Facebook plant Großes

Wir sollen künftig alle per „Whatstabook“ kommunizieren. Ob das gegen die Messenger-Verstreuung hilft?

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  • Cosima Ermert
  • Cosima Ermert

Seit Februar könnte es Werbung auf WhatsApp geben. Wie bei jedem Skandal um den mit Abstand verbreitetsten Messenger spalten sich die Geister: Die einen suchen im großen Angebot an Instant-Messaging-Diensten einen möglichst identischen aber sichereren Ersatz. Die anderen warten nach dem Scheuklappenprinzip ab, bis sich die Aufregung wieder gelegt hat.

Personalisierte Werbung sind wir ja im Grunde gewohnt: Auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat blinken Banner und poppen Videos auf. Nicht selten lädt man Großkonzerne sogar freiwillig in seinen Newsfeed ein. Messenger blieben aber bisher davon verschont.

In zahlreichen WhatsApp-Familien-Gruppen entbrennt nun die Diskussion: Wohin? Threema oder Telegram? Wo ist ein sicherer Ort für die weihnachtlichen Schlumpfvideos und die filterversehenen Urlaubsbilder? Andere Kontakte aus dem Adressbuch stellen vor vollendete Tatsachen: „Du erreichst mich jetzt bei Signal.“ Statt einem einheitlichen Wechsel kommt es zu einer wahren Messengerdiaspora. Das Ergebnis: Multiple Messenger auf dem Handy. Der Musikverein sendet jetzt Nachrichten bei Threema. Mit der Studienfreundin wird bei Telegram der Kontakt gehalten. Die Gruppe der Unbelehrbaren bleibt beim Marktführer.

Das ist nicht nur völlig unübersichtlich – ich sehne mich nach einem verlässlichen Multi-Messenger – sondern auch datenschutzrechtlich bedenklich. Verlässt man die Großkonzerne, bleibt es dennoch fragwürdig, ob Daten aufgesplittet bei Telegram und Co besser aufgehoben sind. Kommt jede Neuinstallation eines Messengers einer Kopie unseres Privatlebens gleich?

Als hätte Facebook das Klagen seiner Kunden bereits gehört, kündigte der Social-Network-Konzern am 25. Januar seine Supra-App an: Es soll demnächst möglich sein, zwischen den Flaggschiffen Facebook, WhatsApp und Instagram Nachrichten zu verschicken. Angemeldet sein muss man dazu nur bei einem Dienst. Wie überaus praktisch – jetzt muss ich mich nicht mehr eigenhändig um die Verbreitung meiner Userdaten kümmern.

Datenschützer schreien auf. WhatsApp ist im Vergleich zu den anderen beiden Diensten Ende-zu-Ende-verschlüsselt und damit bisher verhältnismäßig sicher. Bei der Fusion könnte das hinfällig werden. Immerhin: „Wir arbeiten daran, mehr unserer Messaging-Dienste mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszustatten“, sagte ein Sprecher von Facebook der New York Times und der Financial Times. Seitens der Politik wird von einem Monopol gesprochen. „Am Ende wird es keinen anderen Weg geben, als offene Schnittstellen per Gesetz anzuordnen“, so CDU Netzpolitiker Thomas Jarzombek.

Von jedem Dienst einfach auf jeden Dienst schicken, offene Schnittstellen – das kommt mir doch seltsam bekannt vor. Ach, richtig: Mit SMS und E-Mail geht das doch schon seit Jahrzehnten. Genau wie in der Mode scheint zu gelten: Es kommt alles wieder.

(cose)