Thüringen: Zeitungen bald nur noch digital statt gedruckt?

Drei der wichtigsten Zeitungen in Thüringen könnten auf dem Land künftig nur noch digital verfügbar sein. Das zumindest prüft der Verleger.

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Zeitungen in Thüringen: Bald nur noch digital statt gedruckt?

(Bild: Andrys)

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Die Funke-Mediengruppe prüft im Rahmen einer weiteren Konzentration auf die digitale Verbreitung ihrer Tageszeitungen, ob in ländlichen Gebieten eine Umstellung ganz auf Digitalausgaben möglich ist. In diesem Bezug bestätigte Funke-Pressesprecher gegenüber heise online einen Bericht von MDR Thüringen. Von einer "radikalen, sofortigen Umstellung" von drei der größten Zeitungen in dem Freistaat auf reine Digitalangebote könne aber keine Rede sein, stellte er gleichzeitig klar.

Am Donnerstag hatte die Funke Mediengruppe bekannt gegeben, dass der Ausbau der eigenen Digitalangebote forciert und Personal im Tageszeitungsgeschäft abgebaut werden soll. Die Zukunft eines verlässlichen Regional- und Lokaljournalismus sei "extrem gefährdet", sagte Saffe. Zeitungen sollen zwar nicht geschlossen werden, aber teilweise gibt es deutliche Einsparungen. Besonders problematisch ist Berichten zufolge der Markt in Thüringen, wo Funke mit der Thüringer Allgemeinen Zeitung, der Ostthüringer Zeitung und Thüringischen Landeszeitung drei Blätter betreibt.

Die Kosten für die Logistik seien für Funke in Thüringen einfach nicht in den Griff zu bekommen, berichtet Horizont. Vor diesem Hintergrund berichtet MDR Thüringen nun, dass Print- und Digital-Ausgaben nur noch für eine bestimmte Zeit nebeneinander angeboten werden sollen. Dieses Parallelangebot werde es aber "nicht für mehrere Jahre geben". Funke-Sprecher Tobias Korenke versicherte aber gegenüber heise online, dass zurzeit lediglich Szenarien geprüft würden, wie die Zeitungen im ländlichen Raum digital werden könnten. Der Umstieg auf digitale Abos könnte etwa durch Lockangebote forciert werden, hatte der MDR berichtet.

Die Gewerkschaften DJV und Verdi hatten der Mediengruppe bereits vorgeworfen, mit den nun angekündigten Schritten und vor allem den damit verbundenen Entlassungen die journalistische Qualität zu beschädigen. "Für diesen Kahlschlag gibt es keinen Grund", meint DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Niemand bestreite, dass auch die Funke-Mediengruppe vom Medienwandel betroffen sei, aber "wer in einer wirtschaftlichen Durststrecke qualifizierte und verdiente Journalisten in die Arbeitslosigkeit entlässt, hat von verlegerischer Verantwortung keine Ahnung". Mit immer weniger Journalistinnen und Journalisten in den Redaktionen müsse zwangsläufig die Qualität der Produkte Schaden nehmen.

Laut W&V haben die Funke-Tageszeitungen, zu denen etwa die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung gehören, bereits 100.000 zahlende Digitalkunden. Die würden im Schnitt 20 Euro pro Monat zahlen. Vorreiter sei hier Hamburg, aber auch in Nordrhein-Westfalen laufe der Umstieg auf digitale Kunden gut.

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