Telecom-Firma Tesion hat Umsatzziele deutlich verfehlt

Die EnBW-Tochter Tesion will aber ab 2003 schwarze Zahlen schreiben; EnBW hält den Einstieg eines Partners bei Tesion für möglich.

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  • JĂĽrgen Kuri

Das Telekommunikationsunternehmen Tesion, eine Tochter des baden-württembergischen Energieversorgers EnBW, hat die Umsatzziele für das vergangene Geschäftsjahr deutlich verfehlt, berichten die Stuttgarter Nachrichten. Anfang 2000 hatte Tesion noch ein Umsatzwachstum von über 100 Prozent auf 230 Millionen Mark angepeilt. Bereits im Laufe des Jahres musste das Ziel auf 150 bis 160 Millionen Mark korrigiert werden. Schließlich landete die Tesion GmbH bei 131 Millionen Mark, was gegenüber dem Vorjahresumsatz von 106 Millionen Mark ein Plus von 23,5 Prozent bedeutete – nach 221 Prozent im Vorjahr.

Tesion-Chef Stefan Niedermaier macht vor allem Verzögerungen beim Aufbau des bundesweiten Glasfasernetzes dafür verantwortlich: "Die Komponenten standen nicht rechtzeitig zur Verfügung, das Netz ging erst im November in Betrieb. Wir hatten jedoch schon früher mit Umsätzen gerechnet." Insgesamt 200 Millionen Mark hat Tesion im Jahr 2000 in die Netzinfrastruktur investiert, in diesem Jahr werden es 100 Millionen Mark sein. Für 2001 geht der Tesion-Chef von einem Wachstum zwischen 40 und 50 Prozent auf rund 190 Millionen Mark aus: "Im ersten Quartal haben wir einen guten Start hingelegt und Auftragseingänge von 16 bis 17 Millionen Mark verbucht. Beim Ertrag liegen wir sogar über dem Plan." Am Ziel, im Jahr 2003 schwarze Zahlen zu schreiben, hält Niedermaier fest.

Niedermaier sieht laut dpa sein Unternehmen fĂĽr die Zukunft allerdings gut gerĂĽstet: "Mit unserem modernen Netz stehen wir natĂĽrlich viel besser da als etwa einige Call-by-Call-Anbieter." Rund 15 Prozent des Umsatzes wĂĽrden mittlerweile ĂĽber so genannte Mehrwertdienste erzielt, mit denen sich ordentlich Geld verdiene lasse. Laut Niedermaier stieg die Zahl der eigenen Kunden im vergangenen Jahr von 42.000 auf 60.000 bis 70.000. Davon seien "mehrere tausend" direkt an das Tesion-Netz angeschlossen.

Der Tesion-Mutterkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) kündigte unterdessen an, für Tesion nach einem starken Partner suchen zu wollen. "Es macht Sinn, jemand ins Boot zu holen", sagte EnBW-Chef Gerhard Goll bei der Bilanzvorlage des Konzerns. Einen Zeitdruck gebe es allerdings nicht. Die Zahl der Mitarbeiter bei Tesion stieg seit Ende 1999 von 280 auf 400. Dass das Unternehmen seine Ziele verfehlt hat, blieb nach Niedermaiers Aussagen folgenlos für die Beschäftigten – trotz einer ergebnisabhängigen Entgeltkomponente: "Wir sind im Zweifelsfall sehr, sehr kulant gewesen." (jk)