Bewährungsstrafen im Prozess um Computerbetrug mit günstigem Pay-TV

Pay-TV zum Schnäppchenpreis, Fußball live für wenig Geld. Das bot das Internetportal istreams.to an - und zwar illegal.

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Sky

Nach Jahren mit hohen Verlusten hilft vor allem die Digitalisierung dem Pay-TV auf dem umkämpften deutschen Medienmarkt. Der lockt nach wie vor: Sky und Co. bekommen Konkurrenz aus dem Netz.

(Bild: dpa, Marc Müller)

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Im Lüneburger Prozess um gehacktes Pay-TV sind drei der vier Angeklagten wegen bandenmäßigen Computerbetrugs zu Haftstrafen zwischen acht Monaten und zwei Jahren verurteilt worden. Die 4. große Jugendkammer des Landgerichts setzte die Strafen am Dienstag zur Bewährung aus. Einer der angeklagten jungen Männer zwischen 22 und 26 Jahren bekam eine Verwarnung. Vorausgegangen war eine Absprache zwischen den Prozessbeteiligten.

Die Angeklagten sollen per Internet Pay-TV zum Schnäppchenpreis angeboten haben. Sie räumten die Vorwürfe weitgehend ein. Über das selbst eingerichtete Internetportal iStreams.to hatten sie laut Anklage zwischen Oktober 2011 und Februar 2016 illegale Streamingdienste angeboten. Dabei sollen sie das Signal von Sky geknackt und dann günstiger unverschlüsselt angeboten haben. Rund 7400 Internetnutzer griffen laut Staatsanwaltschaft zu und buchten insgesamt mehr als 20.000 Streaming-Pakete.

Mit Sky hatten die jungen Männer während des Verfahrens im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs zudem Schadenersatzzahlungen von insgesamt 150.000 Euro vereinbart. Allein auf die beiden Hauptangeklagten entfallen davon jeweils 70.000 Euro. Der Sender hatte den Schaden durch entgangene Abonnements vor Prozessbeginn auf mehr als 3,1 Millionen Euro beziffert. Insbesondere die deutschen Lizenzhalter von Fußballübertragungen sehen ihre Geschäfte seit Jahren durch illegale Livestreams bedroht.

Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten rund 250.000 Euro vereinnahmt haben, die Kammer ging am Ende von einem niedrigeren Betrag aus. Der nur verwarnte junge Mann soll lediglich rund 100 Euro bekommen haben, es ging ihm hauptsächlich darum, selbst gratis Fußball sehen zu können. Vor allem ihrem Alter und den Geständnissen hatten die Angeklagten letztlich zu verdanken, dass sie Bewährungsstrafen bekamen. Der Jüngste war zu Beginn der Taten erst 15.

Angebote für illegale Pay-TV-Streams werden immer mal wieder von den Behörden aufs Korn genommen. In einem ähnlichen Fall im Mai 2018 hatte die Polizei einen Mann in Bayern verhaftet, der 500 Kunden mit Streams versorgte. Anfang vergangenen Jahres hatte Interpol nach Razzien in Bulgarien und Zypern ein europaweites Angebot stillgelegt. (axk)