Vier gewinnt

50 Jahre Honda CB 750 Four

Der Begriff „Meilenstein“ wird im Motorradsektor oft inflationär verwendet und dann umgehend von Fachleuten angezweifelt – meist zurecht. In Fall der Honda CB 750 Four verbietet sich jedoch jeglicher Zweifel an dieser Auszeichnung: Sie war das erste moderne Reihenvierzylinder-Bike in Großserie

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Der Begriff „Meilenstein“ wird auch im Motorradsektor oft inflationär verwendet und dann umgehend von Fachleuten angezweifelt – meist zurecht. In Fall der Honda CB 750 Four verbietet sich jedoch jeglicher Zweifel an dieser Auszeichnung: Sie war der erste moderne Reihenvierzylinder in Großserie und galt als das Superbike seiner Generation schlechthin. Ihre 67 PS beschleunigten die Honda auf 200 Stundenkilometer – ein unfassbarer Wert im Jahr 1969. Vor allem aber: Sie erwies sich als sehr zuverlässig und konnte damit die darbende Motorradindustrie in den 1970er Jahren wieder kräftig ankurbeln. Die CB 750 Four war wegweisend für alle kommenden Big Bikes aus Japan, ein Reihenvierzylinder ist seit ihr eine Selbstverständlichkeit.

Dabei hatte Honda schon früher Erfahrungen mit Reihenvierzylindern gesammelt, die Marke konnte bereits neun Straßen-Weltmeistertitel mit diesem Motorenkonzept (es gab sogar Fünf- und Sechszylinder-Rennmotoren von Honda) verbuchen. Da lag es nahe, auch ein Serienmodell mit vier Zylindern zu entwickeln. Für Firmengründer Soichiro Honda kam dafür nur ein Viertakter in Frage, während die japanische Konkurrenz für den Sportbereich Zweitakter bevorzugte.

Über ein großes Motorrad hatte man bei Honda schon eine ganze Weile nachgedacht und experimentierte tatsächlich zunächst mit einem Automotor, dem Zweizylinder des Honda N 600. Doch als Triumph mit einem neuen Dreizylindermotor vorpreschte, wollte Honda alle übertrumpfen und entschied sich, einen Vierzylinder zu verwenden. In nur 18 Monaten entstand die CB 750 Four.

Die erste Serie erzielt heute Höchstpreise

Am 25. Oktober 1968 wurde die CB 750 Four – damals noch mit dem Zusatz „Dream“ – auf der Tokyo Motor Show vorgestellt. Publikum und Fachpresse reagierten begeistert. Nicht nur wegen des Vierzylindermotors, sondern auch wegen der serienmäßigen Scheibenbremse vorn, wie sie bisher nur im Rennsport eingesetzt worden war. Dazu glänzte sie mit vier elegant geschwungenen Krümmern, die in vier verchromten Auspuffrohren endeten.

Dennoch war selbst Soichiro Honda skeptisch, wie gut sich das neue Modell verkaufen lassen würde. So wurden in der ersten Serie, später als K0 bezeichnet, ab März 1969 exakt 7414 Exemplare gebaut, deren Motoren im Sandgussgussverfahren produziert worden waren, was ihnen eine leicht rauhe Oberfläche verlieh. Als der Verkauf bestens lief, schwenkte man auf das übliche Druckgussverfahren um. Die CB 750 Four wurde im Laufe der Jahre stetig modellgepflegt und verbessert, doch heute sind die raren „Sandguss“-Exemplare die meistgesuchten und werden für weit über 20.000 Euro gehandelt.

Die CB 750 Four war zunächst für den japanischen und amerikanischen Markt gedacht. 1969 kostete sie in den USA 1495 Dollar, die Top-Modelle der Konkurrenz waren teilweise mehr als doppelt so teuer und die CB 750 Four wurde den Händlern aus den Fingern gerissen. Honda hatte einen Bestseller erschaffen, der sich auch noch durch Zuverlässigkeit auszeichnete. Während Motorräder aus England, Italien und Amerika ihre Besitzer mit häufigen Pannen und Fehlkonstruktionen nervten, zog die Vierzylinder-Honda wie ein Uhrwerk ihre Bahnen.

Pendeln bei Topspeed

Die nächste Serie, die K1, wurden bis Ende 1971 produziert und kam auf satte 77.000 Stück, die nun auch den europäischen Markt erreichten. Sie hatte als erstes Motorrad einen Kill-Schalter mit dem der Motor im Notfall sofort ausgestellt werden konnte. Doch nicht alle neuen Ideen an der Honda setzten sich durch, als 1976 eine Automatikversion, die CB 750 A, das Angebot ergänzte, traf sie auf keine Gegenliebe und wurde nach nur zwei Jahren eingestellt.