher Fulvio Amato vom Spanish National Research Council und Teresa Moreno vom spanischen Institut für Umweltbewertung und Wasserforschung versucht, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu bekommen. Und das ist gar nicht einfach, fehlen doch verlässliche Vergleichsdaten.

Das lässt sich gut an der spanischen Metropole Barcelona festmachen, wo 30 Messstationen im Rahmen des sogenannten "Improve Life"-Projekts entstanden sind. Hier ist die Luft in der U-Bahn sogar schlechter als bei der Verwendung von Straßenbahnen oder dem Gehen auf der Straße. Nur im Bus ist es – wohl aufgrund der Dieselabgase – unangenehmer. Zu den Hauptparametern der Luftqualität in der U-Bahn zählen Tiefe des Bahnhofs, Art der Belüftung, verwendete Bremsen der Fahrzeuge, das Rad-Schiene-System (Metall oder Reifen, wie man es etwa aus Paris oder Montreal kennt), Taktfreqzenz und Vorhandensein von Barrieren zwischen Zug und Bahnsteig.

Feinstaub ist im Zugbetrieb ein besonders großes Problem. Beim Bremsen der Bahnen werden Partikel freigesetzt, ebenso bei der Reibung zwischen Wagen und Stromversorgung. Effekte hat auch die Klimatisierung – also ob diese von der Tunnelluft abgetrennt ist oder man schlicht ein Fenster öffnen kann. Antriebssysteme sind ebenfalls von Relevanz. Normale U- und S-Bahnen nutzen Strom, in Städten wie Chicago werden aber sogar Dieselloks unter die Innenstadt geschickt.

Alles in allem zeigt sich, dass die Luftbelastung im und durch den ÖPNV verstärkt Beachtung finden muss. Das erinnert an den Schriftsteller Marcel Proust, der beim Wohnungswechsel im zentralen Paris vorher seine Freunde befragte, wie denn die Luft so sei – um die Ecke lag der Gare Saint-Lazare mit seinen stinkenden Dampfloks.

(bsc)