Gestohlenes Kryptogeld nachverfolgen mit dem FIFO-Prinzip

Der Diebstahl von digitalen Währungen wie Bitcoin ist ein erhebliches Problem. Mit einem alten Trick wollen Forscher den Tätern besser auf die Spur kommen.

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Gestohlenes Kryptogeld nachverfolgen mit dem FIFO-Prinzip

(Bild: Photo by André François McKenzie on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Nach einer Auswertung der Sicherheitsfirma Cipher Trace wurde in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres Kryptogeld im Wert von etwa 761 Millionen Dollar entwendet, dreimal so viel wie im ersten Halbjahr 2017. Weil Kryptowährungen mit Hilfe eines öffentlichen Registers realisiert werden, ist es theoretisch nicht schwierig, die Spur des gestohlenen Digitalgeldes nachzuverfolgen, in der Praxis aber macht es große Probleme. Ein Team der University of Cambridge schlägt deshalb vor, zur Vereinfachung einen bewährten Grundsatz aus IT und Rechtsprechung zu nutzen: das Prinzip „first in, first out“ (FIFO). Das berichtet Technology Review online in „Die Spur der Krypto-Diebe“.

Schwierig ist die Verfolgung deshalb, weil Kryptogeld wie zum Beispiel Bitcoins keine Seriennummern trägt, sondern nur durch Buchungseinträge entsteht. Dadurch lässt sich zwar feststellen, wann von welchem Konto Einheiten an wen übertragen wurden. Aber schon dann, wenn ein Übeltäter in seinem Wallet gestohlene und saubere Bitcoins zusammen aufbewahrt und dann an andere Nutzer überträgt, wird es kompliziert: Man kann dann nicht mehr genau sagen, wer gestohlenes Kryptogeld erhalten hat und wer sauberes.

Vor einem ähnlichen Problem stand schon im Jahr 1816 ein britischer Richter, der entscheiden sollte, wie nach einer Bank-Insolvenz verbliebenes Geld auf Gläubiger aufgeteilt wird. Als pragmatische Lösung führte er das FIFO-Prinzip in die Rechtsprechung ein, das im angelsächsischen Raum heute weit verbreitet ist: Man geht, solange nichts anderes beweisbar ist, schlicht davon aus, dass zuerst erhaltenes Geld zuerst weitergegeben wird. Mit der Anwendung dieses Prinzips auf Krypto-Diebstähle konnten die Cambridge-Forscher in ihrer Studie unterschiedliche Muster von Cyber-Kriminellen beim Verwischen der Spuren ihrer Beute erkennen.

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(sma)