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Leichter, größeres Sichtfeld und Fingertracking: Microsoft kündigt AR-Brille Hololens 2 an

Mit großen Schritten Richtung AR-Brille für den Alltag: Die Hololens 2 hat ein doppelt so großes Sichtfeld wie der Vorgänger und verbessertes Hand-Tracking.

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Kleiner, leichter, billiger: Microsoft kündigt AR-Brille Hololens 2 an

Die Hololens 2 soll "im Laufe des Jahres" an Unternehmen ausgeliefert werden. Sie kostet 3500 US-Dollar.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Die erste Hololens wirkte 2016 wie ein Gerät aus der fernen Zukunft: Dass eine Brille die Realität so mit Computergrafik anreichern kann, dass man beides nicht mehr leicht unterscheiden kann – das gab es vorher noch nicht. Das Neue war nicht die Grafikdarstellung selbst, sondern die räumlich perfekte Positionierung: Künstliche Objekte bleiben an Ort und Stelle, auch wenn man sich bewegt. Möglich macht es eine exakte 3D-Vermessung mit fünf Kameras.

Alltagstauglich war die HoloLens aber kein bisschen: Zu schwer, zu klobig und zu heiß, außerdem hält der Akku maximal drei Stunden durch. Nervig ist auch das viel zu kleine Sichtfeld.

Mit der am Sonntagabend in Barcelona vorgestellten HoloLens 2 hat Microsoft alle Kritikpunkte verbessert: Die Hololens 2 wirkt nicht mehr so klobig und hat den Schwerpunkt nicht mehr vorne, sondern in der Mitte des Kopfes. Laut Hololens-Entwicklungschef Alex Kipman soll der Komfort um den Faktor drei verbessert worden – wie man Komfort quantifiziert, sagte er leider nicht. Schön: Hololens 2 lässt sich auch über einer Brille problemlos nutzen.

Außerdem ist ein neues Display eingebaut, das ein doppelt so großes Sichtfeld bieten soll als die erste Hololens. Die empfundene Auflösung sei immer noch genauso hoch wie beim Vorgänger, nämlich 47 Pixel pro Grad, sagt Kipman. Pro Auge würde das System laut Spezifikation eine Auflösung von 2K erreichen. Es handele sich laut Microsoft um ein "MEMS-Display", also ein mikroelektromechanisches System. Offenbar arbeitet das Display mit oszillierenden Lasern, die über ein Spiegelsystem und über Wellenleiter Bilder ins Brillenglas projizieren.

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Vor jedem Auge ist in der Hololens 2 eine kleine Kamera eingebaut, die nicht nur die Augenbewegungen erkennt, sondern auch die Retina. Um sich am System anzumelden, muss man nur das Headset aufsetzen, schon erkennt Windows Hello das charakteristische Venenmuster auf der Netzhaut.

Angetrieben wird die Hololens 2 von einem Snapdragon-850-SoC, dem eine selbstentwickelte "Holographic Processing Unit" zur Seite steht. Außerdem an Bord: 802.11ac-WLAN, Bluetooth 5.0 und USB-C. Sollte die interne Rechenleistung nicht ausreichen, kann man auch Microsofts Azure-Cloud nutzen und 3D-Grafik aus einem Rechenzentrum auf die Brille streamen lassen.

Sehr beeindruckend fiel die Live-Demonstration der neuen, viel feineren Gestenerkennung aus: Microsoft-Entwicklerin Julia Schwartz spielte live auf der Bühne auf einem virtuellen Klavier – sogar das Greifen von Akkorden gelang reibungslos, die Finger werden einzeln getrackt. Die erste Hololens-Generation erkannte lediglich wenige, vorgegebene Handgesten – und das auch nicht sonderlich akkurat. In einer anderen Demo, in der es um virtuele Meetings geht, konnte man allerdings deutlich erkennen, dass bestehende Hololens-Apps offenbar manuell an das neue Fingertracking angepasst werden müssen: Hier wurde nämlich noch die alte umständliche Bedienung verwendet.

Microsoft hat bei der Hololens 2 ganz klar Business-Kunden im Auge – für den Consumer-Markt scheint die Technik noch nicht reif zu sein; das konnte man bei der Präsentation deutlich zwischen den Zeilen lesen. Dennoch gab es auch einige eher verspielte Demos zu sehen, unter anderem das virtuelle Klavier. Auf der Bühne gab Epic-Games-Chef Tim Sweeney obendrein bekannt, dass die Spiele-Engine Unreal 4 künftig die Hololens 2 unterstützt. Unreal kann zwar auch für Konstruktions- oder Architekturvisualisierung eingesetzt werden – primär wird die Engine aber für Spiele verwendet.

Die Hololens soll "im Laufe des Jahres" für 3500 US-Dollar an Firmen ausgeliefert werden. War die erste Hololens anfangs nur in den USA erhältlich, soll die zweite Version zeitgleich in zehn Ländern erscheinen, darunter Deutschland. Alternativ zum Kauf bietet Microsoft auch ein Mietmodell an: Dann kostet die Hololens 2 150 US-Dollar im Monat.

Die Sensoreinheit der Hololens 2 verkauft Microsoft auch einzeln als "Azure Kinect". Das Entwicklerkit kann ab sofort für 399 US-Dollar vorbestellt werden, vorerst allerdings nur in USA und China.

Wir werden die Hololens 2 auf dem MWC in Barcelona ausprobieren und schnellstmögich ein Hands-on veröffentlichen. (jkj)