YouTube und Instagram: Erfolgreich mit Geschlechterklischees

Die erfolgreichsten deutschen Accounts auf YouTube und Instagram sind in Geschlechterklischees verfangen. Für die Frauen ist das ein Problem.

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YouTube und Instagram: Erfolgreich mit veralteten Geschlechterklischees

(Bild: Bru-nO)

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Obwohl die Online-Plattformen YouTube und Instagram allen offenstehen, sind Frauen unter den erfolgreichsten Accounts deutlich unterrepräsentiert. Außerdem orientieren sich die Betreiber und Betreiberinnen an vermeintlich veralteten Rollenbildern. Das unterstreichen nun zwei Studien, die die MaLisa Stiftung vorgestellt hat. Demnach beträgt das Verhältnis zwischen Protagonistinnen und Protagonisten bei den 100 beliebtesten Musikvideos, den 100 beliebtesten YouTube-Accounts und den 100 erfolgreichsten Accounts auf Instagram in Deutschland 1:2. Dieses Ungleichgewicht hatte die Stiftung schon im Kino und Fernsehen ermittelt.

Die von der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg durchgeführte Analyse auf YouTube hat demnach ergeben, dass sich die Frauen in den populärsten Kanälen vor allem stereotypisch weiblichen, serviceorientierten Formaten widmen. Sie geben demnach Schmink- und Lifestyle-Tipps, die sie außerdem als vornehmlich privates Handeln deklarieren. Männliche Youtuber haben demgegenüber ein deutlich breiteres Themenspektrum und treten in Comedy-Formaten, Gaming-Videos oder Musik-Produktionen auf. Sie inszenieren sich demnach auch öfter im öffentlichen Raum und thematisieren seltener ihre Gefühle als die Frauen.

Befragungen der Youtuberinnen haben demnach auch ergeben, dass diese klischeehaften Darstellungen nicht nur persönlichen Interessen geschuldet seien. Sie hätten von Hürden berichtet, die ihnen eine Erweiterung des Themenspektrums erschweren würden. Die Zuschauer erwarteten eine Konzentration auf Beauty und Ausflüge zu anderen Themen würden mit "kritischen, mitunter bösartigen Kommentaren" quittiert. In den erfolgreichsten Musikvideos auf YouTube werden demnach außerdem Männer meist als ganzes gezeigt und deutlich seltener so stark sexualisiert wie Frauen.

Auf Instagram seien vor allem jene Frauen erfolgreich, die einem normierten Schönheitsideal entsprechen, heißt es in der zweiten nun vorgestellten Studie. Sie seien dünn, langhaarig und beschäftigen sich in ihren Einträgen vor allem mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty. Die weibliche Selbstinszenierung finde auch auf dieser Plattform nur in einem sehr begrenzten Korridor statt. Großen Einfluss haben sie dabei auf ihre Anhänger, die sich stärker an den normierten Schönheitsstandards orientieren als Nutzerinnen, die den Influencerinnen nicht folgen.

Unabhängig davon verweisen die Autoren der Studie aber noch darauf, dass die Vielfalt der Herkunft auf YouTube sichtbarer sei als in anderen Medien. 32 Prozent der weiblichen Betreiber der untersuchten Accounts hätten einen Migrationshintergrund, bei den Männern sei es sogar die Hälfte. (mho)