Smart Borders: Der digitale Vorhang

Die Grenzen von morgen sollen möglichst unsichtbar werden, um einen nahtlosen Reise- und Warenverkehr zu erlauben. Der Preis dafür ist eine große Datensammlung.

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Smart Borders: Der digitale Vorhang

Der GrenzĂĽbergang zwischen Norwegen und Schweden an der SvinesundbrĂĽcke ist ein Modellprojekt fĂĽr die Zukunft.

(Bild: Piotr Wawrzyniuk/Fotolia)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Valerie Lux
Inhaltsverzeichnis

Wer von Schweden aus durch die hügelige Landschaft entlang von Weiden, Kühen und Wäldern zur norwegischen Grenze fährt und diese auf einer der vielen kleinen Landstraßen überquert, den erwartet kein Grenzhäuschen mehr. Es reicht der eigenständige Griff in die Hosentasche zum Smartphone. Und das, obwohl beide Länder zwar Unterzeichner des Schengener Abkommens sind, Norwegen aber nicht Mitglied der Europäischen Union ist. Sowohl seinen privaten Alkohol- und Tabakvorrat wie auch gewerbliche Exporte von Spediteuren können Grenzgänger dem norwegischen Zollamt seit Sommer 2016 bequem elektronisch melden.

Lange Staus mit hupenden Autofahrern, die in den norwegischen Sommerurlaub fahren, gibt es nicht mehr. Die Grenzbeamten kontrollieren lediglich stichprobenartig, aber selbst dann reicht es, das Handy mit dem Barcode-Beleg als Beweis aus dem Wagenfenster zu halten. Richtig durchsucht werden nur noch gewerbliche Spediteure, aber auch bei ihnen geht das, ohne die Fracht auszuladen: Der Lkw fährt in einen großen Scanner, der den Lastwagen durchleuchtet. Lässt sich keine Eintragung der Fracht in der Zoll-App feststellen, ruft das die norwegische Polizei auf den Plan.

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Doch wer glaubt, nicht überwacht zu werden, irrt. Jede Straße ist mit Kameras auf hohen Pfählen ausgestattet, die das Nummernschild jedes einfahrenden Autos automatisch scannen. Die Kfz-Kennzeichen werden daraufhin mit ihren Erklärungen der digitalen Zolldatenbank abgeglichen. Außerdem kann das Autokennzeichen mittels der Eucaris-Datenbank analysiert werden. Sie speichert europaweit alle Kfz-Schilder, die mit Diebesgut oder illegalen Aktivitäten aller Art in Verbindung gebracht werden. Wer also einmal beim Alkoholschmuggel erwischt wird – in Norwegen ein recht häufiges Delikt –, aber bei seinen nächsten Reisen nichts zu verzollen angibt, kann damit rechnen, öfter mal durchsucht zu werden.

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