Israel sendet erste privat finanzierte Raumsonde zum Mond

Die beim Lunar X-Prize zunächst gescheiterte SpaceIL-Organisation könnte in gut einem Monat einen Mond-Rover auf den Erdtrabanten setzen.

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Israel fliegt zum Mond?

(Bild: SpaceIL)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Erin Winick
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Knapp ein Jahr nachdem der mit 20 Millionen Dollar dotierte Lunar X-Prize ohne Gewinner beendet wurde, hat einer der Teilnehmer nun doch eine Mondmission gestartet. Am 22. Februar hob pünktlich um 2:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit eine SpaceX-Falcon-Rakete mit dem Mond-Rover Beresheet der gemeinnützigen israelischen Organisation SpaceIL vom Raumbahnhof in Cape Canaveral in Florida ab.

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Seitdem Google und X-Prize 2007 zu dem Wettrennen zum Mond aufgerufen haben, erreichten nur vier Fahrzeuge den Erdtrabanten. Diese waren allerdings allesamt staatlich finanziert, und nur die beiden chinesischen Fahrzeuge konnten tatsächlich auf der Mondoberfläche herumfahren – und hätten damit ein Hauptkriterium des Preises erfüllt.

Zwar ist das Preisgeld seit dem 31. März 2018 vom Tisch, doch viele der Teams haben trotzdem weitergemacht. Neben SpaceIL haben sich mindestens fünf weitere Wettbewerber Startverträge gesichert, damit sie in den nächsten zwei Jahren ebenfalls zum Mond gelangen können. Moon Express, das als erstes dieser Teams grünes Licht für den Abschuss erhalten hat, will 2020 abheben. Astrobotic hat bereits 13 Plätze für seine erste Mission verkauft und peilt das erste Quartal von 2021 an. „Wenn [SpaceIL] auf dem Mond landen kann, beweist es, dass nichtstaatliche Organisationen es schaffen können “, sagte John Thornton, Geschäftsführer von Astrobotic. „Es wird der Welt zeigen, wie realistisch unser Geschäftsmodell ist."

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SpaceIL hat jedoch noch einen weiten Weg vor sich. Nachdem sich das Raumfahrzeug, das seinen Rover transportiert, 30 Minuten nach dem Abheben von der SpaceX-Rakete gelöst hat, trat es seine 40-tägige Reise zum Mond an. Zwei Minuten nach der Trennung sollte Beresheet, der nach der hebräischen Bezeichnung für die Schöpfungsgeschichte benannt ist, zum ersten Mal mit der Missionskontrolle in Israel kommunizieren.

Im folgenden Monat wird das Raumfahrzeug eine Reihe von Transferbahnen fliegen – immer länger werdende elliptische Bahnen, die sich langsam von der Erde entfernen –, bis es in den Mondorbit eintreten kann. Nachdem es den Mond sechs Tage umkreist hat, wird es am 11. April erstmals zur Landung ansetzen. (Wer mehr über die Reise erfahren möchte, dem sei dieser Reiseführer der Planetary Society empfohlen.)

(Bild: SpaceIL)

Ein Erfolg würde Israel zum vierten Land machen, das ein Raumfahrzeug sanft auf der Mondoberfläche gelandet hat, mit anderen Worten einen Absturz vermieden hat. „Diese Mission ist eine Inspiration für Menschen auf der ganzen Welt“, sagte SpaceIL-Präsident Morris Kahn. „Wir freuen uns darauf, Geschichte zu schreiben und zuzusehen, wie die israelische Flagge auf dem Mond neben die der Supermächte Russland, China und die Vereinigten Staaten gepflanzt wird.“

Der Nachteil für private Organisationen wie SpaceIL besteht allerdings darin, dass sie keine eigene Rakete besitzen und nicht einmal der größte Kunde für diesen Start sind. Ihr Rover ist nur eine Beiladung zu der primären Nutzlast, dem indonesischen Telekommunikationssatelliten Nusantara Satu. Damit verlängert sich aber die Reisezeit. „In den Apollo-Tagen waren sie innerhalb von zwei Tagen auf dem Mond, nun aber dauert es ungefähr eineinhalb Monate“, sagte SpaceIL-Mitbegründer Yonatan Winetraub, gegenüber NBC News. „So ist es, wenn Sie nicht den vollen Preis zahlen möchten.“

Allerdings könnte die israelische Mondmission so kurz vor dem Ziel von einer weiteren Nation überholt werden. Indien plant für seine Chandrayaan-2-Mondmission, die Mitte April mit einer eigenen Rakete starten soll, eine viel schnellere Route zur Mondoberfläche. Je nachdem, wann sie tatsächlich abhebt, könnte die indische Rakete das israelische Raumfahrzeug passieren, während dieses noch seine Landeschleifen fliegt und ihm den vierten Platz direkt unter den Rover-Rädern wegschnappen. Fünfter zu werden ist natürlich auch nicht schlecht, es wäre trotzdem noch eine beeindruckende Leistung. Indien müsste allerdings, wenn es ihm auf diesen Sieg ankommt, den ohnehin großen Zeitdruck seiner – bereits dreimal verschobenen – Mission noch weiter verschärfen.

(jle)