Der Android-Guide für Smartphone-Neulinge und Umsteiger
Ob blutiger Anfänger oder alter Kenner: Diese Anleitung nimmt Sie bei der Einrichtung Ihres neuen Android-Smartphones an die Hand.
(Bild: dpa, Britta Pedersen/Symbolbild)
- Cora Beckmann
Smartphone bedeutet nicht gleich smart. Damit Ihr neues Handy es so weit bringen kann, braucht es etwas Zeit, sich bestmöglich auf Sie einzustellen und Sie kennenzulernen. Wir bieten Ihnen hier eine kleine Starthilfe, die die gemeinsame Kennenlernphase so einfach wie möglich gestalten soll.
Diese Anleitung ist für alle Android-Smartphones allgemeingültig, auch wenn die Hersteller alle eigene Bedienoberflächen besitzen: der Ablauf ist effektiv bei allen gleich. Die einzelnen Auswahlen kann man überspringen oder später nachholen und im Nachhinein auch noch revidieren. Die folgenden Schritte sollen Ihnen helfen, sich durch die Abfragen des Google Einrichtungsassistenten zu hangeln und Ihr Smartphone perfekt auf Sie und Ihren Alltag einzustellen.
Google oder nicht?
Beim ersten Start des Smartphones werden Neueinsteiger vor die wichtige Frage „Google oder nicht?“ gestellt. Möchte man sein Smartphone nicht mit Google verbinden, sollte man sich bewusst sein, was das genau bedeutet: Apps aus dem Google App Store laden ist nicht möglich, ebenso das Anlegen von Backups bei Google Cloud sowie das Sperren und Löschen des Geräts über die Cloud, wenn Sie es verlieren sollten.
Doch warum sollte man sich überhaupt gegen die Verbindung mit Google entscheiden? Dazu gibt es so einige Gründe. Google speichert beispielsweise all Ihre Suchanfragen und verfolgt Ihren Standort permanent. Zwar kann man diese Aufzeichnung ablehnen, damit funktionieren einige Dienste nicht mehr. Doch dazu später mehr. Die Gespräche, die Sie mit dem Google-Sprachassistenten führen werden aufgezeichnet und gespeichert. Google kann unheimlich viele Rechte auf Ihrem Gerät einnehmen, weshalb auch die Entscheidung für oder gegen Google bei der Ersteinrichtung Ihre Smartphones eine wichtige Rolle spielt.
Google-Alternativen
Das bedeutet nicht, dass Sie zwangsweise auf Google angewiesen sind. Für jeden Google-Dienst gibt es eine Alternative – so lassen sich Mail, Kalender, Kontakte, Aufgaben und Notizen problemlos auch ohne Google nutzen. Außerdem gibt es auch einen alternativen App-Store, der im Gegensatz zu Google Ihre Privatsphäre wahrt. Der sogenannte F-Droid Store bietet Ihnen Apps ganz ohne Schnüffelfunktionen und Anmeldung. Bekannte Apps wird man dort nicht finden, aber bei vielen Anwendungsfällen stößt man auf geprüfte privatsphärenfreundliche Alternativen. Wer Interesse am Alternativ-App-Store hat, findet bei uns eine detaillierte Beschreibung und Anleitung von F-Droid.
Um ganz sicher zu gehen, können Sie sich zusätzlich an unserer Privacy-Checkliste entlanghangeln. Dort haben wir alle nötigen Informationen für Sie zusammengestellt, damit Ihr Smartphone nichts ausplaudert.
Ja zu Google
Wer bereits über ein Google-Konto verfügt und es auch mit dem neuen Smartphone verbinden möchte, meldet sich nun damit an. Die bereits vorhandenen Daten, die Sie bei Google hinterlegt haben, beispielsweise Kalenderinhalte, Kontaktverzeichnis sowie E-Mails, werden daraufhin mit Ihrem neuen Gerät synchronisiert.
Als nächstes wird der Assistent Sie um Freigaben für diverse Google-Dienste bitten. Auch hier gilt es wieder zu entscheiden, ob Sie das möchten oder nicht. Wenn Sie beispielsweise also gerne Ihre Daten, Apps und Einstellungen irgendwann für ein anderes Smartphone nutzen wollen und über Google Drive ein Backup erstellen möchten, dann sollten Sie der Sicherung über Google Drive zustimmen.
Bei der Einrichtung Ihres Smartphones ist es generell wichtig mit in die Zukunft zu denken. So mag Ihnen vielleicht die Option „Speicherplatz freigeben“ gerade unwichtig erscheinen, in ein paar Monaten könnten Sie sich aber auch schon darüber ärgern. Ist der Speicher Ihres Smartphones fast voll, löscht diese Option bereits in der Cloud gesicherte Fotos und Video vom Gerät. Dies kann praktisch sein, sollten Sie das aber nicht wollen, dann können Sie bei Speicherplatzmangel ihr Telefon auch per Kabel an einen PC anschließen und die Inhalte manuell übertragen und gezielt Speicherplatz freigeben.
„Hier bin ich!“
Wie bereits erwähnt kann Google theoretisch permanent Ihren Standort verfolgen, das müssen Sie aber nicht zulassen. Unter der Option „Standort verwenden“ können Sie festlegen, ob Google und installierte Apps über WLAN, Mobilfunknetz und andere Sensoren Ihren ermittelten Standort nutzen dürfen. Ihre Entscheidung können Sie immer noch zu einem späteren Zeitpunkt im Menü unter „Einstellungen“ ändern. Dort können Sie auch für jede App die Einstellung anpassen, Sie müssen also nicht allen Apps den Zugriff auf Ihren Standort verbieten.
Ihr persönlicher Assistent
Mit dem Google Assistant verfügen Sie über Ihren eigenen persönlichen Assistenten. Damit dies auch gut funktioniert, benötigt er die Daten aus dem Google Standortverlauf, Geräteinformationen und Sprach- und Audiodaten, die Sie aufzeichnen. Er versucht Ihre Gewohnheiten zu erraten und Ihnen passgenaue Antworten auf Fragen zu liefern. Indem Sie mit ihm sprechen, können Sie Ihren Assistenten steuern und das Smartphone entsperren. Sie müssen lediglich „Okay, Google“ oder "Hey, Google" als Erkennungsmuster einsprechen.
Übernahme von Daten für Umsteiger
Dieser Schritt ist für Neueinsteiger uninteressant, aber für Umsteiger sehr wichtig. Bei der Anmeldung eines Smartphones werden Sie gefragt, ob Sie Sicherungen von einem vorherigen Gerät übernehmen möchten. Hatten Sie bereits ein Android-Gerät und möchten die Daten übernehmen, dann sollten Sie dies jetzt tun. Am schnellsten ist die Übertragung per Kabel, also USB, sofern beide Geräte dies unterstützen. Sonst funktioniert es auch über WLAN oder Bluetooth, aber leider auf beiden Wegen nicht immer zuverlässig. Trotz Sicherungsservice der Android-Betriebssysteme und des Google-Drive-Backups, gehen Daten und Inhalte gerne mal verloren. Smartphone-Hersteller haben daher eigene Umzugs-Apps entwickelt, die den Wechsel einfacher und vor allem kompletter machen sollen. Wenn Sie der herkömmlichen Datenübertragung also nicht vertrauen sollten, dann lohnt es sich unseren Vergleich dieser Umzugs-Apps zu lesen.
Start und erster Schritt
Der erste Schritt ist, nach der Grundeinrichtung des Geräts, die Anzeigeeinstellungen umzustellen und auf Ihre Bedürfnisse anzupassen. Schriftgröße und die Anzeigegröße der Elemente auf dem Display können Sie ganz nach Ihren Vorstellungen wählen. Ist das erledigt, lässt sich auch die Sprache – in unserem Fall „Deutsch“ – einstellen. Die Tastatur wird dabei automatisch mit umgestellt, so werden Ihnen auch Umlaute angezeigt und die Zeitzone passt sich aufgrund dieser Information ebenfalls direkt an.
WLAN-Konfiguration
Damit Ihr Smartphone sich auch mit allen Online-Diensten verbinden kann, benötigt es eine WLAN-Verbindung. Ihr Gerät sollte Ihnen jetzt empfangbare WLAN-Namen (SSIDs) anzeigen, mit denen Sie sich nach Eingabe des jeweiligen Passwortes verbinden können. Sollte Ihr WLAN nicht in der Liste auftauchen, warten Sie den nächsten Suchlauf ab. Möglich ist es auch, dass Sie bei Ihrem Router das Senden des WLAN-Namens deaktiviert haben und es deswegen nicht in der Liste auftaucht. Sollte dies der Fall sein müssen Sie die Verbindung über „Neues Netzwerk anmelden“ herstellen und dabei den Namen und das Passwort des WLANs eingeben.
Möchten Sie sich mit weiteren WLANs verbinden können Sie dies bei Bedarf über „Einrichtung/Netzwerk & Internet/WLAN“ nachholen. Noch leichter geht es mit einem langen Tastendruck auf das WLAN-Symbol bei heruntergezogener Menüleiste. Die Passworteingabe per WPS- oder WPS-PIN-Funktion des Routers ist dabei nur beim ersten Mal notwendig.
Für die Sicherheit
Auch wenn man gut auf sein Smartphone aufpasst, irgendwas kann immer passieren. Ein ausreichender Schutz vor unbefugtem Zugriff ist daher unbedingt notwendig. Als Hürde kann man eine PIN-Abfrage, den Scan eines oder mehrerer Fingerabdrücke sowie ein von Ihnen gesetztes Entsperrmuster, das zur Freigabe nachgezeichnet werden muss, einbauen. Manche Smartphones verfügen sogar über eine Gesichtserkennung. Sonst lässt sich das Stimmkommando „Okay, Google“ auch dafür einsetzen, das Gerät zu entriegeln, nur vom Eigentümer gesprochen, natürlich. Sollten Sie sich für die PIN-Abfrage entscheiden, empfehlen wir einen mindestens sechsstelligen PIN.
Google Pay
Verfügt Ihr Smartphone über einen NFC-Chip und wollen Sie den Bezahldienst Google Pay auch nutzen, dann folgt nun das Einrichten eines Zahlungsmittels. So können Sie in allen Geschäften per Smartphone zahlen, wo man sonst auch kontaktlos mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen kann. Einkäufe lassen sich so auch tätigen, wenn Sie ihr Portemonnaie zu Hause vergessen haben. Voraussetzung ist hierbei allerdings, dass Ihre Kreditkarte und Ihre Bank das Bezahlsystem unterstützen. Falls das nicht der Fall ist, gibt es einen Schleichweg über PayPal.
Individuelle Anpassungen
Was jetzt noch folgt, sind individuelle Verschönerungs- und Ausbauarbeiten. Wählen Sie Ihren Hintergrund ganz nach Ihrem eigenen Geschmack aus und wählen Sie das Farbschema, das Ihnen zusagt. Mithilfe einer Launcher-App (beispielsweise Nova, ASAP oder Microsoft Launcher) können Sie noch einen Schritt weiter gehen. So lassen sich beispielsweise die Optik des Homescreens und der Menüaufbau noch individueller gestalten oder auch bestimmte Wischgesten zur besseren Navigation einstellen. Die zahlreichen Optionen machen es möglich, Ihr Smartphone bestmöglich nach Ihren Bedürfnissen auszurichten.
Alle Apps, die Sie benötigen, finden Sie im Google Play Store und lassen sich nach Bedürfnis herunterladen. Aber Achtung, viele der Gratis-Apps verfügen über Tracker, die Ihr Smartphone tiefgehend durchleuchten. Um dem entgegen zu wirken, kann man mithilfe der App Blokada allerlei Schnüffelfunktionen den Kampf ansagen. Wenn man sich eh gegen Google entschieden hat, hat man derlei Probleme mit dem F-Droid-Store sowieso nicht.
Brauchen Sie diese App wirklich?
Oftmals befinden sich auf Ihrem Smartphone vorinstallierte Apps des Herstellers, die Sie nicht benötigen, man nennt sie auch Bloatware. Manche Apps können dabei interessant für Sie sein, andere hingegen weniger, je nach Bedürfnis können Sie die Apps also behalten oder eben nicht. Entscheiden Sie sich für die Deinstallation, ist dies leichter gesagt als getan. Unnützes kann man teilweise nicht komplett deinstallieren, sondern nur deaktivieren (unter „Einstellungen/Apps“). Es gibt einen Ausweg Apps mithilfe von Googles Platform-Tools zu deinstallieren. So lassen sich die Android-Smartphones auch ohne Rooten von vorinstallierten Apps befreien. Wer sich da nicht ran traut, kann die Verknüpfung zumindest vom Display entfernen.
Über die Zeit werden sich so einige Apps auf Ihrem Smartphone ansammeln und Ihre Displayseiten überladen. Sie können die Apps auch in sogenannte Schubladen stecken („Drawer“), die ihren Inhalt erst nach dem Antippen zeigen. Der Vorteil dabei ist eine aufgeräumte Startseite, der Nachteil ist, dass selten genutzte Apps schwerer erreichbar sind.
Da man allerdings auch mehrere Bildschirmseiten zur Verfügung hat und umblättern kann, sind Platzprobleme für die App-Symbole aber eher eine Ausnahme.
Klingel- und Hinweistöne
Die Klingeltöne Ihres Smartphones sind absolute Geschmackssache. Im Umfang enthalten sind eine Vielzahl von Melodien, die Sie sich aus einer Liste aussuchen können. Sind Sie eher der Typ für eigene MP3- oder MPA-Dateien, dann können Sie auch Ihren Lieblingssong als Klingelton wählen. Dazu muss die Datei allerdings im Ringtone- oder Notification-Ordner liegen, das heißt also Sie müssen Sie als Datei auf Ihrem Handy haben. Diese Ordner befinden sich im internen Speicher den Sie über die Dateien-App erreichtn. Die Hinweis- und Benachrichtigungstöne, lassen sich ebenso einfach nach Geschmack anpassen.
Akkulaufzeit verbessern
Damit Sie auch lange etwas von Ihrem Smartphone haben und nicht alle paar Stunden eine Steckdose suchen müssen, gibt es ein paar Tricks, Energie zu sparen. In den Einstellungen unter „Akku“ können Sie nachvollziehen, welche Apps und Funktionen besonders viel Energie benötigen. Mithilfe einer Entladekurve lässt sich ungefähr schätzen, wie lange Ihr Smartphone noch durchhalten wird.
Die Energiesparmodi der Hersteller unterscheiden sich alle. So schaltet beispielsweise das Pixel von Google in den Energiesparmodus, sobald es einen bestimmten Ladestand unterschreitet, den Sie unter „Akku/Energiesparmodus/Automatisch aktivieren“ anpassen können. Tritt das Smartphone in den Energiesparmodus, so schalten sich damit diverse Prozesse ab, auf die man aber sowieso nicht unbedingt angewiesen ist. Genau diese Hintergrundprozesse belasten nämlich nicht nur den Akku, sondern auch das zur Verfügung stehende Datenvolumen. Wer also nicht auf diverse Push-Benachrichtigungen angewiesen ist, kann getrost auf das automatische Abfragen von Nachrichten im Hintergrund verzichten. Sie lassen sich unter „Apps & Benachrichtigungen“ pauschal und für einzelne Apps deaktivieren, letzteres geht auch in der App selbst.
Ein weiterer Kniff, so viel Energie wie möglich zu sparen, ist die Displayhelligkeit zu regulieren. Je heller das Display, desto schneller entleeren Sie den Akku. Dies lässt sich nach Bedarf beim Herabziehen der oberen Menüleiste regulieren. Sonst können Sie im Menü unter „Einstellungen/Display“ auch die „automatische Helligkeit“ aktivieren. Dabei passt sich die Bildschirmhelligkeit automatisch Ihrer Umgebung an. Das reicht Ihnen noch nicht? Mehr Tricks können Sie auch in unseren Tipps zum Akku Sparen für Android lesen.
Cloud als zusätzlichen Speicherplatz
Früher oder später wird ihr Smartphone Sie fragen, ob Sie die eine Cloud, vorzugsweise die herstellereigene, nutzen möchten oder nicht. Meistens bietet es sich an, da Sie bei den Diensten der Hersteller einen großen kostenfreien Speicherplatz geboten bekommen. So ist die Google Fotos App bei Android schon vorinstalliert.
Die Cloud kann außerdem ein zusätzlicher Sicherungsfaktor sein, da Ihre Fotos oder auch andere Dateien direkt in die Cloud geladen und gespeichert werden. So können Sie bei Verlust Ihre Smartphones immer noch über die Cloud auf Ihre Daten zugreifen. Beim erstmaligen Start der Fotos-App sollten Sie das Backup Ihrer Fotos anwerfen – bis zu zwei Jahre kann man dort kostenlos Speicherplatz für Fotos in Originalgröße nutzen. Eine deratige Sicherung bieten aber auch Cloud-Apps, wie Dropbox oder Microsofts OneDrive.
Daten sparen
Wie bereits erwähnt, ziehen die diversen Hintergrundprozesse der Apps ordentlich Daten. Um Daten zu sparen, können Sie in der jeweils zuständigen App einstellen, dass diese bevorzugt im WLAN statt über das Mobilfunknetz abgerufen werden soll. Das gilt besonders für Apps, die Fotos, Videos und Musik einbinden und offline verfügbar machen. Wer zudem oft ins nichteuropäische Ausland fährt, sollte noch unter „Einstellungen/Mobilfunknetz“ das Datenroaming ausschalten, sonst gibt es bei der nächsten Rechnung Ihres Mobilfunkanbieters eine böse Überraschung.
Fazit
Letztendlich lässt sich sagen, dass es unzählige Tipps und Tricks gibt, wie man sich durch den Einrichtungprozess bei Android hangeln kann. Viel davon ist Geschmackssache und wird sich vielleicht sogar während des Gebrauchs auch noch ändern. Individuell kann man sein Smartphone aber auf jeden Fall gestalten und Spaß macht es sowieso, sich seinen neuen ständigen Begleiter ganz nach den eigenen Wünschen zusammenzubasteln. Auf geht’s! (cobe)