Metro Exodus angespielt: Packender Roadtrip durch die Endzeit

In Metro: Exodus verlässt man die U-Bahn-Systeme Moskaus und geht an die verseuchte Oberfläche. Das Ergebnis: Ein wunderbar eigenwilliger Shooter.

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Metro Exodus angespielt: Packender Roadtrip durch die Endzeit

(Bild: 4A Games)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller

Es gibt sie noch, die manchmal sperrigen, aber packenden Videospielvisionen, die sich von den Genre-Konventionen distanzieren. Basierend auf der erfolgreichen Romanreihe von Dmitri Gluchowski inszenieren die ukrainischen Entwickler von 4A-Games im neuen Teil Metro: Exodus einen packenden Endzeit-Shooter, bei dem man als Spieler nicht das Gefühl hat, dass hier nur eine Marketingcheckliste abgearbeitet wird.

Autor Gluchowski schuf vor über zehn Jahren das Zukunftsszenario der Metro-Reihe, in dem ein Atomschlag das Leben auf der Erde weitgehend ausgelöscht hat. Die wenigen Überlebenden flüchteten in den riesigen Irrgarten der Moskauer Untergrund-Metro und bauten sich langsam eine neue Existenz auf. Dort spielten die ersten beiden Metro-Titel. In Metro: Exodus lässt Held Artjom in einer Lokomotive die Metro und die Grenzen Moskaus hinter sich – in der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft abseits des radioaktiven Fallouts.

Was folgt ist eine manchmal mühsame Irrfahrt durch die Endzeit: Ständig wird die Weltkarte herausgekramt, weil es keine Wegweiser gibt; jede Bodenwelle lässt die Karre in die Luft hüpfen und Munition ist Mangelware. In der atomverseuchten Welt lauern hinter jeder Ecke Mutanten, die Artjom an die Gurgel wollen. Die Hilfsfunktionen der Shooter-Konkurrenz gibt es bei Metro Exodus nicht: keine Wegführung, keine Übermengen an Munition, keine automatische Heilung. Die oft zu tragende Gasmaske verschmutzt und muss gesäubert werden, der Taschenlampe geht ebenfalls schnell der Saft aus. Nein, niemand kann behaupten, dass die Entwickler den Spieler behutsam bei der Hand nehmen. Eine willkommene Abwechslung.

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Ein paar unschöne Altlasten sind auch in Metro Exodus geblieben. Die Schussgefechte arteten in den Vorgängern oft in monotones Geballer gegen Horden von Gegnern aus, das ist bei Exodus teilweise auch noch so. Ähnlich wie im Vorgänger „Last Light“ gibt es zwar zahlreiche Schleich-Passagen, in denen die Spieler ihre Feinde aus dem Hinterhalt angreifen können, aber bei den Ballerszenen stürmen die einfältigen Gegner anfangs wie an der Schnur gezogen auf den Spieler zu. Erst viel später werden die Arenen breiter und die Kämpfe kniffliger.

Auf das ganz große Spektakel im Stil eines Call of Duty müssen die Spieler verzichten. Zwar bringen sie mal einen Zug zum Entgleisen oder liefern sich Gefechte während eines Wüstensturms, aber die Stärke des Spiels liegt eher im Kleinen. Zu den intensivsten Momenten zählen die klaustrophobischen Szenen, in denen die Spieler durch einen Bunker irren und mit dem Licht der Taschenlampe mutierte Spinnen verscheuchen. Dieser Minimalismus bringt eine Spur nervenaufreibenden Survival Horror in diese Endzeitvision – auch typisch für die Reihe. Grafisch sind diese Szenen sowieso grandios umgesetzt.

Wer will, kann sich zwischendurch auch zurücklehnen und den Dialogen lauschen. Da reden die ansonsten beinharten Kämpfer über ihre Träume und Wünsche, über Liebe und die Zukunft. Das ist ein schöner Kontrast zu den Vorgängern, in denen die deprimierende Metro praktisch alternativlos war. In Exodus gibt es nun zumindest einen Schimmer Hoffnung.

Metro Exodus angespielt (5 Bilder)

Manchmal erinnert Metro: Exodus an einen Survival-Horror-Shooter.
(Bild: 4A Games)

4A-Games gelingt mit Metro: Exodus eine spannende Endzeit-Odyssee, die von ausgetretenen Shooter-Pfaden abweicht und sich kaum um Genre-Konventionen schert. Dieser Sprung aus der Komfortzone verleiht dem Spiel Flair und Identität.

Es ist deshalb nur konsequent, dass die Macher sich ganz auf ihre Story und das herausragende Szenario konzentrieren, aber auf einen Multiplayer verzichten. In Zeiten, in dem Hilfsfunktionen und der x-te Battle-Royale-Aufguss mittlerweile zum guten Ton gehören, kommt Metro: Exodus gerade richtig. Leider erinnern die Ballereinlagen zu oft an eine simple Schießbude. Trotzdem: Artjoms jüngste Abenteuer ist abwechslungsreicher, nervenaufreibender und deutlich größer als die Vorgänger – und eine Wohltat für gelangweilte Shooter-Fans.

Metro: Exodus (ab 19,99 €) erscheint am 15. Februar für Windows (exklusiv im Epic Store), PS4 und Xbox One. USK ab 18. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt. (dahe)