Wege aus der Opioidkrise: Willkommen in Pain Town
In den USA sterben immer mehr Menschen an den Folgen von Drogenmissbrauch. Computersimulationen sollen helfen, die Krise zu lösen.
(Bild: Shutterstock)
- Eva Wolfangel
Die USA leiden derzeit unter der schlimmsten Opioidkrise, die der Kontinent je gesehen hat: Täglich sterben rund 100 Menschen an Überdosierungen von Schmerzmitteln oder Heroin. Denn anders als in Deutschland verschreiben Ärzte Opiate dort sehr viel freigiebiger. Süchtig gewordene Patienten, die mit den legalen Dosen nicht mehr auskommen, besorgen sich Pillen auf dem Schwarzmarkt oder steigen auf härtere Drogen wie Heroin um. Opiate sind bei den unter 50-Jährigen zur häufigsten Todesursache avanciert, zudem steigt die Zahl der Neuinfizierungen mit HIV, weil gebrauchte Spritzen weitergegeben werden.
Opiate sind die häufigste Todesursache unter 50
Ansatzpunkte gegen diese Krise gäbe es viele: Verstärkung der Polizeipräsenz, Aufklärung der Ärzte über die Gefahren der ausufernden Verschreibung opiathaltiger Schmerzmittel, die Aufklärung der Süchtigen oder Einrichtungen, in denen sie saubere Spritzen bekommen oder sichere Ersatzdrogen wie Methadon unter Aufsicht einnehmen können. Aber nicht alle Ansätze sind gleich geeignet. Städtische Behörden haben unter Umständen wenig Einfluss auf die Verschreibungspraxis von Ärzten. Hilfseinrichtungen für Abhängige könnten die Sucht befördern, so eine Befürchtung. Mehr Polizei und eine restriktivere Gesetzgebung sind oft eher kontraproduktiv, das zeigen Erfahrungen der Vergangenheit. "Werden Nutzer in die Illegalität gedrängt, bekommen sie schlechteren Stoff, sind abhängig vom Rat von Dealern anstatt Ärzten und nutzen gebrauchte Spritzen", sagt Georgiy Bobashev, Datenwissenschaftler bei der Non-Profit-Organisation RTI International in Cornwallis, USA. Was also hilft am besten? Diese Frage wollen Bobashev und seine Kollegen mittels Computersimulationen beantworten.
Denn mit klassischen Planspielen sei es kaum möglich, die Entwicklung der Opioid-Krise vorherzusagen, sagt Bobashev. Dazu seien die Netzwerke aus einzelnen Menschen, von Gemeinschaften und am Ende Städten zu komplex und zu stark voneinander abhängig. Die Verschreibungspraxis der Ärzte, die Art, wie Drogen weiterverkauft werden, der Kontakt der Menschen untereinander, die Erfahrung der Nutzer, ihre Bildung und ihr Hintergrund, der Preis der Drogen und entsprechender Medikamente, die Eröffnung oder Schließung von Methadon-Praxen, die Art, wie Spritzen verwendet werden – all diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Eine scheinbar gut gemeinte Maßnahme kann da schnell zurückschlagen.
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