Bezos wirft Boulevardblatt Erpressung vor: Erbeutete Nacktfotos als Druckmittel

Ein US-Skandalblatt hat pikante Fotos und SMS des Amazon-Gründers veröffentlicht. Dessen Untersuchung hat wohl einen größeren Stein ins Rollen gebracht.

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Jeff Bezos

(Bild: dpa, Michael Nelson)

Lesezeit: 3 Min.

Der Amazon-Chef Jeff Bezos wirft dem National Enquirer Erpressung vor und hat E-Mails veröffentlicht, die zeigen sollen, dass das US-Boulevardblatt ihm mit der Veröffentlichung intimer Fotos gedroht habe. Bezos beschuldigt den Chef des hinter dem Enquirer stehenden Verlags American Media (AMI), den Erpressungsversuch zu verantworten. Ein von Bezos engagierter Sicherheitsberater glaubt außerdem nicht, dass die Fotos über einen Hack abgegriffen wurden, sondern halte es für möglich, dass eine Regierungseinrichtung an diese gelangt sei, zitierte ihn ein Journalist und deutet damit eine größere Brisanz an.

Ein Hintergrund der Affäre ist die Trennung Bezos' von seiner Ehefrau und sein Verhältnis mit einer anderen Frau. Das Ehepaar hatte vergangenen Monat bekanntgegeben, dass sie sich nach 25 Jahren scheiden lassen würden. Der National Enquirer hatte daraufhin die Beziehung zwischen Jeff Bezos und der ehemaligen Fernsehmoderatorin Lauren Sanchez öffentlich gemacht und intime Textnachrichten und Fotos von ihm veröffentlicht. Daraufhin hat Bezos nach eigener Aussage seinen langjährigen Sicherheitsberater Gavin de Becker beauftragt, herauszufinden, wie das Blatt diese bekommen hatte.

Mittelsmänner von AMI-Chef David Pecker hätten ihn daraufhin aufgefordert, diese Untersuchung abzublasen. Wenn er dem nicht nachkomme, würde der Verlag weitere intime Fotos von Jeff Bezos und seiner neuen Partnerin veröffentlichen. In der von Bezos veröffentlichten E-Mail mit dieser Drohung ist eine genaue Auflistung der Fotos und was auf ihnen zu sehen sein soll. Vertreter des US-Präsident Donald Trump nahestehenden Verlagschefs hätten auch eine öffentliche Stellungnahme des Erpressten verlangt, in der Bezos klar stellen sollte, dass er dem National Enquirer keine politische motivierte Berichterstattung unterstellt.

An dieser Stelle geht es laut Bezos um die renommierte US-Zeitung Washington Post, die der Amazon-Chef 2013 gekauft hatte. Die "unverzichtbare und unerbittliche" Berichterstattung der Post zur Ermordung ihres Kolumnisten Jamal Khashoggi in der Botschaft Saudi-Arabiens in Istanbul sei "zweifellos unpopulär in bestimmten Kreisen", meint Bezos nun. In der Erpressung geht es demnach auch darum, dass sich AMI öffentlich bescheinigen lassen will, dass die Einschüchterung in keinem Zusammenhang mit der Berichterstattung der Washington Post steht.

Pecker und sein Verlag spielten außerdem eine Rolle in einer Schweigegeldaffäre rund um Donald Trump. AMI hat dem ehemaligen Playmate Karen McDougal, die behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, 150.000 US-Dollar für die Rechte an ihrer Geschichte gezahlt. Der National Enquirer veröffentlichte diese aber nicht. Das Blatt soll sich die Rechte stattdessen gesichert haben, um die Angelegenheit totzuschweigen. Die Methode ist in den USA als "catch and kill" bekannt ("fange und vernichte"). AMI gab die Zahlung später zu, bestritt aber das behauptete Ziel dahinter.

Den Arbeitsmethoden von Peckers Verlagsimperiums hat Amazon-Gründer Bezos nun den Kampf angesagt. "Wenn ich mich in meiner Position nicht gegen diese Erpressung erheben kann, wie viele Leute können es dann?»", fragt der reichste Mensch der Welt in seinem offen Brief. "Natürlich will ich keine persönlichen Fotos veröffentlicht sehen, aber ich werde auch nicht bei ihren allseits bekannten Erpressungsmethoden mitmachen, bei ihren politischen Gefälligkeiten, politischen Attacken und ihrer Korruption." Er habe sich stattdessen dafür entschieden, den Spieß umzudrehen – und zu "sehen, was dadurch zum Vorschein kommt". (mit Material der dpa) / (mho)