Verhaftungen in Sachsen: Mutmaßliche Stromdiebe schürften Bitcoin

Ungewöhnlich hoher Stromverbrauch führte Ermittler auf die Spur von Stromdieben, die die Energie fürs Schürfen von Bitcoin & Co. genutzt haben sollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 501 Kommentare lesen
Verhaftungen in Sachsen: Mutmaßliche Stromdiebe schürften Bitcoin

Die Mining-Anlage der Tatverdächtigen.

(Bild: Staatsanwaltschaft Zwickau)

Lesezeit: 2 Min.

Fünf Männer und eine Frau stehen in Sachsen im Verdacht, seit Anfang 2017 mit gestohlenem Strom Kryptowährungen geschürft zu haben. Mit einem Großaufgebot der Polizei wurden am Dienstag im Vogtland und Zwickau acht Objekte durchsucht. In Klingenthal wurden die Ermittler fündig: Sie entdecken eine Rechner-Anlage für das Mining von Kryptogeld, der Strom dafür kam aus einer Elektro-Installation, die den Stromzähler umging.

Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft Zwickau wurden insgesamt 49 Rechner zum Schürfen genutzt, 30 davon seien "spezielle Mining-Computer“ gewesen, also wohl ASIC-basierte Hardware. Ebenfalls seien 80 Grafikkarten in der Anlage in Betrieb gewesen. Durch die manipulierte Stromanlage sei dem Energieversorger ein Schaden von 220.000 Euro entstanden, der nicht genauer bezifferte Stromverbrauch habe dem "30 normaler Haushalte“ entsprochen.

Drei Personen wurden vorläufig festgenommen, die Schürfhardware beschlagnahmt. Welche Währungen geschürft wurden, führte die Staatsanwaltschaft nicht genauer aus – "Bitcoin und anderes“, sagte eine Sprecherin gegenüber der Lokalzeitung Freie Presse. Ein Hinweis auf den hohen Stromverbrauch habe die Ermittler auf die Spur gebracht, heißt es in dem Bericht.

Insgesamt 121 Beamte waren an den Durchsuchungen beteiligt. Auf die Stromdiebe könnten bei Verurteilung Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren wegen der Entziehung elektrischer Energie warten. Ob und in welchem Umfang Kryptogeldguthaben beschlagnahmt wurden, ist noch offen. Eine Antwort auf eine Anfrage von heise online dazu steht zur Stunde noch aus.

Generell lohnt sich das Mining von Kryptowährungen praktisch nur in Gegenden der Welt, wo der Strom besonders günstig ist. Mit einem Durchschnittsstrompreis von rund 29 Cent pro Kilowattstunde zählt Deutschland nicht dazu. Aber auch in den Billigstrom-Standorten kommen Mining-Betreiber immer mehr unter Druck, weil die Kryptowährungen im Laufe des vergangenen Jahres erheblich an Wert verloren haben und derzeit die Kurse eher stagnieren.

[UPDATE, 7.02.2019, 13:15]

Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft Zwickau wurde Bitcoin geschürft, ebenfalls gebe es Hinweise auf Ethereum und Dash. Ob und in welcher Höhe auch Kryptogeld beschlagnahmt worden sei, sei noch nicht absehbar. Zur Höhe des Stromverbrauchs hieß es: "Den Beschuldigten wird vorgeworfen, in 2017 und 2018 jährlich 390.500 kWh entnommen zu haben." Zum Vergleich: Laut Stromspiegel 2017 des Bundesumweltministeriums liegt ein mittlerer Jahresverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts in einem Mehrfamilienhaus bei 3000 bis 3400 kWh. (axk)