China beendet Atom-Auszeit

Medienberichten zufolge hat Peking nach zweijähriger Pause vier neue Reaktoren genehmigt. Dabei galt die Atomenergie in China aufgrund teurer Sicherheitstechnik und wachsendem Bevölkerungswiderstand schon als totgeweiht.

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China beendet Atom-Auszeit

CANDU-Reaktor in China.

(Bild: Atomic Energy of Canada Limited)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Fairley
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Peking hat chinesischen Presseberichten zufolge den Bau von vier neuen Kernreaktoren chinesischen Designs genehmigt. Sollte die Nachricht bestätigt werden, würde der Einsatz des Reaktors Hualong One eine mehr als zweijährige Zulassungspause beenden, die Chinas Atombranche überschattet hatte. Offiziell steht die Regierung hinter Atomenergie, inoffiziell galt sie allerdings als todgeweiht.

Experten mit Verbindung zur Regierung sahen dahinter dieselben Probleme, mit denen auch westliche Atombranchen insbesondere seit der Fukushima-Katastrophe von 2011 kämpfen: Anlagen mit moderner Sicherheitsausstattung sind zu teuer und der Widerstand in der Bevölkerung gegen sie wächst.

Nun aber veröffentlichte „Jiemian News“ im Januar ein exklusives Interview mit leitenden Managern von Hualong International Nuclear Power Technology, dem Joint Venture der Atomenergie-Schwergewichte China General Nuclear Power (CGN) und China National Nuclear Corp. (CNNC).

Darin gaben die Verantwortlichen an, dass zwei Doppel-Reaktor-Projekte die vorläufige Erlaubnis erhalten hätten, mit dem Betongießen zu beginnen. Weitere Veröffentlichungen griffen die Geschichte auf, darunter auch das „First Financial Journal“, das die Genehmigungen über „relevante autorisierte Kanäle“ bestätigt haben will. Die Joint-Venture-Partner CGN und CNNC haben auf die Medienberichte bisher nicht reagiert.

Die Reaktoren sind an zwei neuen Standorten entlang der chinesischen Küste geplant: Das CNNC-Projekt „Zhangzhou“ in Fujian und CGNs „Huizhou Taipingling“-Projekt in Guangdong. Beide Projekte waren von chinesischen Behörden gemäß dem AP1000-Reaktordesign von Westinghouse geplant und genehmigt worden, was Sicherheitsfortschritte wie passive Kühlung verspricht. Dabei wird Wasser über dem Reaktor gespeichert, um die Anlage beim Ausfall der Pumpen sozusagen per Schwerkraft kühl zu halten.

Allerdings kämpfen die AP1000-Vorzeigeprojekte von Westinghouse mit Kostenüberschreitungen und Verzögerungen. Der erste AP1000 in China wurde 2018 vier Jahre später als geplant in Betrieb genommen. Die Stadtwerke von South Carolina wiederum gaben zwei teilweise gebaute AP1000 auf, in die sie bereits neun Milliarden Dollar investiert hatten.

Diese Probleme könnten dem Hualong-One-Reaktor geholfen haben, aufzuholen. CNNC hat 2015 mit dem Bau des ersten Reaktors in seinem Kraftwerk Fuqing begonnen und rechnet damit, dass er noch in diesem Jahr in Betrieb gehen kann.

Ein Neustart von Atomreaktoren jeglichen Designs in China wäre für die Technologie weltweit ein Motivationsschub, da das Land in jüngerer Zeit der größte Investor für Atomenergie war. Es wäre auch eine willkommene Entwicklung für Energieexperten und Regierungen, die die Atomenergie als entscheidende kohlenstoffarme Energiequelle betrachten, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu beschleunigen.

(vsz)