Gig Economy: US-Lieferservice verrechnet Trinkgeld nicht mehr mit Lohn

Instacart verrechnete Trinkgeld mit Lohn. Die Mitarbeiter wehrten sich erfolgreich. Jetzt will die Firma mehr Transparenz bieten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Online-Handel

(Bild: Instacart)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christine Bruns

Der US-amerikanische Shopping-Dienstleister Instacart ändert nach Protesten die Bezahlstrategie für seine Servicekräfte. Diese hatten die Praxis des Unternehmens kritisiert, Trinkgelder als Bezahlung mit dem Lohn zu verrechnen. Wie die New York Times berichtet, entschuldigte sich die Firma inzwischen in einem offenen Brief bei den Mitarbeitern und korrigierte das bisherige Vorgehen. Die Shopper, wie die Servicekräfte genannt werden, erhalten das Trinkgeld nun zu 100 Prozent zusätzlich zur vereinbarten Vergütung.

Instacart liefert per App-Bestellung Lebensmittel und Haushaltsgegenstände an Verbraucher, ähnlich wie in Deutschland beispielsweise Rewe oder AmazonFresh. Wie in der Gig Economy üblich, arbeiten die Mitarbeiter selbstständig. Sie fahren in Geschäfte vor Ort und bringen den Kunden die Ware ins Haus. Bisher erhielten sie einen Mindestbetrag abhängig von der Auftragsart. In der Praxis verrechnete der Anbieter aber die per App gezahlten Trinkgelder mit dem Lohn, den die Angestellten erhalten sollten. So habe beispielsweise ein Mitarbeiter für fast 70 Minuten Arbeitszeit ganze 80 Cent Lohn erhalten, da ihm 10 US-Dollar Trinkgeld vom Kunden gezahlt wurden.

Die Shopper hatten ihrem Ärger auf Reddit und in privaten Facebook-Gruppen Luft gemacht. Unterstützt wurden sie von der Arbeiterbewegung "Working Washington", deren Ziel es ist, die Arbeitsbedingungen lokal und national zu verbessern. Viele Kunden, die von der Praxis ihres Dienstleisters erfuhren, zahlten kein Trinkgeld mehr oder gaben dieses dem Fahrer in bar. Schließlich lenkte das Unternehmen ein.

Auch die Lohnpolitik gestaltet Instacart nun per App deutlich transparenter. Die Angestellten sehen vor Annahme eines Auftrages, wieviel sie damit verdienen und welcher Aufwand nötig wird. Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland ist die Bezahlung von Arbeitern in der Gig Economy ein viel diskutiertes Thema. Wie die New York Times ergänzt, hat Instacart in den USA mit DoorDash einen Konkurrenten, der Trinkgelder ebenfalls mit dem vereinbarten Lohn verrechnet. Das mit vier Milliarden US-Dollar bewertete Portal wolle an der Praxis auch jetzt nichts ändern. (cbr)