Apple stoppt Vertrieb von Facebooks Datensammel-App

Zum Schutz der Kunden habe man Facebooks Enterprise-Zertifikate gesperrt, teilte Apple mit. Es handele sich um einen "klaren Regelbruch".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 63 Kommentare lesen
Facebook

Facebook-Apps gehören auch auf dem iPhone zu den am häufigsten geladenen Programmen.

(Bild: dpa, Matt Rourke/AP)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

In die Debatte über eine Marktforschungs-App von Facebook hat sich nun Apple eingeschaltet: Zum "Schutz unserer Kunden und ihrer Daten" habe er Facebooks Enterprise-Zertifikat widerrufen, teilte der iPhone-Konzern gegenüber US-Medien mit. Die außerhalb des App Stores vertriebene Facebook-Research-App lässt sich dadurch nicht länger auf dem iPhone installieren. Die Facebook-App und andere Dienste des Netzwerkes wie WhatsApp und Instagram sind davon nicht betroffen.

Facebooks Verwendung des Enterprise-Zertifikates zur Bereitstellung einer Datensammel-App für Endnutzer sei "ein klarer Bruch der Vereinbarung mit Apple", betonte das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber Recode. Jeder Entwickler, der die Zertifikate missbrauche, müsse mit diesem Schritt rechnen. Apples Enterprise-Zertifikate sind nur dafür gedacht, dass Firmen Apps intern testen können, ohne dafür auf den App Store zurückgreifen zu müssen.

Nach der Entfernung von Facebooks App Onavo VPN aus dem App Store auf Druck von Apple hin schwenkte das Netzwerk zur Erfassung von iPhone-Nutzungsdaten offenbar auf die Research-App um. Diese wurde unter anderem gezielt auch für Jugendliche zum Download angeboten, die im Gegenzug Geschenkgutscheine von rund 20 Dollar im Monat erhielten – im Austausch für extrem tiefe Einblicke in ihre iPhone-Nutzung. Anhand eines mitzuinstallierenden Root-Zertifikates konnte der Konzern praktisch den kompletten Inhalt des Datenverkehrs einsehen, wie Sicherheitsforscher berichteten.

Apple-Chef Tim Cook hat Facebook in den vergangenen Monaten mehrfach öffentlich kritisiert – teils scharf: Aus seiner Sicht sollte eine so intime Datenbank an Nutzerprofilen wie von Facebook gar "nicht existieren", erklärte Cook im vergangenen Frühjahr und forderte eine Regulierung des sozialen Netzwerkes.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg argumentierte im Gegenzug, nur weil manche Unternehmen daran arbeiten, immer mehr Geld zu kassieren, bedeute das nicht automatisch, dass diese sich letztlich auch mehr um den Nutzer scheren. Um einen Dienst nicht nur für "reiche Leute" anzubieten, habe man sich für die Werbefinanzierung entschieden, das sei das einzige "rationale Modell". (lbe)