Weg weisend

Vergleich: Navis gegen Apps

Die Stiftung Warentest hat Navi-Apps mit Saugnapf-Navis verglichen und ist zu dem Schluss gekommen, dass sich für einige Anwender die externen Geräte durchaus noch lohnen. Der Markt hat sein Urteil allerdings längst gefällt

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Von
  • Martin Franz

Klassische Navigationsgeräte, die per Saugnapf an die Windschutzscheibe kommen, hatten es in den vergangenen Jahren nicht gerade leicht. Ihre Blütezeit hatten sie, als Smartphones noch nicht so populär waren, wie sie es heute sind. Denn Konkurrenz bekommen sie nicht nur von den viel teureren Navigationssystemen ab Werk, sondern vor allem von kostenlosen Apps wie Google Maps, Waze oder Here. Die Stiftung Warentest hat solche Apps mit Saugnapf-Navis verglichen und ist zu dem Schluss gekommen, dass sich für einige Anwender die externen Geräte durchaus noch lohnen.

Große Preisunterschiede

Im Test waren drei Geräte von Garmin, vier von TomTom und sieben Apps. Letztere wurden unter Android und iOS getestet. Die Preisspanne lag bei den Apps zwischen kostenlos, 20 Euro Jahresgebühr und einmalig 60 Euro. Die untersuchten Geräte lagen zwischen 159 und 380 Euro, was, verglichen mit den fest installierten Werksgeräten noch immer sehr preiswert ist. Zumal die Straßenpreise nochmals deutlich darunter liegen.

Für ein zielsicheres und schnelles Ankommen ist von Bedeutung, wie aktuell die Karten sind und wie geschickt Echtzeitverkehrsdaten eingebunden werden. Noch vor wenigen Jahren haben einige Hersteller mit Kartenupdates gutes Geld verdient, das erlauben sich heute selbst die meisten Autohersteller erst nach einer gewissen Frist nach Erstzulassung. Dann langen sie aber mitunter richtig zu – 200 Euro für ein Update sind keine Seltenheit. Gleiches gilt für Online-Verkehrsdaten.

Nur TMC

Die getesteten Apps und Geräte werden kostenlos mit aktuellen Karten und Echtzeit-Verkehrsdaten versorgt. Einzige Ausnahme im Test ist das „TomTom Start 62 (ab 219,90 €)“, das Daten über Staus noch via TMC empfängt. Für immerhin 179 Euro, die dieses Gerät kostet, ist das schlicht nicht mehr zeitgemäß. Denn, auch das ist ein Ergebnis des Tests der Stiftung Warentest, mit den Umleitungsempfehlungen ist man stets früher am Ziel. Bei einigen Geräten muss für einen Empfang der neuesten Meldungen das Smartphone mit dem Navi verbunden werden, andere haben eine SIM-Karte fest eingebaut.

Den Testsieg holte sich das 380 Euro teure TomTom Go 6200. Auch bei den Apps liegt TomTom vorn, bei der reinen Bewertung der Routenführung schneidet Google Maps am besten ab. Grundsätzlich liegen die Testergebnisse bei einigen Kandidaten aber so eng beieinander, dass man sich angesichts der Kosten schon Gedanken machen sollte, wie oft man ein Navigationssystem im Alltag braucht. Schon die kostenlosen Apps führen beeindruckend gut und schnell zum Ziel.

Der Verbraucher hat entschieden

Die Apps errechneten im Test die Route etwas schneller, dafür muss man unter Umständen mit einem kleineren Display leben. Die Saugnapf-Navis punkten mit großem Bildschirm und, bei einigen Geräten, mit Verkehrsinformationen aus dem Netz, die das eigene Datenvolumen nicht belasten. Welches der bessere Weg ist? Der Markt scheint das entschieden zu haben: Stand-alone-Navis kauft kaum noch jemand, die einst reiche Auswahl ist auf wenige Hersteller zusammengeschrumpft.

Viele Menschen nutzen Apps, der Autor gelegentlich Google Maps, meistens jedoch Here. Dort kann man sich die Karten vorab herunterladen und nur die Verkehrsdaten online beziehen. Das ist im Alltag geringfügig umständlicher und weniger elegant als ein System ab Werk. Doch für mein vier Jahre altes Auto kostet ein Kartenupdate mehr als 150 Euro, und Online-Verkehrsdaten gibt es gar nicht. Die Erstbesitzerin hat dafür mehr als 1000 Euro Aufpreis akzeptiert. Im Vergleich dazu erscheint selbst der teure Testsieger wie ein Schnäppchen. Gegen kostenfreie Angebote wie Waze oder Here sieht die Werkslösung trotz mancher Schwächen der Apps in jeder Hinsicht furchtbar schlecht aus.

Den kompletten Test der Stiftung Warentest finden Sie in der Zeitschrift „Test“ Ausgabe 2/2019 oder als kostenpflichtigen Download unter test.de.

(mfz)