Sunless Skies angespielt: Steampunk aus den Albträumen von Jules Verne

In Sunless Skies erkunden die Spieler mit ihrer fliegenden Lokomotive eine der schaurig-schönsten Welten der Videospielgeschichte.

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Sunless Skies angespielt: Steampunk aus den Albträumen von Jules Vernes

(Bild: Failbetter Games)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Sunless Skies gehört zum Fallen-London-Universum des englischen Indie-Entwicklers Failbetter Games. Nach dem Überraschungserfolg Sunless Sea und dem kostenlosen Browserspiel Fallen London steigen die Spieler mit ihren Lokomotiven nun in die Lüfte einer verfallenen Steampunk-Welt voller Schauermärchen, gruseliger Monster und albtraumhafter Wolkeninseln.

Tentakel, die aus Lokomotiven nach uns greifen; Städte, die wie riesige Blütenblätter aussehen und nicht enden wollende Albträume – es ist eine merkwürdige Welt, durch die unsere Lokomotive durch die Luft schwebt. Unser Gefährt ist oft minutenlang allein unterwegs, während es die zerstörten Überreste der Zivilisation entdeckt und von eisigen Winden zurückgedrängt wird. Im Hintergrund sind die quälenden Schreie der Plagegeister zu hören, kurz bevor sie sich auf uns stürzen. Ein solches Szenario könnte aus den Albträumen Jules Vernes stammen: dampfender Steampunk trifft auf eine morbide Mischung aus Gothic-Horror und den poetischen Schauermärchen Edgar Allan Poes.

Abenteurer müssen ihre Expeditionen gut planen, damit sie Geld für stärkere Lokomotiven, bessere Ausrüstung und eine größere Besatzung bekommen. Man sucht nach Sonderangeboten, transportiert Siedler durch die Welt oder erfüllt Aufträge, um nicht nur Geld, sondern auch Erfahrungspunkte zu bekommen. Wie in einem Rollenspiel kann die Spielfigur bei einem Stufenaufstieg Attribute verbessern, die genauso kryptisch wie das ganze Spiel sind: "Iron" steht für so etwas wie Stärke, "Hearts" für Charisma und "Veils" für Täuschung und Hinterhalt.

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Wichtiger als Geld ist eine andere Art von Reichtum: Geschichten. Der aufmerksame Abenteurer wühlt sie zum Beispiel aus verlassenen Wracks oder schnappt beim Kaffeeklatsch ein paar Gerüchte auf. Da ist etwa das Geheimnis um das Erbe eines verstorbenen Kapitäns, das rätselhafte Verhalten eines Crewmitglieds, das einfach so einen blinden Passagier umbringt oder die blühende Wolkenstadt, die plötzlich von Killerbienen überfallen wird. Viele dieser Geschichten können gegen Geheimnisse eingetauscht werden oder dienen als Druckmittel, um an Informationen zu kommen.

Sunless Skies angespielt (5 Bilder)

In Sunless Skies trifft der Spieler auf so manches merkwürdige Gebilde.
(Bild: heise online)

Sunless Skies ist deshalb ein sehr textlastiges Spiel, das gute Englischkenntnisse und Geduld voraussetzt. Nicht selten finden sich in den langen Textabschnitten kleine Hinweise auf ein weiteres Abenteuer. Manchmal muss sich der Spieler wie in einem Gamebook für verschiedene Wege entscheiden: Dringe ich weiter mit meiner Dschungelexpedition vor oder kehre ich mit einer kleineren Beute zurück? Lasse ich ein paar Crewmitglieder zurück, damit sie in meiner Mine schürfen oder setze ich lieber auf eine gut bestückte Besatzung für den gefährlichen Heimweg? Manchmal strapazieren die Entwickler mit diesen ausufernden Texten und den langen Wegen die Geduld der Spieler. Den optionalen Roguelite-Spielmodus, bei dem man nach dem Tod fast alles verliert, sollte man also nur wählen, wenn man frustresistent ist.

Sunless Skies ist kein Spiel für Ungeduldige, die nach Action und spektakulären Explosionen lechzen. Die Spieler müssen Augen und Ohren öffnen, um sich für den eigenwilligen Abenteuertrip begeistern zu können. Der Reiz des Spiels steckt nämlich im Detail: in den vielen Texten, in den subtilen Soundeffekten und im Steampunk-Szenario. Wer die Geduld und die Neugierde mitbringt, will bald mehr davon – mehr Geschichten, mehr Geheimnisse, mehr Abenteuer. Ein Spiel für geduldige Genießer, die auch auf Albträume stehen.

Sunless Skies erscheint am 31. Januar als Download für Windows, Linux und macOS und kostet ca. 23 Euro. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden mit der Windows-Version gespielt. (dahe)