Cisco Live Europe 2019: Cloud und Automatisierung

Auf seiner europäischen Hausmesse zeigt Cisco Neuigkeiten aus den Bereichen Datacenter-Netzwerke, Server-Infrastruktur und Cloud-Management.

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Cisco

(Bild: Cisco)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jens Söldner

Bei der Cisco Live EMEA 2019 (28. Januar bis 1. Februar) in Barcelona konnte sich der amerikanische Netzwerkspezialist über einen Besucherrekord freuen: Mit über 15.000 Teilnehmern war die Veranstaltung die bislang größte in Europa. Cisco konnte zeigen, dass die strategische Ausrichtung auf Automatisierung mittels APIs und Machine Learning Früchte trägt. So geht die Umstellung der Kunden im Rechenzentrum vom traditionellen Netzwerk zur SDN-Plattform ACI (Software Defined Networking) angeblich gut voran.

Innerhalb der großen DevNet-Zone konnte sich das Publikum mit der an Bedeutung zunehmenden Programmierbarkeit der Geräte vertraut machen. Die Bandbreite reichte von Python-Grundlagentrainings bis hin zum Automatisieren der wesentlichen Produkte über APIs. Wer nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte, findet kostenfreie Kurse und Schulungsunterlagen auf den Webseiten des Unternehmens.

Bei den Neuankündigungen konzentrierte sich Cisco auf drei wesentliche Kernbereiche: Datacenter-Netzwerke, Server-Infrastruktur und Cloud-Management. Das Leitmotiv dafür ist "Anywhere": Die administrative Herangehensweise aus dem Rechenzentrum will man in Cloud-Umgebungen und kleinere Standorte wie Zweigniederlassungen übertragen.

Im Gespräch mit iX betonte Senior Vice President Roland Acra, dass Cisco seine Kunden in die Lage versetzen möchte, ihre Unternehmensapplikationen dort zu betreiben, wo es geschäftlich sinnvoll und ohne technische Beschränkungen möglich ist. Cisco löse dabei das "Zentrum" aus dem Rechenzentrum heraus – mit den neuen Techniken könnten die Kunden nun Daten und Anwendungen in jeder Cloud, jedem Rechenzentrum und jeder Zweigstelle sicher und bequem bereitstellen.

Konkret bedeutet das, dass Cisco mit der neuen Version seiner SDN-Plattform nun Verwaltungs- und Sicherheitsrichtlinien von ACI auf Cloud-Umgebungen ausdehnen kann. Etwas vollmundig spricht der Hersteller in seinem Blog von „jeder Cloud“, tatsächlich arbeitet Cloud ACI momentan im „Early Field Trial“ bei ausgewählten Kunden mit der AWS Cloud. Microsoft Azure und Google Cloud sollen demnächst folgen. Eine Demonstration der Technik auf der zur Messe gehörenden Ausstellung überzeugte – über einen Policy Explorer kann der Administrator mittels einfacher Abfragesprache nachvollziehen, ob Endpunkte in der Lage sind, in der aktuellen Konfiguration miteinander zu kommunizieren.

Mit der nächsten Generation 4.0 seiner HCI-Infrastruktur HyperFlex zielt Cisco auf kleine Edge-Lokationen in Zweig- und Außenstellen, wo keine klassische Rechenzentrumsumgebung bereitsteht. Das Besondere von HyperFlex Anywhere ist die einfache Installation. Im herkömmlichen Fall richten die Administratoren die für die Zweigstelle bestimmten Serversysteme in der Zentrale ein und versenden sie zur physischen Umsetzung. Cisco geht mit den HyperFlex-Edge-Systemen einen anderen Weg: Die Server werden direkt zum Einsatzort geschickt und dann via Internet aus der Cloud über die Infrastrukturplattform Intersight mit der passenden Konfiguration versorgt. So will Cisco Fehler vermeiden, die bei manueller Konfiguration häufig auftreten.

Alles soll überall laufen: Mit den drei Neuankündigungen (rot umrandet) will Cisco das ermöglichen.

(Bild: Cisco)

Die dritte Ankündigung betrifft das aus der CliqR-Akquisition hervorgegangene Managementwerkzeug CloudCenter. Die Version 5.0 heißt nun CloudCenter Suite und basiert auf Kubernetes. Aus einer einzigen Oberfläche heraus sollen Kunden eine Vielzahl von Public- und Private-Cloud-Anbietern verwalten können. Neu ist auch die Option, komplexe administrative Tätigkeiten über Workflows zu automatisieren. Diese Funktion stellt der Action Orchestrator bereit, der aus dem Process Orchestrator hervorgegangen ist.

Insgesamt hinterließ der Hersteller auf seiner Hausmesse einen guten Eindruck, was Strategie und Ausrichtung betrifft. Wünschenswert wären offene Standards im SDN-Bereich, denn sowohl mit ACI als auch bei vergleichbaren Techniken der Konkurrenz ist der Kunde immer noch auf die proprietären Produkte eines einzigen Anbieters angewiesen.

Die US-Ausgabe der Cisco Live findet vom 9.-13. Juni in San Diego statt. (jd)