Super-Geheimdienst will Computerfreaks anwerben

Der US-Super-Geheimdienst NSA will über sechshundert neue Mitarbeiter rekrutieren.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Der amerikanische Super-Geheimdienst NSA will über sechshundert neue Mitarbeiter rekrutieren. Die NSA, die unter anderem Mathematiker, Computerexperten und Kryptoanalytiker sucht, verspricht traumhafte Arbeitsbedingungen für Nerds: Bergeweise neueste Hard- und Software und "leading-edge activities" auf den Feldern der Programmierung, der Signalanalyse und der künstlichen Intelligenz. Neben technischen und wissenschaftlichen Experten sucht die NSA auch neun neue Führungsoffiziere, darunter einen Chief Information Officer. Selbstverständlich können Interessierte sich über eine eigens eingerichtete Webseite bewerben.

Die NSA, deren Namen Spötter mit "Never Say Anything" oder "No Such Agency" übersetzen, ist der weltweit größte Arbeitgeber für Mathematiker. US-Präsident Harry Truman schuf die Behörde, deren Existenz über Jahrzehnte hinweg offiziell geleugnet wurde, in den späten 40er Jahren innerhalb des Verteidigungsministeriums (Department of Defense). Mittlerweile hat sich die Behörde der Öffentlichkeit vorsichtig geöffnet. Im Dezember 1996 betrieb die NSA unter der Adresse www.nsa.org eine erste Homepage; inzwischen hat die NSA eine seriöse, ausgefeilte Web-Site, auf der sich sogar ein virtuelles Kryptologie-Museum findet.

Die ungewöhnlich offensive Rekrutierungskampagne ist Teil einer Modernisierung des Super-Geheimdienstes. Die NSA, die unter anderem für die weltweite Überwachung von Kommunikationssystemen zuständig sein soll, befürchtet allerdings seit einiger Zeit, im globalen Wettlauf der Informationstechnik nicht mehr mithalten zu können.

Auch die US-Bundespolizei FBI will in Zukunft enger mit der IT-Industrie zusamenarbeiten. FBI-Chef Louis Freeh erklärte nach einem Bericht von Wired vor der Handelkammer des US-Bezirks Fairfax, seine Behörde wolle Strukturen einrichten, um "Wissen über Codes, Netzwerke und Computersysteme" auszutauschen. Die US-Bundespolizei sieht sich einer rasanten Zunahme der Computerkriminalität gegenüber: "Jedesmal, wenn sich jemand in eine Regierungsagentur, eine Organisation oder Firma hackt, und wir den Hacker gefunden und das Loch gestopft haben, taucht irgendwo ein neuer Hacker auf", erklärte Special Agent Alan Carrol seinen Zuhörern. Die versammelten Industrievertreter sollen sich laut Wired allerdings skeptisch gegenüber dem Ansinnen des FBI gezeigt haben. NSA und FBI wurden am Mitwoch von der Bürgerrechtsorganisation Privacy Online mit dem Big Brother Award ausgezeichnet. (wst)