Zweite Haut für Obst und Gemüse

Eine aus natürlichen Zutaten bestehende Beschichtung soll die Haltbarkeit von Lebensmitteln drastisch verbessern. In den USA gab es schon Tests, Europa soll bis Mitte des Jahres folgen.

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Zweite Haut für Obst und Gemüse

(Bild: Ms. Tech / Apeel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Charlotte Jee

Ein Drittel aller Lebensmittel, die pro Jahr produziert werden, landen nie auf einem Teller. Das macht ungefähr eine 1,3 Milliarden Tonnen Abfall im Wert von 1 Billion US-Dollar. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Neigung, Obst und Gemüse wegzuwerfen, wenn es nicht mehr frisch aussieht. Das kalifornische Unternehmen Apeel will jetzt ein Gegenmittel dagegen gefunden haben: eine essbare, geschmacksneutrale Beschichtung, die für eine zwei- bis dreimal so lange Haltbarkeit sorgt.

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Die dünne Beschichtung besteht aus Fruchtfleisch, Schalen und Samen von anderem Obst und Gemüse. Die Zutaten werden zu Pulver gemahlen, mit Wasser vermischt und dann durch Sprühen, Eintauchen oder Bürsten aufgebracht. Diese zweite Haut wirkt wie eine Barriere, die den Verlust von Wasser und den Kontakt mit Luft verringert – die beiden wichtigsten Faktoren beim Verderben. Eine Zitrone, die sonst einen Monat lang frisch bliebe, könnte zwei Monate oder mehr lang halten, wenn sie mit Apeel behandelt wird. Und weil die Haut nur aus anderen Früchten besteht, ist sie auch essbar.

In den USA hat Apeel bereits 8 Millionen Avocados behandelt, berichtet der Gründer und CEO James Rogers. In Pilotversuchen konnten Einzelhändler und Lieferanten die Abfallmengen nach seinen Angaben um 50 Prozent verringern. Das Unternehmen hat 110 Millionen Dollar Kapital von Investoren eingesammelt, darunter die Bill and Melinda Gates Foundation. Bald soll der Marktstart in Europa kommen.

„Wir mussten den Einzelhändlern nichts über Lebensmittelverschwendung erzählen – sie wissen seit mehr als einem Jahrzehnt darüber Bescheid“, sagt Rogers. Von Apeel behandelte Avocados sollen bis Mitte des Jahres in einigen Läden in Deutschland, Belgien, Dänemark, Schweden und Norwegen zu finden sein, wenn die Europäische Union eine Genehmigung erteilt. Andere Früchte dürften bald folgen, aber Apeel verrät noch nicht welche und wann genau.

Die größte Herausforderung könnte darin liegen, Produzenten, Einzelhändler und Verbraucher dazu zu bringen, den Konsum von derart behandelten Produkten zu akzeptieren. Das ist die Einschätzung von Danielle Nierenberg, Präsidentin des Think-Tanks Food Tank. Tatsächlich können Verbraucher wählerisch sein, wenn es um Innovationen bei Lebensmitteln geht. Doch wenn sich diese Hürde überwinden lässt, so Nierenberg, könne Apeel dazu beitragen, dass Obst und Gemüse häufiger gekauft wird, weil es weniger schnell verdirbt.

Rogers ist zuversichtlich, dass die bekannten Zutaten dabei helfen, Verbraucher zu überzeugen. Die Behandlung mit Apeel werde auf der Verpackung angegeben sein. „Wir arbeiten mit der Natur zusammen, nicht gegen sie“, erklärt er.

(sma)