Post aus Japan: Reis wird Low Carb

Nippons Lieblingssättigungsbeilage war lange der Feind der Freunde kohlenhydratreduzierter Ernährung. Mit einem kleinen Trick wird der nun fast Low Carb.

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Post aus Japan: Reis wird Low Carb

(Bild: Thanko)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Diäten sind auch in Japan in Mode. Doch einige Methoden wie kohlenhydratreduzierte Ernährung sind für viele Japaner aus einem schlichten Grund besonders schwer durchzuhalten: Einen Verzicht auf Reis empfinden die meisten Japaner als besonders große Zumutung. Denn Reis ist ein geradezu vergöttertes Nahrungsmittel. Auf jeden Fall ist er weniger verzichtbar für die japanische Küche als Brot und/oder Kartoffeln für die deutsche.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Das hört sich vielleicht vermessen an. Aber um die Bedeutung von Reis für die Psyche japanischer Esser zu verstehen, reicht ein Blick auf die Mahlzeiten. In Deutschland gibt es traditionell morgens und abends Brot und zu Mittag Kartoffeln, Nudeln oder (Gott bewahre) nicht klebrigen, sondern flockigen Reis. In anderen Worten: Kohlehydrate werden in verschiedenen Formen zugeführt.

In Japan ist das anders: Reis ist die Beilage der Wahl zu jeder Mahlzeit. Selbst wenn "Firmenkrieger" zu Mittag mal Ramen-Nudeln schlürfen, bestellen sie oft eine Schale Reis dazu. Und auch Nachtische oder Kekse werden aus Reis hergestellt. Die Ansprüche an den Reisgeschmack sind daher besonders hoch, die Abstufungen verschiedener Sorten und Qualitäten fein, die psychologische Abhängigkeit von Reis groß.

Doch nun endlich bringt Technik eine Erleichterung für Diätwillige: Seit ein bis zwei Jahren sind Reiskocher en vogue, die im Vergleich zu normalen Reiskochern den Anteil von Kohlenhydraten um etwa ein Drittel senken.

Dabei verwenden sie einen simplen Trick: Der Reis kocht nicht wie bei normalen Reiskochern in einem geschlossenen Kessel, sondern in einer Art Sieb. Dies erlaubt es dem Reiskocher, entweder während des Garvorgangs das Wasser langsam aus dem Reis in einen Auffangbehälter sickern zu lassen oder wie in einem anderen Fall das Sieb langsam aus dem Wasser zu heben.

Damit kleben die gelösten Kohlenhydrate nicht mehr wie bisher an den Reiskörnern. Stattdessen sammeln sie sich im Kochwasser, das danach entsorgt werden kann. Der Nachteil: Diese Reiskocher sind deutlich höher als bisherige Modelle, da sie Platz für das Kochwasser haben müssen.

Doch das wichtigste kann der Kocher in den Augen eines Testers des Kakaku-Magazins: leckeren Reis zubereiten. Er wäre zuerst etwas skeptisch gewesen, ob kohlenhydratreduzierter Reis ihm genauso Munden würde wie herkömmlich gekochter Reis, schreibt er. "Aber er schmeckt genauso gut." Der Geschmack sei erfrischend gewesen. "Ich empfand ihn sogar als etwas eleganter als mit normalen Reiskochern gekochten Reis." Selbst nach einiger Zeit im Kühlschrank schmecke er gut.

Natürlich kann man bei diesen Testberichten nie ganz sicher sein, wieviel davon Werbung ist. Aber die neuen Produkte haben immerhin genug Japaner überzeugt, für einen kleinen Boom in einem Markt zu sorgen, der eigentlich schon technologisch ausgereizt schien.

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