Multimedia-Arbeitsplatz: Schick doch deinen Avatar
Zum Beginn des kommenden Jahres geht das Projekt "Multimedia Arbeitsplatz der Zukunft" (map) des Bundeswirtschaftsministeriums in seine erste Testphase.
Zum Beginn des kommenden Jahres geht das Projekt Multimedia Arbeitsplatz der Zukunft (map) des Bundeswirtschaftsministeriums in seine erste Testphase. Dann sollen Bauleiter von ihrer Baustelle aus per "kleinem" Laptop oder "großem" Handy Bauplanänderungen sofort übergeben und damit verbundene notwendige Bestellungen oder Aufträge abwickeln können. "Agenten" sollen das mobile Arbeiten leichter machen. "Die Baubranche ist aber nur eine erste Spielwiese, die map-Idee kann genauso in der Verwaltung oder anderen Branchen zur Anwendung kommen", sagte map-Projektleiter Michael Weiss am Rande einer Tagung zum Thema Kooperative Technikgestaltung für neue Arbeitswelten bei der Alcatel-Stiftung in Stuttgart.
Mobil bestellen, Datenbankrecherchen, Terminvereinbarungen per Handy – all das sei heute schon technisch möglich. Kerngedanke von map ist die Verknüpfung von Funktionen und die leichtere Bedienbarkeit für den Endanwender. Das vom Wirtschaftsministerium drei Jahre lang geförderte Projekt läuft immerhin unter dem Stichwort "Mensch-Maschine-Interaktion". Aufgabe des Projekts, in dem neun Industrie- und fünf Forschungspartner zusammenarbeiten, ist es, eine datenschutzverträgliche und juristisch wasserdichte, javabasierte Agentenplattform zu erstellen. "Wenn der Bauleiter den Agenten losschickt, um Beton zu bestellen, ist das schon eine Herausforderung", meint Weiss. Im Idealfall soll der per Spracheingabe übergebene Auftrag die ganze Kette von der Recherche nach dem günstigsten Anbieter in der Nähe des Standorts bis zum rechtssicheren Abschluss erledigen. "Bei Bedarf soll das System, das auch als Avatar gestaltet sein kann, beim Nutzer rückfragen."
Eine Besonderheit des Projektes ist, dass es sich auch um die "weichen" Faktoren bei der Entwicklung mobiler Arbeitswelten kümmert. Der Leiter des beim Deutschen Gewerkschaftsbund angesiedelten Forums Soziale Technikgestaltung, Welf Schröter, leitet map-intern die Expertengruppe arbeit21. Die beschäftigt sich mit der Frage, was die Zunahme mobiler Arbeit für den "klassischen Arbeitsplatz" und das "Normalarbeitsverhältnis" bedeutet. Die erste Empfehlung der Experten von arbeit21 an die Techniker lautet: Statt den Einsatzort für mobile Agenten nur im "Idyll" der Großunternehmen oder bei deren Außendienstmitarbeitern zu sehen, sollte man viel stärker an Kleinunternehmen und Selbstständige denken.
Laut Schröter werden Technologien wie Map die "Entbetrieblichung" extrem vorantreiben. Die Lösung von Qualifizierungs- und auch Akzeptanzfragen bei diesem Umbau hinken aber hinter den technischen Möglichkeiten weit hinterher. Ein Beispiel für dafür lieferte Gastgeber Alcatel gleich mit: Nur 20 von 1000 Entwicklern hatten sich vor einigen Jahren für das Angebot alternierender Teleheimarbeit interessiert. Technikvorstand Heinrich Kreutzer warnte allerdings, neue Generationen von Software-Entwicklern seien ohne neue "Arbeitsplatz-Modelle" nicht mehr zu halten. (Monika Ermert) / (jk)